Ein letztes Adjöh ...

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Feuilleton

Monika und Werner - ein bißchen katzenverrückt darf man wohl sagen. wenn sie nicht inmitten eines großen Haufens hoher Backsteinhäuser wohnen würden, hätten sie sicher ein Katzenparadies. So aber haben sie bloß eines dieser Herrgottstiere mit grünen Augen - den schwarz-weißen Meikel. Irgendwo auf Werners Reisen ist Meikel, damals hatte er noch keinen Namen, ihm zugefallen. Einfach war’s sicherlich nicht, die grünen Augen mit Haut und Knochen - denn das war er gerade noch - davon zu überzeugen, daß es auch Menschen mit Herz und Seele gibt. Es ist den beiden gelungen, und Meikel - so haben sie ihn genannt - hat langsam das Regiment im Haus übernommen. Bemerkt haben Monika und Werner das gar nicht so recht - oder wollten sie es vielleicht nicht? Die Drei sind eine richtig kleine Familie geworden. Meikel zeigt wo es lang geht - und seine Menschen laufen den Weg mit. Nirgends steht es so geschrieben - aber gewiß ist es so - oder ähnlich. Einer muß ja der Chef im Hause sein - wie auf einem Schiff - da gibt es auch bloß einen Kapitän. Nun kriecht der Tag, an dem Monika und Werner verreisen wollen, immer ein bißchen näher. Meikel muß das Haus hüten - nein, nicht allein - eine Haushälterin steht im zur Seite. So wie sich das für einen Chef gehört. Seit Tagen wartet er auf den Zeitpunkt der Abreise. Heute ist es soweit - der Tag ist gekommen. Gemeinsames Frühstück, die morgendlichen Streicheleinheiten - und noch ein paar mehr - hat er schon eingeheimst. Die letzten Kleinigkeiten werden in der Küche zusammengepackt - das Auto steht draußen auf dem Hof parat. Gleich soll es losgehen. Und dann führt das Schicksal Regie. Meikel streicht durch die Küche - um die Beine seiner Menschen herum, um auf Katzenart adschüß zu sagen - und fällt wie vom Blitz getroffen auf die Seite. Der erste Eindruck - Meikel ist gelähmt. Er liegt auf dem Küchenfußboden - unfähig sich zu rühren - nur eine Vorderpfote hebt er zögernd an. Es ist wie ein letztes Adschüß. Nichts ist mit der Abreise - Hilfe muß daher. Der Telefondraht läuft heiß, bis endlich die Tierärztin erreicht wird. Zwei Operationen stehen bei ihr noch an - für elf Uhr wird der Fall Meikel eingetragen. Die Ambulanz wird informiert. Das Schicksal nimmt seinen Lauf. Man sieht in der Küche von Oelrichs zwei der Fügung ergebene Gesichter. Wie es Mannsbildern so eigen ist, fällt Werner zuerst das praktische ein. „Monika, das Auto steht auf dem Hof im Wege - fahr es man eben auf die Strasse - wer weiß was wird.“
Während Werner sich mit verdrehten Gefühlen am Küchentisch niederläßt, langt Monika sich die Schlüssel und saust nach unten. Kaum erklingt von draußen das erste Brumm-brumm, springt der gelähmte Meikel mit einem meisterlichen Satz auf den Küchentisch und schaut dem verstörten Werner glückstrahlend ins Gesicht. Was Werner in dem Moment gedacht hat, hat er nicht verraten, aber wer auch geneigt ist, etwas anderes zu denken, eine Ähnlichkeit mit biblischen Geschichten ist wohl rein zufällig.

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Bürgerreporter:in:

Ewald Eden aus Wilhelmshaven

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