Ein kleines Suchspiel
Ich sehe was, das Du nicht siehst

Was gibt es denn da zu sehen? | Foto: Sabine Pollok
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Ich heiße Sie recht herzlich in unserem Tagebuch willkommen und freue mich sehr, dass ich Ihnen wieder ein wenig aus unserem Leben erzählen kann.
Es ist viel passiert in letzter Zeit und gerade wenn es Auszüge gegeben hat, freut es mich um so mehr, wenn ich darüber reden darf. Natürlich fällt es mir leichter, wenn ich über Auszüge aus dem Hundehaus berichten kann, da ich ja nun mal meine Mitbewohner besser kenne, als die Bewohner des Katzenhauses. Aber ich bin in ständigem Kontakt mit Sissi und lasse mir immer wieder ein paar neue Kleinigkeiten erklären.
Fangen wir doch den Eintrag gleich mit dem schönsten Thema an.
Nachdem ich im letzten Eintrag auch schon über etliche Auszüge aus dem Katzenhaus berichten konnte, darf ich dies weiter führen und ganz besonders über einen Auszug freuen wir uns alle sehr, denn unser Alfred hat eine neue Familie gefunden.
Sie erinnern sich sicherlich an Alfred, der eine ganze Zeitlang unsere große Suite im Miezhaus alleine bewohnt hat, da er einen sogenannten chronischen Schnupfen hat. Wir haben uns trotzdem immer gefragt, warum sich niemand für diesen tollen Kerl interessiert, da er Menschen so über alles liebt und auch nicht unbedingt traurig ist, wenn er das einzige Familienmitglied mit 4 Pfoten ist. Nun, es hat endlich geklappt.
Endlich sind Menschen gekommen, die nur wegen Alfred da waren und die sich sofort in ihn verliebt haben. Sissi hat mir gesagt, dass sie schon sehr viel früher mit seiner Vermittlung, wie das offiziell genannt wird, gerechnet hat. Sissi hat mir erklärt, dass ein Hauptkriterium für eine gute Vermittlung der gute Draht zum Mensch ist. Wenn man also begeistert auf Menschen zu geht und sich streicheln und kuscheln lässt, dann hat man gute Chance, dass die Vermittlung schneller klappt. 
Sie hat wohl sofort meinen Blick richtig gedeutet und ehe ich ihr mit einer Nachfrage entgegnen konnte, meinte meine gute Freundin, dass das leider scheinbar nicht bei Tieren mit schwarzem Fell zutrifft, aber ich solle meine positive Einstellung Menschen gegenüber deswegen nicht aufgeben. Natürlich nicht! Ich kann aus meinem Fell nicht raus und ich liebe Menschen einfach. 
Aber zurück zum Katzenhaus und den weiteren Auszügen. 
Oskar und Merlin haben sich, nachdem sie sich im Katzenzimmer angefreundet haben, dann auch gleich noch beschlossen, gemeinsam ein neues Leben anzufangen und den Vorsatz sofort in die Tat umgesetzt. Das freut mich sehr, dann die beiden scheinen mir ein richtig tolles Team zu sein, das seinen Menschen viel Freude bereiten wird.
Das war es zwar mit den Auszügen aus dem Katzenhaus, aber ... oh ja, es gab auch einen Auszug aus dem Hundehaus!
Unser kleiner Luigi hat seine ganz eigene Familie gefunden und auch wenn das für Mama Loredana und seine Geschwister Lana, Lucia und Luca sicherlich nicht einfach war, so weiß ich, dass sich alle für ihn freuen. Der kleine Kerl wird mit seiner Familie viel erleben und die Welt der Menschen neu entdecken. Ich habe ein gutes Gefühl dabei, denn unsere Welpen oder vielmehr Junghunde zeigen nun wirklich so langsam ihren eigentlichen Charakter und so ist es viel besser zu beurteilen, wer am besten zu ihnen passt.
Es ist so schön zu sehen, dass unsere Menschen uns Zeit lassen und dabei immer unser Wohl im Blick haben. Sie wollen uns nicht mal schnell los werden, sondern uns erst einmal selbst kennen, um dann auch die passende Familie für uns zu finden. Manchmal dauert er halt auch ein wenig länger, aber es soll auch in unserem Sinne entschieden werden. 
Immerhin sind wir keine Sache, die man mal schnell über irgendwelche Kanäle wie ein Billigprodukt anbietet und sich dann wundert, falls der Käufer nicht glücklich ist und auf sein Garantierecht pocht und uns zurückschickt.
Nein, nein, gut Ding will Weile haben. Unsere Menschen können uns doch erst dann guten Gewissens richtig und passend vermitteln, wenn sie uns wirklich kennen und wissen, was wir brauchen und, ob die Menschen, die sich für uns interessieren, auch wirklich zu uns passen. Denn darum geht es doch.
Alle die wir hier leben, sind entweder gefunden worden oder aus einer Situation gerettet worden, die nicht gut für uns war.
Unsere Menschen suchen sich uns nicht aus, wir werden ihnen gebracht und sie kümmern sich dennoch um uns, weil es sonst wohl keiner tun will. Nicht jeder neue Bewohner ist gleich von Beginn an dankbar und erfreut, aber letztlich erkennen wir alle früher oder später, dass wir hier unsere Chance auf ein neues Leben bekommen.

