Hainhofen damals
VOM HEXENBERG ZUM KIRCHBERG

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Wie das fließende Wasser nach Hainhofen kam

Wenn man heute den Kirchberg in Hainhofen hinaufwandert und anschließend der unbefestigten Straße nordwestlich zwischen den Wiesen folgt, erreicht man rechter Hand bald eine kleine Baumgruppe, unter derem dichtem Gestrüpp man die Überreste einer der wichtigsten technischen Entwicklungen der Dorfgeschichte findet. Hier oben war die sog. "Wasserreserve" installiert, d.h. unter diesem Hügel verbergen sich heute noch unterirdische Hochbehälter, von denen aus die Gemeinde erstmals mit fließendem Wasser versorgt werden konnte. Als Kinder spielten wir oft an diesem geheimnisumwitterten Platz, zumal es wenige Meter daneben mit dem "Funkhäusle" noch eine zweite verbotene Zone gab. Dieses Häuschen der Bundesanstalt für Luftfahrt diente der Aufzeichnung von Daten aus dem Luftverkehr, war streng abgeriegelt und Verbotsschilder warnten uns Jugendliche erfolgreich vor dem unerlaubten Betreten. Einzig Frau Kummer vom Kirchberg unten besaß den Schlüssel zu diesem magischen Ort, der uns sein Geheimnis bis zu seinem Abriß nie wirklich preisgab. Doch kehren wir zurück zur Hainhofer Wasserreserve.

Sie war Thema der Viertklässler im Fach "Heimatkunde". Statt digitaler Medien gab es damals als Anschauungsmaterial in den meisten Volksschulen nur eine Art Sandkasten, in dem die markanten Gebäude des Dorfs mit rotweißen Kreidehäuschen recht grobschlächtig nachgestellt waren. Über die Wasserreserve blieb im Gedächtnis, daß sie mit Wasser vom „Hexenberg“ drüben in Westheim gespeist wurde, welches angeblich ohne die Kraft einer Pumpe, nur mit Hilfe des natürlichen Gefälles in einer Rohrleitung hierher auf die Anhöhe über Hainhofen kam. Wenn man hier oben steht, mag man bezweifeln, ob das denn technisch wirklich möglich war. Die Wahrheit liegt irgendwo in der Mitte.

Beschlossen wurde der Bau einer Hainhofer Wasserleitung im Januar 1928 und bereits am Ende des selben Jahres waren alle Arbeiten dafür fertiggestellt. Das begehrte Wasser wurde in einer Zisterne am Hexenberg gesammelt und floß unterirdisch in einem Rohr hinab ins Schmuttertal und hinüber nach Hainhofen. Bei der alten Brücke an der Welzhofer Mühle wurde der Fluß überquert und danach führte die Leitung zunächst ins Dorf bis zum „Milchhäusle“. Dort war eine unterirdische Pumpe installiert, welche das Wasser hinauf in die Hochbehälter der Wasserreserve am Kirchberg beförderte. Über den Molkereibrunnen wurde später auch zusätzliches Wasser in die Leitungen gepumpt um den fehlenden Druck zu erhöhen.

Ab den 60er Jahren stieß man auf Grund steigender Einwohnerzahlen und dem rapide wachsenden Wasserbedarf durch den Einbau von Bädern in allen Häusern immer öfter an die Grenzen der Wasserversorgung, wobei es aus den Hähnen und Duschen droben am Kuglerberg in heißen Sommern oft nur noch tröpfelte. Diese unbefriedigende Situation verbesserte sich jedoch erst im Jahr 1973 entscheidend, als die Gemeinde Hainhofen an das leistungsfähige Netz der Stadtwerke Augsburg angebunden wurde.

Anmerkung:
An welcher Position genau sich die Zisterne am Hexenberg befand, konnte ich bis dato noch nicht recherchieren. Ich vermute in dem Wäldchen, das in den Bildern 7 bis 9 dargestellt ist. Dort deuten zumindest heute noch vorhandene Brunnen auf natürliche Wasservorkommen hin.

Quelle:
Neusässer Beiträge zur Denkmalpflege XII
„Vom Schöpfbrunnen zur Kreiselpumpe“
Matthias Lutz, 2015

Bürgerreporter:in:

Helmut Weinl aus Neusäß

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