Rabbiner Regina Jonas: endlich eine Straße?

Bildausschnitt: "Schrei 09:03 Uhr", 2017, Tusche auf Papier; ©: Konstanze Sailer | Foto: https://www.memorygaps.eu/
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Sollte anstelle von Ernst Udet in Berlin nicht endlich an Regina Jonas erinnert werden? Die digitale Kunstinitiative Memory Gaps regt erneut, zusätzlich zur Gedenktafel, eine Straßenumbenennung an.

Regina Jonas (* 3. August 1902 in Berlin; † 12. Dezember 1944 im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau) war die erste weibliche Rabbinerin der Welt. Nach Abschluss des Oberlyzeums in Berlin-Weißensee (heute Primo-Levi-Gymnasium) begann sie ihr Studium an der Berliner "Hochschule für die Wissenschaft des Judentums", das sie 1930 erfolgreich abschloss. Damit und mit ihrer Abschlussarbeit zu Thema "Kann die Frau das rabbinische Amt bekleiden?" rückte Jonas ihrem Ziel der Ordination zur Rabbinerin näher. Nach zahlreichen Übungspredigten, Religionsunterricht an Schulen der jüdischen Gemeinde sowie jüdischen Institutionen wurde sie schließlich 1935 zur Rabbinerin ordiniert.

Anfang 1942 wurde Regina Jonas zur Zwangsarbeit in einer Berliner Kartonfabrik verpflichtet und am 6. November 1942 zusammen mit ihrer Mutter in das KZ-Theresienstadt deportiert. Im Sammel- und Durchgangslager Theresienstadt hielt sie weiterhin Vorträge und Predigten. Sie arbeitete dort auch mit dem Wiener Psychiater und späteren Begründer der Logotherapie, Viktor Frankl zusammen, der ein "Referat für psychische Hygiene" eingerichtet hatte, um den nach Theresienstadt Deportierten über den Ankunftsschock im Konzentrationslager hinwegzuhelfen. Am 12. Oktober 1944 wurde Regina Jonas von Theresienstadt in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert und dort vermutlich kurz nach ihrer Ankunft ermordet.

Bis zum heutigen Tag existiert in Berlin keine Straße, die ihren Namen trägt. Hingegen ist nach Ernst Udet nach wie vor eine Zeile im Ortsteil Tempelhof – im sogenannten Fliegerviertel Berlins – benannt. Udet war Jagdflieger während des Ersten Weltkriegs. Als NS-Generalluftzeugmeister, zuletzt im Rang eines Generaloberst, verantwortete er ab 1939 die Flugzeugentwicklung sowie die technische Ausrüstung der NS-Luftwaffe. Anstelle von Ernst Udet könnte in Berlin an Regina Jonas erinnert werden.

Zum Memorial für Regina Jonas bei Memory Gaps

Literatur: "Die braune Gegenwart", eBook 2021

Bürgerreporter:in:

Karl-Uwe Lehmann aus Berlin

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