Oberhausen wurde aufgewertet - Ein Interview mit Quartiermanagerin Elke Modersitzki

elke modersitzki
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oberhauser: Warum ist das Projekt „Integrierte Stadtteilentwicklung“ für den Stadtbezirk Oberhausen-Nord sinnvoll und notwendig? Elke Modersitzki: Die im wahrsten Sinne des Wortes sichtbarsten Veränderungen, die „von außen“ am deutlichsten wahrgenommen werden können, sind natürlich im städtebaulichen Bereich zu beobachten. Dazu zählen die Wohnbausanierung und eine attraktive Gestaltung des Wohnumfeldes. In diesem Zusammenhang möchte ich nur auf den über das Programm „Soziale Stadt“ geförderten „Drei-Auen-Platz“ verweisen, der ein Zentrum bzw. Treffpunkt ist, wo Menschen sich begegnen können. Weniger sichtbar, aber enorm wichtig ist für mich auch der soziale Aspekt des Projektes. Als Stichwort sei hier die „Integration von Migranten“ genannt. So bot zum Beispiel meine türkischsprachige Kollegin Frau Erdogan jahrelang Sprachkurse für türkische Frauen an. Von der wirtschaftlichen Seite her betrachtet, muss man nüchtern feststellen, dass unser Projekt unter ungünstigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen ins Leben trat. Die allgemeine Wirtschaftskrise und die damit verknüpften politischen Strukturreformen wie Hartz-IV und 1-Euro-Jobs überlagern das ursprüngliche Ziel des Projektes, Beschäftigung im ersten Arbeitsmarkt zu fördern,...
oberhauser: ...so dass die Schaffung von Arbeitsplätzen nicht in dem
Maße gelang, wie man es sich vielleicht erhofft hatte?
Elke Modersitzki: Das ist natürlich ein ganz schwieriger Bereich - aufgrund der von mir eben genannten Rahmenbedingungen. So ist es erfreulich, dass sich im zweiten Arbeitsmarkt etwas Positives bewegt hat. Die „Augsburger Lehmbau Gesellschaft“ hat zwei Blöcke von der Wohnungsbaugesellschaft gekauft, die dann über eine von der ARGE-Beschäftigung und dem Sozialreferat geförderte Maßnahme saniert wurden. Arbeitslose und Sozialhilfeempfänger wurden dortvon Meistern angeleitet. Es wurden umfangreiche Qualifizierungsmaßnahmen angeboten. Auch Langzeitarbeitslose konnten dieses Angebot nutzen. Sie bekamen dann ein Zeugnis und rückten somit wieder einen „Schritt näher“ an den ersten Arbeitsmarkt heran.
oberhauser: Welche Maßnahmen wurden seit 1999 ergriffen? Was ist bereits im Rahmen des Projektes „Integrierte Stadtteilentwicklung“ geschehen?
Elke Modersitzki: Das kann man hier gar nicht alles aufzählen. Was alles geschah, wurde besonders gelungen in der Ausstellung „Oberhausen, Wiege Augsburgs - ein Stadtteil stellt sich vor“ dargestellt, die vor zwei Jahren stattfand. Als Ort für diese Ausstellung wurde ganz bewusst die Stadtmitte ausgewählt, um die im Stadtteil Oberhausen bereits spürbaren Verbesserungen auch im Bewusstsein der „Gesamtstadt“ zu verankern. Dieses Ausstellungsprojekt hatte für die Stadtteilbewohner eine ganz wichtige sozialintegrative Funktion. Man konnte nach außen hin Selbstbewusstsein demonstrieren und auf die Stärken bzw. Ressourcen des Stadtteils Oberhausen hinweisen.
oberhauser: Frau Modersitzki, Sie betreuen das Quartiermanagement
des Projektes „Integrierte Stadtteilentwicklung Oberhausen-Nord“. WelchenAufgaben widmen Sie sich vorrangig? Für welche konkreten Projekte sind Sievor Ort zuständig?
Elke Modersitzki: In der ersten Phase des Projektes war ich unter anderem an der Erstellung des integrierten Handlungskonzepts beteiligt. Darüber hinaus wurden Vorlagen für die Ausschusssitzungen des Stadtrates erarbeitet. Vor Ort bestand meine hauptsächliche Aufgabe darin, die Beteiligung der Bürger zu fördern und den Planungsprozess transparent zu machen. Wir wollten den Leuten erklären, warum es sinnvoll ist, sich aktiv in ein derartiges Projekt einzubringen. oberhauser: Ein nicht ganz leichtes Unterfangen, denn der Stadtteil Oberhausen weist mit 20,2 Prozent - im Vergleich zu den anderen Augsburger Stadtteilen - einen relativ hohen Ausländeranteil auf. Inwieweit ist es Ihnen gelungen, die ausländischen Bewohner des Stadtteiles in die Projektplanung miteinzubeziehen? Gab es Sprach- bzw. Vermittlungsprobleme?
Elke Modersitzki: Anfangs hatte ich noch eine türkischsprachige Kollegin, so dass wir die Veranstaltungen problemlos zweisprachig durchführen konnten. Natürlich war es nicht ganz leicht, eine Bürgerbeteiligung in größerem Maßstab zu organisieren. Nachdem wir zunächst ein wenig „blauäugig“ an die Sache herangegangen waren, haben wir unser Konzept geändert und sind direkt an die anvisierten Gruppen herangetreten. So haben wir unsere Ideen im Rahmen des von meiner Kollegin geleiteten Sprachkurses den türkischen Bewohnern vermittelt. Es war erfreulich feststellen zu können, dass die ausländischen Bewohner des Stadtteils sich für das Projekt begeistern ließen.
oberhauser: Welche Funktion hatte bzw. hat der ins Leben gerufene
„Stadtteiltreff Oberhausen-Nord“?
Elke Modersitzki: Der Stadtteiltreff ist die zentrale Anlaufstelle für alle Projektinteressierten. Wir sind hier vor Ort der Ansprechpartner für die Leute des der meisten Menschen hat sich allerdings kaum etwas verändert. Das konnte das Projekt aber auch nicht leisten. Da muss man realistisch sein.
oberhauser: Wie lange läuft das Projekt „Integrierte Stadtteilentwicklung Oberhausen-Nord“ noch? Wann ist es abgeschlossen?
Elke Modersitzki: Die Entscheidung darüber liegt bei der Stadt Augsburg und der Regierung von Schwaben. Anzumerken ist aber, dass Projekte wie dieses schon vom Ansatz her zeitlich befristet sind. Sie wollen Hilfe zur Selbsthilfe sein.
oberhauser: Beschleicht Sie ein bisschen Wehmut, wenn Sie an das
Projektende denken? Der Stadtteil ist Ihnen in den vergangenen Jahren doch
sicherlich ans Herz gewachsen?
Elke Modersitzki: Natürlich blickt man mit gemischten Gefühlen auf das Ende dieses Projektes. An viele „kleine Dinge“ und Menschen hat man sich einfach gewöhnt. Auch im kulinarischen Bereich hat Oberhausen einiges zu bieten. Fahren Sie mal in die Donauwörtherstraße 129 und probieren dort eine „Kebap Calzone“ - sozusagen ein integratives Produkt!
oberhauser: Frau Modersitzki, vielen Dank für dieses Gespräch.

myheimat-Team:

Joachim Meyer aus Friedberg

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