Anna Ließbet Stünkel , geboren 1641 im 30. jährigen Krieg in Suttorf

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Anna Ließbet Stünkel ist anno 1641 den 9. August Tag in diese Welt geboren und Anno 1664 sehlich entschlafen ihres Alters 23 Jahr.

So steht es auf dem Grabstein den Reimar Stünkel (Foto) beim Neubau seines Hauses im Erdreich fand.
Wer war diese Anna Ließbet Stünkel , woran starb sie ? Und wie lebte sie , ihre Geschwister und Eltern in Mitten des 17. Jahrhunderts auf Stünkels Hof in Suttorf ?

Anna Ließbet`s Vater , nennen wir ihn Hans , wurde 1609 auf dem elterlichen Hof geboren. Stünkels hatten einen großen Bauernhof mit Knecht und Magd . Er verbrachte zunächst eine unversehrte Kindheit. Alles drehte sich um Hof und Tier. Der Lebensbezug Anfang des 17. Jahrhunderts war die Gemeinde, das Dorf und die Mitbürger. Die Bauern haben den Großteil des Volkes ernährt. Eine wichtige Rolle dabei spielte in der Vergangenheit der Wald. Er war Lieferant für Brennholz und Bauholz , und wichtige Nahrungsquelle für die Tiere. Man praktizierte eine Waldweidewirtschaft.
Während die Feldfrüchte heranwuchsen war das Vieh im Wald und fand im Unterholz genügend Gras . War das Korn geschnitten und die Ernte / Feldfrüchte eingeholt trieb man das Tier auf die Stoppelweide.
Und im September konnten die Schweine wieder in den Wald zur Buch – und Eichelmast.
Das häusliche Leben dominierte die Frau.
Schon vor Sonnenaufgang wurde die Glut auf dem Ofen angefacht und der Kupferkessel mit Buchweizengrütze über das Feuer gehängt. Der Rauch zieht durch Stünkel`s Bauernhaus. Einen Schornstein gab es bei den damaligen Strohdächern noch nicht.
Die Mutter weckt alle auf. Zum Frühstück sitzen alle in der Küche am großen Eichentisch. Jeder langt mit dem Holzlöffel in den Kessel bis er alle ist.
Nach und nach kommen nun die Hirtenjungen die ungepflasterte Suttorfer Dorfstraße entlang um die Kühe, Pferde und Schafe von Stünkel abzuholen. Die Bauern, Mägde und Knechte gehen aufs Feld zur Arbeit.
Der kleine Hans feiert 1618 seinen 8. Geburtstag . In diesem Jahr entbrannte ein Religionskrieg mit ungeahnten Ausmaßen. „ Der Dreißigjährige Krieg „. Sieben Jahre war weitestgehend der Süden vom Kampf der kaiserliche katholischen gegen die Protestanten betroffen. Erst 1623 rückt Pfalzgraf Christian als Kreisoberster von Niedersachsen in Rodewald ein.
Seit daher herrschte auch in unserer Region Krieg. Ab 1625 begann die schlimmste Zeit im niedersäschisch - dänischen Krieg. Christian von Dänemark wurde zum obersten Befehlshaber von Niedersachsen gewählt.
Im Sept. 1626 rückte der kathl. Kaiserliche General Tilly nach Neustadt vor.
An der Leine zwischen Suttorf und Neustadt schlug er für fast 2 Monate seine Zelte auf.
Wenn so ein Troß von Soldaten vor der Haustür quartiert wird es für die Landbevölkerung sehr ungemütlich. Stünkels müssen wie alle Bauern die Kriegmaschinerie miternähren. Die Soldaten brauchen Feuerholz , Getreide , Fleisch , Wein u.s.w. .
Mehr als 1/3 der Zivilbevölkerung fallen im 30 jährigen Krieg durch Gewalt , Krankheit und Hunger. Die protestantischen Bauern in Suttorf mußten all ihr Hab und Gut hergeben. Die Kirche wurde jämmerlich zugerichtet. Die Glocke geklaut. Vielerorts wurden Kirchen zu Pferdeställen für die Soldaten gemacht.
Die Dörfer im Amte Neustadt machen 2-3 Plünderungen in den Kriegsjahren durch.
In dieser kriegsbestimmenden Zeit um das Jahr 1630 heiratete Hans Stünkel seine Catharine.
Im gleichen Jahr zerstörte der kaiserl. Feldherr Tilly die protestantische Hochburg Magdeburg. Jeder 2. Einwohner starb qualvoll. Das erschütterte die protestantischen Führer Europas so sehr das sie Bündnisse gegen die Katholiken bildeten.
König Gustav Adolf von Schweden wollte die Deutschen befreien und landete im Juli 1630 auf Usedom. Er wollte die Machtstellung des dänischen Kaisers und der Protestanten in Norddeutschland wiederherstellen.
Im wüstdarliegenden Suttorf stellte sich derweil der Kindersegen ein. 1634 wird Sohn Hans geboren.
Jetzt bekommen es die Katholiken von den Protestanten zu spüren. Jedoch war die Grausamkeit gegenüber der Landbevölkerung auf beiden Seiten gleich.
Der Krieg ernährt den Krieg. Wenn so ein Heer mit Soldaten , Frauen und Kindern durchs Dorf war , lag dieses Wüst.
Berüchtigt war der sogenannte „Schweden Trunk“. Mit einem Trichter wurde dem Feinde solange Gülle eingeflößt bis der Magen sich aufbläht und platzt.
Trotz des im Frühjahr 1635 geschlossenen Prager Friedens gingen die Kriegswirren weiter.
Die Deutschen fühlten sich als Bürger des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation und wollten ihren Frieden nur intern innerhalb deutscher Grenzen schliessen.
Das gefiel dem katholischen Frankreich nicht und so verbündete es sich mit dem protestantischen Schweden.
Die deutsche bzw. Europäische Politik interessierte die von Kriegsleid geplagte Landbevölkerung in keiner Weise. Sie hatten ihre eigenen Probleme.

