Gnadenkirche in Duisburg - Wanheimerort

Die Gnadenkirche in Wanheimerort wird in diesen Tagen 100 Jahre alt. Grund genug, einmal Rückblick zu halten.

"Der bescheidene `Schmiedesaal´ im Hof des Wohnhauses Schmiedestraße 8 diente bis dahin als Gottesdienststätte," berichtet Pfarrer Rolf Seeger in seinem Text für das Duisburger Jahrbuch 2009. Die Einwohnerzahl im Stadtteil war zu Beginn des Jahrhunderts stark gestiegen; die Gemeinde zählte schon mehr als 4.000 Gemeindeglieder, so daß der Bau einer eigenen Kirche fast schon folgerichtig war. Der Standort am Melanchthonplatz kommt dabei nicht von ungefähr: Ein Gemeindeglied überließ der Gemeinde das Baugelände als Geschenk.

Die Gemeinde entschied sich für einen Entwurf des Architekten W. Weimann. "Man betritt die Kirche und geht durch ein Langhaus mit schmalen Seitenschiffen rechts und links. Früher gab es eine reich verzierte Decke und schwere Kronleuchter. Vorne trifft man auf das Querschiff. Der Grundriß der Kirche ist also kreuzförmig. Ganz vorne im Chorraum, wo sich heute das große Fenster befindet, blickt man auf den Altar. Darüber befinden sich Kanzel und Orgel mit der Empore für den Chor. Baulich wurde damit betont, daß der Gottesdienst ein liturgisches kommunikatives Geschehen zwischen Gemeinde, Chor und Prediger ist, in dem sich die Begegnung zwischen Gott und Mensch ereignet," berichtet Seeger.

Heinrich Voss war ein engagierter Lehrer in der Schule an der Eschenstraße. Er schlug vor, die neue Kirche "Gnadenkirche" zu nennen. "Der Name soll das Fundament des Lebens und unseren Glaubens betonen," berichtet Seeger.

Die Kirche wurde am 24. November 1909 mit einem Festgottesdienst eingeweiht. Pfarrhaus und Konfirmandensaal wurden übrigens zeitgleich zur Kirche gebaut.

1908 war Wanheimerort zur Pfarrstelle erhoben worden. Das Jahr 1908 gilt somit als Gründungsjahr der "Evangelischen Gemeinde Wanheimerort". DIetrich Spering wirkte über 40 Jahre als Pfarrer an der Gnadenkirche.

Im Jahre 1917 tobte der Erste Weltkrieg. Er brachte auch eine Veränderung der Gnadenkirche. Zwei der drei Bronzeglocken wurden in der Waffenschmiede eingeschmolzen. Die Gnadenkirche erhielt erst im Jahre 1923 ihr neues Geläut. Es besteht aus drei Stahlglocken, die bis heute zum Gottesdienst rufen. 1925 wurde der Kindergarten an der Fischerstraße gebaut. Bald kam auch eine zweite Pfarrstelle östlich der Düsseldorfer Straße hinzu.

Dann kam der Zweite Weltkrieg. In der Nacht vom 21. zum 22. Mai 1944 wurde die Gnadenkirche bei einem Bombenangriff zerstört. Die Gemeinde mußte sich nun wieder in dem alten Gemeindesaal an der Schmiedestraße treffen, bis auch der in Schutt und Asche gelegt wurde. Nach dem Ende des Krieges baute die Gemeinde einen Gemeindesaal neben dem Kindergarten auf der Fischerstraße.

Nach dem Krieg stieg der Bevölkerungszahl in Wanheimerort stark an. Die Gemeinde wuchs auf über 12.000 Glieder. Zeit also, wieder eine neue Kirche, eine neue Gnadenkirche zu bauen. Die Baukosten in Höhe von 220.600 Mark kamen durch regelmäßige Spenden und den Verkauf von Grundstücken zusammen. Die Architekten Richter und Hudel aus Osnabrück wurden mit dem Bau beauftragt. "Schon die äußere Form war bescheidener als die alte Gnadenkirche," berichtet Seeger. "Unter Verzicht auf einige Anbauten, mit einem jetzt nicht mehr so hohen Turm, war es aber doch die `alte neue Gnadenkirche´, die nach zweijähriger Bauzeit am 3. November 1957 wieder ihrer Bestimmung übergeben wurde. Gerne wird betont, daß das Fundament der alten Gnadenkirche auch die neue wieder aufgebaute Kirche trägt."

Auch innen sah die neue Kirche anders aus. Die Orgel und die Empore für den Chor rückten aus dem Altarraum nach hinten, rückwärts zur Gemeinde. Die Kanzel wurde vorne seitlich angeordnet. "Damit wurde der Gottesdienst mit der Predigt als Ort der Verkündung des Wortes Gottes baulich betont," berichtet Seeger. Ein acht Meter hohes Glasfenster prägt heute den Altarraum.

Die Kirche wurde dann im September 2004 noch einmal umgebaut. Eine neue Heizung, ein neuer heller Natursteinboden und eine Bestuhlung statt der Kirchbänke kamen.

Bürgerreporter:in:

Andreas Rüdig aus Duisburg

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