Übrigens hat Luigis Auszug hat unsere Menschen kurz vor ein kleines Problem gestellt: Luca.
Luca hat sich mit seinem Bruder Luigi einen Zwinger geteilt und alleine sitzen lassen, wollten unsere Menschen ihn nicht.
Also gibt es jetzt bei uns eine neue Wohnungsordnung und dabei spiele auch ich, Blacky, eine Rolle!
Luca wohnt nun mit Emil zusammen, damit konnten Eddi und Elvis zusammenziehen, Mama Emma hat ihre beiden Mädels Emily und Elisa bei sich aufgenommen, Lucia und Lana wohnen weiterhin zusammen, Mama Loredana teilt sich den Zwinger mit Schneewittchen und Wuschel, Jeronemo und Benny haben sich als gute WG Kumpanen erwiesen und bleiben so zusammen in ihrem Zwinger. Jeder aufmerksame Tagebuch Leser weiß jetzt schon, nachdem Jeronemo und Benny ohne mich eine WG führen, dass ist umgezogen bin. Ich habe jetzt eine Freundin und zwar Bonny.
Ja, Bonny und Blacky, steht jetzt auf unserer Wohnungstür. Sieht das nicht gut aus?
Ich bin ganz begeistert und denke, dass Bonny mich auch ganz in Ordnung findet.
Sie kann es nur nicht leiden, wenn ich ihr Spielzeug in Beschlag nehme oder ihre Stofftiere anknabbere oder gar kaputt mache. Manchmal geht einfach meine große Freude mit mir durch, aber sie wird mir schon wieder verzeihen. 
Aber doch, ich glaube, sie mag mich schon. Sie kuschelt sich gerne in meinen Korb und Gassi gehen tut sie auch mit mir und wenn wir im Auslauf spielen, dann darf ich den Ball auch haben, obwohl sie schneller ist. 
Luca und Emil kommen echt gut miteinander aus. Luca hat sogar schon Eddi und Elvis kennen gelernt und was soll ich sagen, der kleine Mann kann sich echt gut behaupten.
Was mir mit meinem Umzug zu Bonny ein wenig fehlt, ist die Nachbarschaft von Schneewittchen. Sie ist, so wie ich, ein Hund mit dunklem Fell und hat leider auch das Talent, auf Fotos immer ernst oder nachdenklich zu gucken. Dabei ist sie so eine lustige und freche kleine Hundedame, aber irgendwie fällt das auf Bildern nicht so auf. Ich muss hier in der Tat ein ernstes Wort mit unserer Haus- und Hoffotografin wechseln. Und wenn Schneewittchen bellt, dass klingt das fast so, wie wenn sie "ja, ja, ja" sagen würde in ihrem ganz eigenen Singsang. Ich finde das irgendwie ziemlich drollig, aber ich bin ja auch ein sehr mitteilsamer Hund und hin und wieder übertreiben wir es schon gewaltig mit den Unterhaltungen. Ich weiß das und ich weiß auch, dass unsere Menschen deswegen manchmal wirklich zu Recht deutliche Worte finden, dass wir nicht alle 16 gleichzeitig aufgeregt irgendetwas erzählen sollen. 
Bonny hat mir auch schon erklärt, dass ich zwischendurch ruhig mal lieber nichts sagen sollte, als ständig immer mitzureden. 

