Männer können Milch geben

Wieso haben Männer Brustwarzen? Können Männer stillen? Diese Fragen stellte sich schon Naturforscher Charles Darwin. Sind Geschichten von Milch gebenden Männern erfundene Mythen oder lässt sich das Phänomen biologisch erklären?

Alexander von Humboldt reiste im 19. Jahrhundert durch Lateinamerika. Dort begegnete der Naturforscher einem Mann, der sein Kind fünf Monate lang zwei- bis dreimal täglich stillte, da seine Frau krank war. Wie ist das möglich? Anscheinend hat die Sorge um sein Kind zu derartigen hormonellen Veränderungen geführt. Auch im 21. Jahrhundert ist ein Fall eines Milch gebenden Mannes bekannt: Ein Vater aus Sri Lanka sorgte im Jahr 2002 für weltweites Aufsehen, als er gleich zwei Kinder stillte. Die Mutter der Säuglinge starb drei Monate zuvor. Die Säuglinge begannen an den Brustwarzen des Mannes zu saugen und der Reiz sorgte daraufhin für die Ausschüttung besonderer Hormone.

Männer haben Milchdrüsen

Sowohl weibliche als auch männliche Embryonen haben im frühen Stadium Anlagen zur Milchdrüse und deshalb auch Brustwarzen. Allerdings bilden sich bei Männern die Drüsen nicht aus. Thorsten Siegmund, Endokrinologe und leitender Oberarzt in München erklärt gegen über n-tv dass es bei Männern zu hormonellen Störungen kommen kann, sodass sich die Drüsenkörper entwickeln. Dann sei der Mann tatsächlich in der Lage, ein milchartiges Sekret zu bilden – wenn auch nur wenige Milliliter davon. Denn Milchbildung ist nicht nur von entwickelten Drüsen, sondern auch vom Hormon Prolaktin abhängig. Frauen bilden dieses Hormon in der Schwangerschaft.

Männer bilden Hormon zur Milchbildung

Auch bei Männern ist Prolaktin – wenn auch in niedrigen Konzentrationen – nachweisbar. Siegmund macht im Interview auf die interessante Tatsache aufmerksam, dass der väterliche Prolaktin-Spiegel nach der Geburt sogar steigt. Doch das befähigt noch lange nicht jeden Mann, Milch zu geben. Schließlich produziert die Frau das Hormon monatelang in immer höher werdenden Konzentrationen. Siegmund meint, dass es nicht hilft, männliche Brustwarzen zu stimulieren, um ausreichend Prolaktin zu produzieren. Wie lässt sich dann jedoch der stillende Vater aus Sri Lanka erklären? Die Brustwarzen des Mannes müssen länger stimuliert worden sein. Und trotzdem ist es fast unmöglich, die Brustdrüse eines Mannes so leistungsfähig zu machen wie die einer Frau. Der Fall aus Sri Lanka bleibt ein kleines Mysterium.

Bürgerreporter:in:

Christian Gruber aus Dortmund

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