Eine Wanderung durchs Unstruttal

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Anmuth, Einsamkeit und Gewimmel,

dies war die Überschrift die ich im letzten Burgenland-Journal gelesen habe.
Es wurde auf eine vierbändige Reihe von August Trinius, der die Wanderung an Saale, Unstrut, Wera und Mosel beschreibt, hingewiesen.
Der erste von vier Bänden des Flusswanderführers ,, Durch Saaletal,, von August Trinius ist im Verlag Rockstuhl erhältlich.
Ich möchte hier ein Ausschnitt aus Trinius Wanderung ,,Durchs Unstruttal,, wiedergeben.
Da ich vor kurzen in Burgscheidungen war bietet sich das hier an.

Von Burgscheidungen bis Wendelstein

Über dem Thale lag noch die stille Weihe eines frühen Sonntagmorgen, als wir die letzte Höhe des über der Unstrut steil auftragenden Hügels hinanstiegen, welcher inmitten eines ausgedehnten , schattigen Parks das stolze Schloß Burgscheidungen trägt.
Der Fahrweg führt oberhalb des Gasthauses an der Kirche und dem Gottesacker vorüber, von wo er unter dichtgewölbten Laubbäumen zum Eingangsthor leitet, durch welches man in den Park eintritt, um in wenigen Minuten vor dem Schlosse zu stehen.
Die Hauptfront des Schlosses, mit stattlicher Steinterrasse, zu welcher aus den unteren Räumen einer Flügelthür sich öffnet, wendet sich ungefähr nordwestlich dem Hauppark zu.Der Giebel ist hier mit reichem bildnerischem Schmuck kriegerischen Inhalt ausgefüllt. Der Gesamteindruck des Schlosses, das im Rokokostil gehalten, ist außerordentlich vornehm. Die Verhältnisse des Baues, das kostbare Material rother Sandstein, die edle Linienführung, das künstlerischen Beiwerk, dies alles im Rahmen einer durch veständnißvolle Kunst gehobenen landschaftlichen Umgebung schafft ein Bild wahrhaft fürstlicher Pracht. Von den Fenstern dieser Hauptfront schweift das Auge aufwärts das Thal zu den Höhen bei Nebra und Vietzenburg. Die ehemaligen Wälle, Mauern und Gräben der alten Veste sind in stufenförmig abfallenende Parkanlage umwandelt, in denen hier und da noch die Steinbildnisse fröstelnder heidnischen Gottheiten halbvergessen aufragen, hochgestaltig, starkleibig, koketten Lächeln Umschau haltend.
In diesem Theil des Parkes finden wir auch an düsterer, feuchter Stelle, von Epheu und anderem Schlinggewächs umsponnen, das Erbbegräbniß der Besitzer Burgscheidungen.
Durch das Gitterthor blickt man auf die verstaubten, von Spinnengeweb umschleierten Särge, in denen jene ruhen, die die sich einst hier auch freuten an Sonnenschein, Baumgrün und Menschenrede. Der obere Theil das Parkes, wie solcher sich um das Schloß herum nach Tröbsdorf und den Dorfe Burgscheidungen hin entlang zieht, ist von Mauern umgürtet, auf denen die steinernen Brustbilder alter Helden und römischer Kaiser prangen. Wohlgepflegte Blumenbeete und Rasenflächen drängen sich um das Schloß, freundlich den übergang von den farbigen, traulich eingerichteten Gemächern zu dem stillen Park vermittelnd. Ein Rundgang durch den Park, oben längs den Mauern hin, entrollt wahrhaft poetischer Thalbilder......

August Trinius 1892

Bürgerreporter:in:

Uwe Dorloff aus Bad Kösen

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