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Turmwächter und Stadtmusikant

Die Aichacher Türmer waren Berufsmusiker und die meisten von ihnen hatten eine Ausbildung absolviert, die sich an denen der Handwerker orientierte: Nach einer mehrjährigen Lehrzeit blieben sie so lange als Geselle bei einem Türmermeister, bis sie selbst eine Anstellung als Stadttürmer erhielten. Die Funktion als Turmwächter, mit der sie heute fast ausschließlich in Verbindung gebracht werden, war ihnen eine lästige Pflicht, die zwangsläufig zum Türmerberuf gehörte und dem Berufsstand den Namen gab.

1696 wurde in Aichach mit Thomas Ranfft ein Türmer eingestellt, der 1704 bereits wieder entlassen werden musste. Es ist anzunehmen, dass der Stadt auf Grund der kriegerischen Ereignisse des Spanischen Erbfolgekrieges und der damit verbundenen Finanznot die Mittel fehlten, ihn weiter zu bezahlen. Während Ranfft ein jährliches Fixum seitens der Stadtkasse von 20 fl. erhalten hatte, bekam sein Nachfolger Johann Baptist Plazer zunächst nur 4 fl., ehe sein Gehalt im Lauf der Jahre auf 16 fl. angehoben wurde. Die elementarste Aufgabe des Türmers war die Feuerwache, außerdem musste er die Stunden, Halbstunden und zum Teil auch Viertelstunden mit dem Hammer nachschlagen, was nicht nur dazu diente, die Uhrzeit anzuzeigen, sondern auch ein akustisches Zeichen für die Wachsamkeit des Türmers war. Die Tatsache, dass ausbrechendes Feuer mittels Blasinstrumenten signalisiert wurde, gilt als einer der Gründe, das Amt des Turmwächters mit dem des Stadtmusikanten zu vereinigen. Der Wachdienst hatte zudem den Vorteil, dass der Türmer für musikalische Aufträge immer verfügbar war. Er hatte sich zwar um die Wache zu kümmern, musste aber nicht zwingend selbst wachen. Direkt auf die Feuerwache folgten seine Aufgaben bei der Kirchenmusik. Neben dem Chorregenten, dem Organisten und dem Tenoristen waren der Türmer und seine Gesellen die maßgeblichen Instrumentalmusiker auf dem Chor der Stadtpfarrkirche. Sie waren in der Regel im Stande, alle gebräuchlichen Streich- und Blasinstrumente zu spielen. Die wichtigste Einkommensquelle der Türmer war aber die Unterhaltungsmusik, das Aufspielen an Hochzeiten, Kirchweihen, Zunftjahrtagen und anderen Tanzereignissen. Anhand der Archivalien im Stadtarchiv Aichach kann Stadtarchivar Christoph Lang belegen, dass sich eine Stadt wie Aichach auch in der Frühen Neuzeit einen hauptberuflichen Musiker leistete. Dies ist ein eindrucksvolles Beispiel für die Wertschätzung guter Musik und ihrer Bedeutung im öffentlichen Raum. Mit dem Privileg zur Unterhaltungsmusik war ein Weg gefunden, auf dessen Grundlage sich die Kommune einen Stadtmusiker leisten konnte.

Der ganze Beitrag „Die Türmer der Stadt Aichach und ihre Bedeutung für das Musikleben“ von Christoph Lang ist nachzulesen in der Ausgabe 2012 des Jahrbuchs „Altbayern in Schwaben“. Der Band 2012 der Reihe „Altbayern in Schwaben“ ist im örtlichen Buchhandel oder im Landratsamt Aichach-Friedberg erhältlich. Dort gibt es auch Restbestände der Jahrgänge 2001-2010.

Quelle: „Altbayern in Schwaben 2012“

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