Mit Netz und ohne doppelten Boden: Wissenswertes über Spinnennetze, eine Faszination!

Großes Spinnennetz zwischen zwei Bäumen.
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Spinnen sind extrem hoch entwickelte Tiere. Da sie acht Beine besitzen, zählen sie nicht zu den Insekten.

Unter ihnen gibt es Arten, die keine Netze bauen. Dies sind zum Beispiel die Jagd- Spring- und Raubspinnen. Andere wiederum fangen ihre Beute stationär auf einer Blüte kauernd, wie etwa die Krabbenspinnen. Die meisten Arten jedoch, nutzen zum Beutefang einen Stoff, der für uns Menschen, wenn wir ihn denn herstellen könnten, wertvoller als Gold wäre: Die Rede ist von der Spinnenseide.

Die Theorie:

Dieses kostbare Material steht den „Webspinnen“ als schier unerschöpfliche Substanz in sieben verschiedenen Ausführungen zur Verfügung.

Dies sind unter anderem extrem dehnbare und dicke, nicht klebende Haltefäden zum Bau des Netzgerüstes, sehr dünne Signalfäden, die den Einflug der Beute signalisieren, Fangfäden, welche mit Leim benetzt sind der auch bei großer Hitze nicht austrocknet, Fäden zum Einspinnen der Beute, Sicherungsfäden, zum Überwinden größerer Hindernisse und mehr.

Sie sind ihrer Stärke sehr unterschiedlich konstruiert. Es gibt Fäden, die sind derart filigran, dass man 50.000 nebeneinander legen muss um nur die breite eines einzigen Millimeters zu erhalten.

Wie die Spinne zwischen den verschiedenen Materialien wählt, ist der Wissenschaft weitestgehend unbekannt. Ebenso wie der Stoff aus den Tieren austritt. Der Blutdruck einer Spinne ist etwa menschengleich. Atmosphärisch gesehen, sind dies ca. 0,2 bar. Die Spinne benötigt weder Muskel- noch Schwerkraft um ihre Seide zu produzieren.

Spinnennetze können eine große Menge an Aufprallenergie absorbieren. Die Fäden sind bis zum Vierfachen ihrer normalen Länge dehnbar, bevor sie reißen. Sie sind demnach höher belastbar, als eine Fiber aus Stahl.
Die Fäden der amerikanischen Seidenspinne „Nephila“ zum Beispiel, sind derart stabil, dass sie, würden sie extrem eng zusammengewoben, eine Pistolenkugel aufhalten könnten.

Es gibt Spinnen, die reflexartig Seide produzieren, wenn man sie zum Beispiel mit einem Stäbchen am Hinterleib berührt. Macht man diesen Stab dann zur Achse eines kleinen Elektromotors, kann man diesen Tieren Seidenfäden entlocken, die mehrere hundert Meter lang sein können.

Ein vergleichbarer Stoff ist vom Menschen, wie schon erwähnt, nicht synthetisch herzustellen.

Die Praxis:

Wir haben eine Wespenspinne als Beispiel genommen und möchten sie als Architektin eines ihrer kunstvollen Netzte gerne etwas näher vorstellen. Die kleine Bildserie zeigt sie bei der Arbeit:

Die Beute flog in den letzten Tagen besonders reichlich, da sonniges Wetter herrschte. Die Spinne muss, da sie an Größe stark zugelegt hat, erst einmal aus ihrer alten Haut heraus. Nachdem dies geschafft ist, beginnt sie bei Anbruch des Tages mit dem Bau eines neuen und entsprechend größeren Netzes.

Als erstes wird zwischen Binsen und Gräsern ein "Baugerüst" angefertigt, an welchem die Spinne die Radialfäden befestigt. Diese sternförmig vom Zentrum - der Nabe - des Netzes ausgehenden Fäden sind besonders stark und kleben nicht. In der Regel werden 38 Radien angelegt bis der Kreis geschlossen ist.

Als Nächstes beginnt die Spinne damit, eine sogenannte "Hilfsspirale" von innen nach außen zu bauen. Sie ist nichts anderes als ein grob gewebter Laufsteg, den das Tier zum Bau der eigentlichen "Fangspirale" benötigt. Ist die Hilfsspirale fertig, geht die Spinne zum äußeren Rand des nun fertigen Gerüstes und beginnt mit dem Einzug der Fangspirale.

Sie besteht aus extrem klebrigen, dehnbaren Fäden und wird sehr engmaschig gesponnen. Mit jedem Kontakt zu den Radialfäden wird eine zusätzliche Klebestelle notwendig. Der größeren Haltbarkeit wegen arbeitet die Spinne hier besonders gründlich, indem sie diese Punkte meist vierfach verklebt. Dieser Vorgang dauert etwa eine Sekunde pro Klebevorgang. So entstehen tausende von "Lötstellen" innerhalb eines Netzes. Beim genauen Hinsehen erkennt man in der Bildserie oben Teile der Hilfsspirale sowie die Seide der Fangspirale, die aus den Spinnwarzen am Hinterleib austritt. Durch Temperaturabfall während der Nacht oder einsetzenden Niederschlag in Form von Morgentau lässt die Spinne sich nicht stören. Das Netz wird durch die an ihm festklebenden Tautropfen einer ersten Belastungsprobe unterzogen.
Bei Sonnenaufgang, nach etwa 45 Minuten, ist das Tier mit seinem Bauwerk fertig.

Über zwanzig Meter Seide sind verarbeitet worden. Immer noch von Tau benetzt, geht sie in die Nabe und wartet auf Beute.

Gegen den wolkenlosen Himmel aufgenommen, sieht man zwar die Wassertröpfchen am Spinnenleib, die Netzstruktur hingegen ist nicht zu erkennen. Eine todsichere Falle für Insekten aller Art.

Unter der Belastung von Wasser dehnen sich Spinnfäden aus und werden einer ersten Belastungsprobe unterzogen, welcher die Konstruktion mühelos standhält.

Radnetzspinnen bauen in der Regel ihre Netze täglich neu. Vorher knäuelt die Spinne das alte Netz zusammen, formt daraus eine Kugel, verflüssigt es mit einem Verdauungssekret und frisst es auf. Der Stoff ist schließlich Eiweiß und somit wertvoll. Nur wenn das Netz allzu sehr verschmutzt ist, wirft die Spinne es weg. Das Netz, welches sie sich einverleibt hat, ist jedoch binnen kürzester Zeit und für das Tier unsichtbar, mit Schadstoffen der modernen Zivilisation belastet, die für einen solch sensiblen Organismus, wie die des Achtbeiners, fatale Folgen hat.

Mit mehreren aufgesogenen Netzen vergiftet sich die Spinne allmählich selbst und verendet schließlich durch Emissionen aus der Umwelt.

Falls dieser kleine Bericht über die Meisterwerke der Achtbeiner für Euch interessant war, könnt Ihr auf www.waldschrat-online.de noch mehr über sie erfahren.

Herzlichst
Euer Willi

Bürgerreporter:in:

H. - Willi Wünsch aus Bergheim

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