Warum der Bezirk gerade heute wichtig ist - Bezirkstagspräsident Reichert auf dem Peterswörther Sofa

Bezirkstagspräsident Jürgen Reichert auf dem Peterswörther Sofa im Gespräch mit Mirko Zeitler - was der wohl wissen will?
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„Brauchen wir den Bezirk überhaupt noch?“ diese provokante Frage stellte Walter Kaminski, Vorsitzender des Peterswörther Sprachrohr, Bezirkstagspräsident Jürgen Reichert bei der Begrüßung zum 26. Sofagespräch im Bürgersaal. Moderator Mirko Zeitler (Hitradio RT1 Nordschwaben) griff sie auf, doch zunächst wollte er persönliches vom 59jährigen Präsidenten Schwabens wissen.

Ja, seine Frau erkenne ihn noch, denn sie kennt mich nur unterwegs, antwortete Bezirkstagspräsident Jürgen Reichert auf dem Peterswörther Sofa verschmitzt lächelnd. Auch wenn er nicht oft zu Hause sei, „wenn ich da war, war ich da und bin da – nicht nur anwesend“ ergänzte Reichert.

Nein, eine klassische Politikerkarriere sei es bei ihm nicht gewesen. Reichert sieht sich selbst als Quereinsteiger in die Politik. Jahrelang in der kirchlichen Jugendarbeit engagiert, neun Jahr Vorsitzender des Bezirksjugendring Schwaben haben ihn geprägt. Erst 1987 wurde er CSU Mitglied und 1998 erstmals in den Bezirkstag Schwaben gewählt. Jürgen Reichert, im Hauptberuf Direktor der St. Gregor Kinder-, Jugend und Familienhilfe Augsburg, wollte trotz Angeboten nie hauptberuflich Politik machen. „Ich wollte immer mit Kindern arbeiten, dies ist für mich eigentlich ein geldwerter Vorteil, den man versteuern müsste“ beschrieb er humorvoll den hohen Stellenwert seiner Arbeit. „Politik ist wie die Arbeit im Kinderheim“ zog Reichert einen Vergleich zu seinen Aufgaben als Bezirkspräsident. Zugute kommt ihm dabei, dass er in einer Band Schlagzeug, die geben den Takt an, spielte.

Natürlich interessierte Moderator Zeitler wie Jürgen Reichert zu der Ehrendoktorwürde der Universität Suczeava kam. Neben einer engen Zusammenarbeit des Bezirks Schwaben mit der Bukowina in den Bereichen Psychiatrie, Jugendarbeit, Wissenschaft, Sport, Hochwasserschutz gibt es seit Langem eine Kooperation mit Kinderheimen in der rumänischen Region. So wurden Mitarbeiter ausgebildet, er habe ein Grundlagenpapier als Einstieg in die Sozialarbeit für die Orthodoxie erarbeitet und Vorlesungen gehalten.
„Das Amt des Bezirkspräsidenten ist besonders bei Besuchen in den Pflegeeinrichtungen ein schönes Amt, gab Reichert, auf die Frage Amt oder Prestige, eine etwas überraschende Antwort. Und er räumte freimütig ein, dass er anfangs große Berührungsängste im Umgang mit Behinderten hatte. „Es waren für mich dann jedoch zu tiefste persönlich christliche Erfahrungen“.
An dieser Stelle brach Reichert eine Lanze für die großen subsidiären sozialen Aufgaben der Bezirke. Gerade in der Pflege stehen wir im Hinblick auf die demografische Entwicklung vor großen Herausforderungen. Dabei dürfe jedoch nicht nur der Finanzbedarf gesehen werden. „Menschen müssen im Alter würdig leben können“ lautet die Prämisse von Reichert und er fügte engagiert hinzu „Lasten dürfen nicht als Last gesehen werden“ und „menschliche Hilfe ist notwendig, nicht bürokratische Hindernisse“ – ein Seitenhieb auf viele einengenden Vorschriften und Reglementierungen. Und er lehnt Reformen um der Reform willen ab. Die Feststellungen zeigten, dass sozialpolitische Themen Herzensanliegen von Jürgen Reichert sind – „Ich verstehe vom Geschäft etwas und kann eigene berufliche Erfahrungen einbringen. Mirko Zeitler klammerte auch das Thema Psychiatrie nicht aus. Schon Montgelas erkannte, dass Psychiatrie größere Regionen als Städte und Kreise brauche, blickte Reichert zurück in die Geschichte. Für ihn ein Beispiel für Föderalismus, auch weil die Bezirksräte für den Bürger greifbar sind. Reichert hob die gute Qualität der Bezirkskrankenhäuser hervor. Grundsätzlich sprach er sich dafür aus, überall dort, wo der Bezirk finanziell drinsteckt auch Bezirk draufsteht. Damit würde für den Bürger sichtbar, welche Aufgaben der Bezirk erfüllt und welche vielfältigen Maßnahmen er vor Ort fördert.

In den 120 Minuten Sofagespräch sprach Mirko Zeitler die ganzen Tätigkeitsfelder des Bezirks an und der Präsident lies keine Frage unbeantwortet. So stellte er den Gewässerschutz, die Fischanlage in Salgen mit der „Wasserschule“ und die Ausbildung zum „Wasserpädagogen“ vor und meinte „wir haben zu wenig Erlebnisräume für Jugend“. Die Jugendarbeit ist für Reichert ein zentrales Anliegen. Die in seiner Zeit als Bezirksjugendringsvorsitzender entstandene Bildungsstätte in Babenhausen ist ein Zentrum für die Schwerpunkte Politik, Umwelt und allgemeine Jugendleiterschulungen geworden. Das Jugendprogramm für Schwaben ist ein wichtiger Baustein, denn für Reichert kommt die politische Bildung an Schulen zu kurz „Wissen ist nicht Bildung und soziales Lernen kommt zu kurz“ beschreibt er seinen Standpunkt.

Auch bei den Themen Denkmalschutz, Heimatpflege und Kultur nahm Jürgen Reichert die Gelegenheit wahr, die vielfältige Arbeit darzustellen. Er betonte die Bedeutung einer bodenständigen Kultur und die Notwendigkeit der Kunstförderung. Er bejahte eine pragmatische Denkmalpflege, alte Gebäude als Zeitzeugen der Geschichte sehen, ebenso wie er die Öffentlichkeitsarbeit verstärken will.

Und mit dem Schwabentag im Rahmen der GET am 25. Juni in Gundelfingen werden wir Schwaben in die Region bringen, machte Bezirkstagspräsident Reichert Werbung in eigener Sache. Der Bezirk wird sich und seine Aufgaben präsentieren. Und die Besucher werden erkennen, wie wichtig der Bezirk gerade heute ist.

Bürgerreporter:in:

Walter Kaminski aus Dillingen

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