Rapsöl , Rübenschnaps und Plumpsklo

Adolf auf dem Hof der Eltern in Vöhrum, Triftstraße
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Hinter dem Stallgebäude , zum Garten hin , hatte mein Vater in den 50er Jahren einen Hühnerhof eingezäunt.
Dadurch hatten wir in der Nachkriegszeit oft frische Eier , und manchmal auch das Hühnerfleisch. Schon Opa hatte an der Mauer zum Nachbarn einen Kaninchenstall aufgestellt , in dem dann auch Vater eine Zeit lang Kaninchen züchtete.

Die hintere Giebelseite des Stallgebäudes baute Vater etwas um , so daß er sich dort eine Werkstatt einrichten konnte. Wenn er es erlaubte konnte ich in der Werkstatt am Schraubstock sägen, hämmern, feilen und nageln.
Es fehlte darin an keinem Werkzeug , es mußte am Schluß aber alles wieder an seinen Platz zurück gelegt werden !

In dieser Zeit baute sich mein Vater eine Rapsmühle. Im wesentlichen bestand diese aus einem Motor, welcher über einen Keilriemen die Spindel in einem engen Zylinder zum Drehen brachte. Oben auf dem Zylinder war ein großer Trichter angebracht, durch den der Raps eingefüllt wurde. Am Ende des Zylinder drang die ausgequetschte Rapswurst heraus, und unter dem Zylinder, am tiefsten Punkt , floß langsam das goldfarbige Öl heraus.

Dank dieser Idee und der guten technischen Kentnis des Vaters , hatten wir so auch Öl zum Kochen, Braten und Backen. Den Raps bekamen wir oft aus Steinwedel. Hier lebte eine Cousine meiner Mutter , Tante Frieda.
Diese Rapsölproduktion mußte damals relativ geheim bleiben. Das Motorengeräusch der Mühle war Anfangs zu laut , so baute Vater einen lärmschluckenden Kasten der über den brummenden Motor gestülpt wurde.

Es dauerte nicht lange , da hatte Vater auch eine Rübenpresse gebaut. Diese Presse wurde in der Waschküche aufgestellt , die Zuckerrüben dafür kamen wieder aus Steinwedel. Diese Presse diente zur Herstellung von Rübensaft , - , das Besondere daran war , das man auch einen Rübenschnaps herstellen konnte , - , das wiederum mußte sehr geheim gehalten werden , weil es verboten war.

Die Nachkriegszeit brachte auch viele Flüchtlinge nach Vöhrum. Wie das bei vielen so war , auch meine Eltern wurden gezwungen diese aufzunehmen. In dieser Zeit lebte noch die Großmutter im Haus , so mußten wir dadurch schon eng zusammen rücken.
Die Flüchtlinge bekamen dann zwei Dachkammerzimmer. Zu der Zeit hatten wir noch ein Plumpsklo am Stall , aus hygenischen Gründen baute Vater den Flüchtlingen ein Klo am Stallgiebel.

Obwohl mein Bruder und ich nicht immer Zuckerbrot bekamen , habe ich meinen Vater, er starb schon 1958 , auch in guter Erinnerung.
Er hatte früher selbst Handball gespielt , und zum Fußball gucken fuhr er fast jeden Sonntag nach Peine. Seine Wurfkraft bekamen wir oft zu spüren, wenn wir mit Vater auf dem Hof Handball spielten. Da saß soviel Schwung hinter dem Wurf , daß wir mit dem Ball in das Tor fliegen konnten !

Wenn wir im Winter Frost und Eis auf den Wiesen hatten , dann holte Vater die Schlittschuhe hervor, und drehte die schönsten Lauffiguren und Sprünge auf dem Eis.
Die Dorfjugend und wir konnten dabei nur staunend zusehen.

Für mich war das 1 x 1 und das A,B,C oft wie ein Buch mit sieben Siegeln.
Das Lernen und Begreifen fiel mir schwer, ich mußte allein oder mit den Eltern, für jede einigermaßen gute Note schwer üben. Hatte ich am Tag vor einer Rechnenarbeit mit dem Vater noch gepaukt , so konnte bei mir am nächsten Tag in der Schule wieder alles weg sein.
Wenn Vater dann die schlechte Note sah, platzte ihm nicht nur der Kragen. Sein Ärger war so groß , daß ich in der Werkstatt mit einem Riemen verprügelt wurde. Aus Angst vor solchen Hieben, habe ich versucht gutes Wetter zu machen , in dem ich z.B. Hof u. Wege gefegt , oder Unkraut im Garten gezogen habe. -

Als Vater sich ein Motorrad anschaffte , waren wir natürlich begeistert wenn einer von uns mit fahren durfte. Meiner Mutter dagegen war dieser "rasende Molly" nicht ganz geheuer. Ihre Ängstlichkeit war dann auch nicht unbegründet , weil bald danach ein Unfall auf dem Zuckerbergsweg in Peine passierte.

Ganz plötzlich lief dort dort von rechts ein Kind in die Maschine. Durch das starke Bremsen schlug mein Vater mit dem Kopf auf die Lenkstange , und wir schleuderten dann in den Graben. Ich war mit einem Bluterguß glimpflich davon gekommen. Mein Vater mußte schwerverletzt mit einem Schädelbasisbruch, mehrere Wochen im Krankenhaus liegen.
Es waren schwere Wochen für die Mutter , denn gerade in diesen Tagen starb ihre eigene Mutter. -

Wieder aus dem Krankenhaus und gesund , ließ unser Vater sich nicht davon abbringen , weiterhin motorisiert zu sein. Er verkaufte zwar das Motorrad, aber dafür schaffte er sich erst einen gebrauchten , danach einen neuen VW - Käfer an.
Das Garagentor brachte er an der Giebelseite des Stallgebäudes an.

Mit dem VW Standard hat Vater mit der Familie einige schöne Fahrten , er hat uns damit die schönen Länder in und um Deutschland zeigen können.

Bürgerreporter:in:

ADOLF Stephan aus Peine

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