In einer Bittschrift von 1635 an Herzog August in Celle schreiben die Suttorfer Bauern :

„Schlimmer als andere Dörfer hat der Ort bei zwei Verschiedenen Belagerungen leiden müssen. Unsere Häuser sind ruiniert oder vom Feind eingeäschert worden. Die Obstbäume hat man für Brennholz abgehauen. Das Suttorfer Holz (großer Wald zwischen Suttorf und Neustadt) ist vernichtet. Das ist von den Tillyschen Truppen ebenso wie von den schwedischen geschehen. Bei der letzten Belagerung haben sie hier ihr Feldlager aufgeschlagen und 33 Gebäude abgerissen. Suttorf ist zu einer wüsten Einöde geworden. In den wenigen Gebäuden, die noch übrig geblieben sind, besitzen wir kein Dach mehr über dem Haupte. Wir bitten flehentlich darum, die schlimmen Kriegssteuern zu mildern....“

Suttorf traf es hart. Dienstgeld, Gartenzins und Kriegsgeld mussten gezahlt werden. Die Früchte vom Feld und die Tiere waren geraubt. Fast 2 Dutzend Familienoberhäupter fielen in den Wirren des 30. jährigen Krieges. Ihre Frauen blieben mit den Kinder ledig auf dem Hof zurück.
1641 ist im ganzen Amt Neustadt wegen der Kriegszüge der Kaiserlichen und der Schweden von August bis Dezember kein Gottesdienst am Sonntag gehalten worden.
Pastor Febbe und viele Basser und Suttorfer flüchteten nach Neustadt (teilweise auf`s Schloß) oder ins damals gut versteckte Metel.
Da es von Wäldern gänzlich eingeschlossen war.

