Uroma allein auf großer Reise ´Teil 5

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Ozark Missouri , Montag 5.4.2011

Für den heutigen Tag ist nichts geplant, mir ist das recht. In der Nacht bin ich rumgegeistert und traf Inge im Wohnzimmer mit einem Nutendo Spiel an. Ich dachte, damit spielen nur Kinder. Nun hatte den Eindruck, dass ich sie gerade bei etwas wichtigem störe und nach einem kurzen Wortwechsel verdrückte ich mich in die Küche und suchte etwas Essbarem. Mit einer Stulle in der Hand ging ich in mein Zimmer und beschäftigte mich noch mit dem Laptop.

8:00 in der Frühe.
Ich mach meine Tür auf und es riecht nach Kaffee. Bill und Inge sitzen im Hausmantel gemütlich am Frühstückstisch und genießen es.

Ich setz mich dazu und wir schwätzen von früher.
Warum Immer wieder von früher?
Mein Bruder und ich kamen als Kinder nie gut mit Inge zurecht, sie spielte mehr mit der Jüngste, wir waren derer fünf. Die Meinungen gingen wieder mal auseinander und ich hatte das Gefühl, ich bewege mich auf Glatteis.
Bill hatte ganz lieb den Tisch gedeckt und wir frühstücken und schwätzen weiter von früher, aus unserer Kindheit. Das hätten wir nicht tun sollen. Wir berührten einen wunden Punkt nach dem Anderen und ich musste heulen.
Das alles ist 70 Jahre her, ich glaubte dass alle Wunden mittlerweile verheilt seien.

Den ganzen Tag stand mir das Wasser mehr in den Augen als mir lieb war. Dazu kam, dass ich noch immer keinen Kontakt zu meinen Lieben in der Heimat hatte. Ich kam mir so allein und verlassen in der großen weiten Welt vor.

Zum Mittagessen machte Inge Wunderbare Kottelets mit Brokkoli und Kartoffeln. Ein Gläschen Rotwein rundete das Mahl ab und wieder kamen wir auf früher. Inge kam schon als Zehnjährige nicht gut mit Vater klar, und später ist sie oft abgehauen.
Nach siebzig Jahren erfuhr ich schreckliche Details aus unserem Familienleben, welche mir bisher noch nicht bekannt waren. Und vielleicht auch nicht stimmten. Warum wussten der ältere Bruder und ich nichts davon und mir kamen so meine Zweifel.
Die Asche meiner zweitältesten Schwester Elisabeth befand sich hier bei Inge auf dem Grundstück.
Sie starb in Kanada und Inge hatte ihre Asche mitnehmen können, was in Deutschland ein Unding wäre. Als ich die Stelle im Garten suchte stellte sich heraus, dass die Urne noch im Schuppen stand…..
So haben wir den ganzen Tag verplempert.
Ab und zu kam eine Verwandt, ich wurde vorgestellt, doch die Sprache war eine lästige Barriere und Inge keine fleißige Übersetzerin. Zudem stellte sich heraus, dass Inge selbst auch ihre Schwierigkeiten mit unserer Verständigung hatte. Sie ist seit 1955 drüben.
Nun ist 12:00 in der Nacht und ich werde versuchen die Nacht zu Ende zu bringen.

Ohne den Laptop wäre ich ganz schön aufgeschmissen. Ich kann ihm alles erzählen, was ich eintippe merkt er sich, ein sehr geduldiges Ding. Ich werde mir einen Namen für meinen treuen Begleiter aussuchen.

Gute Nacht All meine Lieben, schlaft gut, morgen beginnt ein neuer Tag.

Was hatten wir Dienstag gemacht??

Ach ja, da waren wir auch unterwegs, Inge kauft schon verschiedenes für Ostern ein, wenn die ganze Familie hier bei ihr sein wird, ein Traditionsfamilien fest. Und da wir Samstag auf große Reise gehen, (hab noch immer nicht herausgefunden wohin, nur der Name Becky fällt oft)
wird die Zeit für Erledigungen knapp.

Hab mir einen ganz tollen Schal gekauft, Seide, und Farben zum verlieben. Jeden Tag hole ich ihn aus der Schublade und muss ihn anfassen. Seide ist Seide.

Mit Tag und Nacht - -und Schlaf und wach sein - -hab ich noch immer so mein Problem, wird aber langsam besser.

Ozark, Mittwoch den 7.4.2011

Und wieder gehen wir Sachen besorgen. Durch die weiten Wege, und jedes Geschäft liegt an einer anderen Stelle, braucht das Zeit. Sie will ihr deutsches Brot, deutsche Wurst, deutsche Zutaten, was mir sehr gelegen kommt.
Und Inge lädt mich zum Mittagessen in ein tolles Lokal ein. Sie sagt, das Essen und Trinken außerhalb brauche ich nicht zu bezahlen, daheim wäre es billiger gewesen, also sei es ihre Sache. Zudem waren Inge, Bill und Becky vor fünf Jahren meine Gäste, und es sei ein weiterer Besuch in Deutschland geplant.
Ja, und da war doch eine Salatbar, über die ich mich zweimal hergemacht habe. Super, super gut.
Mit zufriedenen Bäuchlein kamen wir nachhause.
In der Zwischenzeit war der Mechaniker wegen dem Internett Anschluss da, er hatte einen Termin für den Abend. Inges Computer konnte angeschlossen werden, da war alles OK, aber bei mir konnte er nicht rein, er hatte den Code nicht.
Ja, das war‘s dann wohl.
Ich war todtraurig weil Inge nicht mit dem Anschließen zurechtkam. Sie sagte ich könne bei ihr dran, das war mir jedoch nicht so recht.
Es war eh recht komisch. Die meiste Zeit saß Bill im Wohnzimmer vor dem Fernseher, sagen wir lieber vor der Kinowand, Inge in ihrem Arbeitszimmer vor dem PC, ja und ich in meinem Zimmer vor dem Laptop.
Nachdem ich nur noch traurig rumgeschlichen bin versuchte Inge es nochmal, und es hat geklappt!!!

Hurra, hurra, ich bin mit der Außenwelt verbunden!!

Bin sofort in Facebook gegangen und mit Michael meinem Enkel, und Manfred meinem Freund im Chat gewesen, hat riesen Spaß gemacht, später kam noch Gina meine Enkelin dazu. Ich war überglücklich.

Durch die sieben Stunden Zeitverschiebung und zuhause kann auch nicht jeder wie er will, muss ich entweder nachmittags um drei Uhr parat sein oder morgens um sechs.

Aber alles ist besser als nicht zu wissen, was zuhause los ist.

Es geht mir wieder gut, nein, es geht mir sehr gut !!!!!

Bürgerreporter:in:

Waltraud Meckel aus Offenbach

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