Alte Friedberger Zeitungen
Heimatverein Friedberg macht sie lesbar

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Ganz neu können jetzt alte Zeitungen auf der Homepage des Friedberger Heimatvereins eingesehen werden.

Man wird älter und irgendwann beginnt man sich für die eigenen Wurzeln zu interessieren. Und manch einer wird es zutiefst bedauern, die Eltern oder Großeltern nicht gefragt zu haben, als diese noch lebten.

In der Jahreshauptversammlung des Heimatvereins referierte Josef Jörg, Kassier des Heimatvereins Friedberg und zugleich Archivbetreuer der Gemeinde Ried im Wittelsbacher Land, über das Thema "Der Friedberger Gemeindebote als digitales Tagebuch der Stadt und des Landkreises Friedberg“. In den alten Tageszeitungen finden sich u. U. auch persönliche Informationen. So stieß Josef Jörg beim Stöbern des alten Meringer Anzeigers auf einen Vorfall aus seiner eigenen Kindheit: "Baindlkirch. (Schwerer Verkehrsunfall.) In der irrigen Meinung, der Fahrer sei sein Vater lief ein zweijähriger Bub aus Baindlkirch am Mittwoch über die Straße auf den Fahrer einer Zugmaschine zu, um ihn zu begrüßen. Dieser hatte das Kind nicht gesehen und fuhr gerade an, das Vorderrad des ersten, mit Sand beladenen Anhängers verletzte den Kleinen schwer am Unterleib. Er mußte in das Friedberger Krankenhaus eingeliefert werden. Die Mutter sah den Unfall aus unmittelbarer Nähe. Sie rief das Kind noch zurück, konnte das Unglück jedoch nicht verhindern. Der Zustand des Kindes hat sich inzwischen gebessert." Scherzhaft merkte er an, dass der Zustand des kleinen Josef, der er ja selber war, sich damals tatsächlich gebessert hatte.
Der Heimatverein hat sich entschlossen, viel Geld in die Hand zu nehmen, um nun alte Friedberger Zeitungen zu digitalisieren.
Es war im Laufe des Jahres 2023, als der pensionierte Richter am Bundesfinanzhof, Dr. Johannes Selder, 58 Zeitungsbände der Jahre 1881 bis 1940 dem Heimatverein übergab. Er und seine Brüder wollten das Erbe des Vater, des Verlegers Hans Selder, in guten Händen wissen, und so wurde dieser Schatz in die Bibliothek des Heimatvereins aufgenommen.

Das Erbe des Vaters in guten Händen

Im Jahre 1955 hatte Hans Selder den Volksboten übernommen, der 1971 in die „Friedberger Allgemeine“ integriert wurde. Begonnen hatte es mit dem Friedberger Gemeindeboten unter der J. Eichleiter’schen Buchdruckerei in Friedberg. Ab 1872 hatte Redaktion, Druck und Verlag Pater Paul Krumm inne, ab 1879 Cölestin Härtl. Auf diesen folgte 1883 Karl Wendelstein. 1904 übernahm sein Neffe Anton Rathgeber den Gemeindeboten. Durch Einheirat kam 1919 Karl Lindner zum Zug. 1930 erfolgte die Namensänderung auf „Friedberger Volksbote“. 1941 wurde der Volksbote wegen Papiermangels eingestellt und erst 1949 nach Lizenzierung durch die Amerikaner durfte der Volksbote wieder erscheinen. Bis zur Verbreitung des Radios ab 1933 war die Tageszeitung die einzige überregionale Informationsquelle für die Bevölkerung.

Jede Seite der 42.096 Seiten wird per Hand einzeln umgeblättert

Sehr schnell zeichnete sich im Verein ab, dass es sinnvoll sei, die Bände nicht nur zu digitalisieren, sondern sie auch einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Josef Jörg war bereits befasst gewesen mit der Digitalisierung des Meringer Anzeigers. Überzeugt hatte die beauftrage Firma PPS PrePress-Systeme GmbH, die Frakturschriften lesbar machen kann. Viel Handarbeit ist mit der Digitalisierung verbunden, da jede Seite per Hand umgeblättert wird. So packte Josef Jörg die 58 Friedberger Zeitungsbände in sein Auto, reinigte und sortierte die Zeitungen daheim, besserte sogar eingerissene Zeitungsblätter aus. Der Vollständigkeit halber wurden noch aus dem Stadtarchiv Friedberg fehlende Zeitungen, insgesamt 11 Bände, ausgeliehen. Das Gesamtdigitalisat erhöhte sich somit auf 69 Jahrgänge mit 42.096 Seiten. Mit dieser Fracht beladen fuhr Josef Jörg mit seinem Privatauto nach Oberursel zu der Firma und holte auch alles wieder ab.

Das digitale Tagebuch der Stadt und des Landkreises Friedberg

Im Laufe seines Vortrags "Der Friedberger Gemeindebote als digitales Tagebuch der Stadt und des Landkreises Friedberg" zeigte Josef Jörg an Beispielen, welchen Wissensschatz diese alten Zeitungen bergen. Sie sind nun zugänglich. Dass dies möglich wurde, verdankt der Verein dem Informatiker Dr. Ludwig Nägele, der auf der Internetseite des Friedberger Heimatvereins eine Funktion implementierte, mit der diese Zeitungsausgaben online lesbar und mittels Suchbegriffen durchsuchbar sind. Man braucht also nur einen PC oder ein Tablet oder ein Smartphone und schon kann es losgehen.

So funktioniert es:

1. Internetseite des Heimatvereins aufrufen www.heimatverein-friedberg.de
2. In der linken Menüspalte auf Volksbote Fdb klicken
3. Dann „Zur Datenbank“ – anklicken
4. Suchbegriff eingeben (Beispiel: Freiwillige Feuerwehr Friedberg)
5. Das System liefert alle Zeitungen, in denen mindestens einer der angegebenen Begriffe enthalten ist
6. Nun eine Zeitung aufrufen. Klicken z. B. auf Friedberger Volksbote vom 07. 03. 1868, Nr. 20)
7. Es erscheint das PDF der aufgerufenen Zeitung (hier vier Seiten)
8. Um in der aufgerufenen Zeitung zu suchen ,die Tastenkombination: Strg  f   drücken
9. Es öffnet sich ein Eingabefenster (meistens rechts oben oder links unten)
10. In dieses Eingabefenster erneut den Suchbegriff Freiwillige Feuerwehr Friedberg eingeben.
11. Mit der Pfeiltaste arbeiten oder mit der Maus rauf- bzw. runterscrollen.
12. Der gefundene Suchbegriff ist im PDF grün hinterlegt.

Bürgerreporter:in:

Regine Nägele

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