Der Taternpfahl auf dem Deisterkamm an der Hannoverschen Heerstraße

Taternpfahl Deisterkamm aus "Deister go"
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Die Hannoversche Heerstraße

Die Hannoversche Heerstraße ist ein alter Deisterübergang (also eine Passstraße) vom ehemaligen Amt Wennigsen in das Amt Calenberg (Springe).

Bereits in den ältesten Deisterkarten ist diese einst bedeutende Passstraße vermerkt.
Bevor die „Hamelnsche Chaussee“ (um 1760 unter König- und Kurfürst Georg III) weiter östlich zwischen Holtensen und Steinkrug gebaut wurde, war die Hannoversche Heerstraße die wichtigste Verbindung zwischen der Residenzstadt Hannover und Hameln.
Auf der Nord-und Südseite des Deisters gab es je einen Ausspann (Einkehr/ Krug). Zwischen Argestorf/ Bredenbeck den Drosselkrug und auf der Springer-Deisterseite den Ausspann (Krug) bei der Sophienhöhe.
Die Hannoversche Heerstraße quert den Deister zwischen dem Bielstein und dem Kalenberg oberhalb von Bredenbeck.

Auf dem Deisterkamm

Auf dem Deisterkamm, genau an der Grenze zwischen dem früheren Amt Wennigsen und dem Amt und Stadt Springe steht der Taternpfahl mit einer Schutzhütte. Das Areal ist ein beliebter Rastplatz für Wanderer im Deister.
Nur wenigen Wanderern ist bekannt, dass der Taternpfahl und der dazu gehörige Platz eine historische Bedeutung haben.  Eine im Spätsommer 2018 neu geschaffene Hinweistafel klärt den Besucher auf.

Grenzpfahl für Tatern (Zigeuner)

Nach historischen Überlieferungen wurde ein Taternpfahl erstmals um 1635 auf Veranlassung durch Georg-Wilhelm Herzog von Celle-Lüneburg an dieser Grenze aufgestellt. An diesem Grenzpfahl mussten damals die Tatern „Zigeuner“ (heute Sinti und Roma) auf ihren Wanderungen anhalten und drei Tage verweilen, ehe sie durch einen reitenden Jäger aus Springe nebst Begleitung bis zum Tivoli Springe weiterreisen durften.
Auf dem Tivoli Springe durften sie dann drei Tage lang ihrem „Gewerk“ Kesselflicken und Wahrsagen nachgehen und sich Geld verdienen. Danach mussten sie Springe wieder verlassen und wurden bei Hillingsfeld dem Stadtbüttel von Hameln übergeben.
Durch Regierungsverordnungen von 1709 und 1710 wurde in dem braunschweig-lüneburgischen Land (also auch im Calenberger-Land) „den Zigeunern der Eintritt in hiesige Lande bei Leib- und Lebensstrafe verboten“. Es wurde in den Verordnungen auch verfügt, an den Grenzen, an Kreuzungen von Heerstraßen und Ämtern Tafeln und Pfähle mit entsprechenden Hinweisen aufzustellen. Vor diesem Hintergrund steht wahrscheinlich schon seit über 300 Jahren oben auf dem Deisterkamm ein sogenannter „Taterpfahl“.

Der neue Taternpfahl

Vor ca. drei Jahren (2016) war der „alte“ Taternpfahl abgängig. Mit Hilfe von Sponsoren konnte die Stadt Springe einen neuen Taternpfahl fertigen. Die Sitzgruppe mit Tisch und das Hinweisschild wurden ebenfalls erneuert. Somit wird der Deister-Wanderer eingeladen, hier auf dem Deisterkamm eine Pause einzulegen und sich mit der Historie zu beschäftigen.

Winfried  Gehrke (Der Deister-Winni) 2018

Quellen: Wüllner: Der Deister
http://www.kreuzstein.eu/html/body_springe_.htm
Ulrich Manthey: Der Chausseebau in: Industriegeschichte des Deister-Süntel-Raumes (= Hallermunter Schriften. Bd. 1). Museum auf dem Burghof, Springe 1996
https://www.strassenbau.niedersachsen.de/download/...
Der Deister: Natur,Mensch,Geschichte NGH 2017 zu Klampen Verlag Springe

Bürgerreporter:in:

Winfried Gehrke aus Wennigsen

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