Auch Sissi hat mir das letzte Mal, als wir uns gesehen haben erklärt, dass wir Hunde schon wirklich laut sind.
Nun, Entschuldigung, aber ich möchte nicht wissen, wie es im Katzenhaus klingen würde, wenn Katzen nicht niedlich schnurren und miauen würden und Sissi wäre sicherlich nicht eine der, die ganz still in ihrer Ecke sitzen würde.
Sissi hat mittlerweile mit Granny zusammen die Suite im Miezhaus bezogen, damit die beiden Damen ihre Ruhe vor den ganzen Kerlen im Miezhaus haben. Sie hat also nicht nur den perfekten Ausblick auf unsere beiden Ausläufe, sondern kann auch das Treiben im Miezhaus in aller Ruhe beobachten, ohne befürchten zu müssen, dass vor lauter Übermut irgendein junger Kater auf ihren Schoß springt oder sie schubst, wenn sie gerade am Essen ist.
Das Miezhaus ist fest in männlicher Hand. Ich glaube Chef im Ring ist Loki, zumindest erscheint er mir wie ein Fels in der stürmischen Brandung zu sitzen. Aber ich muss tatsächlich auf den nächsten Insider Bericht von Sissi warten, ob ich mit meiner Vermutung richtig liege, da ich leider nicht groß genug bin, um zum Fenster rein schauen zu können. 
Falls Sie sich nun nach all den Geschichten fragen, was ich mir denn heute mit dieser Überschrift gedacht habe oder welche Suchspiele wir hier betreiben...nun, lassen Sie mich erklären. Wie gesagt, ich bin nicht so groß, dass ich zum Fenster ins Miezhaus rein sehen kann, aber ich habe zwischen dem Sichtschutz durchspitzeln können und dabei ist mir aufgefallen, dass gerade  schwarz-weiß und getigert häufig vertreten ist.
Und hier kommt das Suchspiel.
Ich weiß, dass das nicht fair klingen mag, aber für mich sehen die Tiger fast alle gleich aus. Natürlich würde mir Sissi sofort widersprechen und ich bin froh, dass sie dann doch nicht so ganz nah bei mir ist, denn ich kann mir vorstellen, dass Widerspruch von ihr ggf. auch unangenehm sein kann. 
Ich weiß natürlich, dass es große Unterschiede bei all den getigerten Katern und Katzen gibt. Aber Tiger sind schon eine echte Herausforderung für das ungeübte Auge, vor allem weil die auch immer so schnell außer Sicht sind, wenn wir per Zufall mal im Auslauf sind und alle im Miezhaus gerade das Freigehege nutzen.
Da kann man als Hund nicht wirklich auf dicke oder dünne Streifen auf den Füßen oder am Hals achten oder sich überlegen, ob die Augen ganz hell gelb sind oder nur vor Wut leuchten oder ein Ohr spitz ist oder abgerundet oder das Fell mehr grau oder braun ist. Ganz ehrlich, da müsste ich schon sehr genau und vielleicht mit einer Zeitlupe bewaffnet schauen dürfen.
Ich fände es schon sehr hilfreich, wenn sich mal alle Tiger in einer Reihe aufstellen würden und ich zumindest die Größen vergleichen könnte. Aber glauben Sie mir, das wird nicht passieren.
Ich habe Sissi schon gesagt, dass sie nun mal wieder einen Eintrag schreiben muss, damit sie die ganzen Bewohner im Katzenhaus vorstellt.

Vielleicht kann mir Sissi dann auch bei einer Frage weiterhelfen, die mich wirklich nach wie vor beschäftigt.
Warum sind unsere Menschen scheinbar auf Wanderschaft gegangen?
Ich gehe an sich davon aus, dass unsere Menschen ganz genau wissen was sie tun, außer, wenn ich nicht genug Leckerli bekomme oder nicht alle Hände zum kuscheln an mir dran sind, aber prinzipiell finde ich, dass unsere Menschen für uns Tiere hier, immer das Beste wollen und tun. 
Aber als sie mit so einem komischen Wagen bewaffnet los gezogen sind und sich auch noch Farbe ins Gesicht gemalt haben, habe ich kurzfristig am Verstand unserer Menschen gezweifelt.
Natürlich habe ich die großen Plakate an dem Wagen gesehen und konnte auch lesen, dass da was mit "Katzenhaus" drauf stand, aber so richtig verstanden habe ich es nicht. Ich weiß, dass unsere Bewohner im Katzenhaus dringend neue Unterkünfte brauchen und auch wenn wir Hunde uns sicherlich ebenso über neue Wohneinheiten freuen würden, so muss selbst ich als durch und durch Hund gestehen, dass unsere Katzen wirklich in dem Fall an erster Stelle stehen sollten. Sissi kann mir hier sicher, wie immer, alles erklären. Sie ist die pure Weisheit auf 4 Tatzen. Ich weiß nicht, wie sie das macht, aber Sissi weiß einfach alles.
Der komische Wagen ist mittlerweile übrigens wieder eingepackt und unsere Menschen haben auch keine Farbe mehr im Gesicht und ich bin schon sehr auf diese Geschichte gespannt.

So und damit entlasse ich Sie wieder aus dem Tagebuch und wünsche Ihnen noch eine schöne Woche.
Vergessen Sie uns nicht.
Ihr
Blacky

Tierheim Höchstädt

Bürgerreporter:in:

Sabine Pollok aus Dillingen

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