Am 9. August 1941 wird Anna Ließbet Stünkel in Suttorf geboren.
Ob sie mit Ihrer Mutter und den Kindern nach Neustadt geflüchtet ist oder auf dem Hof verblieb läßt sich nicht mehr klären . Sollte sie aber 1641 getauft worden sein, dann von Pastor Flebbe auf Schloss Landestrost (Landesverderb).
Das Jahr 1641 ist noch ein besonders schlimmes Kriegsjahr für unsere ganze Gegend gewesen, denn die Rache der Schweden war groß seit dem der Landesfürst mit dem Kaiser Frieden geschlossen hat.
Herzog Georg starb 1641. Seine vier Söhne regierten danach in Hannover nacheinander. Das Herr des Hauses hatte 30000 Soldaten auf ihrer Soldliste.
In Suttorf gab es derweil nur noch 4 Höfe. Einer verarmt und verwüstet. Zwei weitere lagen wüst. Einzigst der Hof Stünkel war noch im „Stande“.

Ackerflächen konnten nicht mehr bestellt werden weil keine Menschen mehr vorhanden waren. Plünderungen, Raub mit roher Gewalt, Mord und Totschlag, Hunger und Armut, Pest und viehlose Weiden ergaben damals das Bild dieser Landschaft. Ein Bild der Trostlosigkeit und Verzweiflung der restlichen Suttorfer die sich in Mooren und Wäldern versteckten.
Bis Ende 1642 halten die Streifzüge an.

Im Zeichen des Glaubens wurde der 30. jährige Krieg entfesselt. Zur Neige geht er weil beide Seiten keinen Sinn mehr sehen Blut zu vergießen.
1645 machen sich Abgeordnete auf nach Osnabrück und Münster in Westfalen um einen dauerhaften Frieden zu schließen. Drei Jahre dauern die Friedensverhandlungen für einen ganzen Kontinent. 1648 wird im Ratssaal von Münster beim Europäischen Kongress der „Westfälische Frieden“ besiegelt.
Suttorf erholt sich nur langsam von den Auswirkungen des Krieges. 1651 wird Johann Wilhelm Stünkel , der Bruder von Anna Ließbet geboren.
Die Neuansiedlungen verliefen sehr zögernd . Einige Hofstellen blieben als Wüstungen jahrzehnte lang unbesetzt.
Anna Ließbet Stünkel hatte in dieser Zeit kein einfaches Leben. Der Hof lag teilweise Wüst. Der Krieg und seine auch körperlichen Folgen sind immer noch das vorherschende Thema in der Landbevölkerung. Die Lebenserwartung war damals niedrig. Zwischen 40 und 60 Jahren war man schon alt.
Ein weiteres Problem , dass man kaum wusste welche Krankheiten tödlich waren. Es gehörte zum Lebensgefühl des 17. Jahrhunderts, dass man ein schweres Fieber oder einen Infekt unverzüglich als Anzeichen einer womöglich tödlichen Krankheit sah.
Die Tuberkolose war zwischen 20 und 40 ein erhabliches Problem, wie auch das Kindbett mit seinen Infektionen für die gebärende Frau.

Es lässt sich nicht klären aus welchem Grund Anna Ließbet 1664 mit 23 Jahren starb. Die ältesten Kirchenbücher im Neustädter Land , die aus dem Kirchspiel Basse , beginnen am 29. September 1667, also 3 Jahre nach dem Tod von Anna Ließbet. Datenbestände vom möglichen Vater, Mutter und Geschwister stammen aus den USA von der Church of Jesus Christ of Latter-day Saints.

Zum Grabstein kann man sagen , dass zur Herstellung Sandstein verwendet wurde. Es handelt sich um einen sog. Barockgrabstein. Sie wurden ab Mitte des 17. Jahrhunderts mit Engelköpfen und Wappenähnlichen Darstellungen bis ins 18. Jahrhundert hergestellt. Verwendet wurden meist formelhafte Inschriften. Wer sich einen solchen Stein leisten konnte gehörte zur wohlhabenderen Teil der Bevölkerung ( Küster, Krüger und große Bauernhöfe)

Der Fund des Grabsteines im Garten von Stünkel`s der bis ins 18. Jahrhundert sicherlich am Standort der alten Fachwerkkapelle in Suttorf ( An Höhe jetztiges Erdbeerfeld Lübbert) im Kirchgarten gestanden hat, hat Reimar Stünkel dazu bewogen seine Tochter Anna Catherine nach ihrer Vorfahrin zu benennen.

Bürgerreporter:in:

Thorsten Wrona aus Neustadt am Rübenberge

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