Hainhofen damals
Das war dann mal weg: DAS "SALETTLE"

Ausschnitt aus einer zeitgenössischen Ansichtskarte mit Blick auf den Brauereigasthof Mayr und das Salettle am Straßenrand
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  • Ausschnitt aus einer zeitgenössischen Ansichtskarte mit Blick auf den Brauereigasthof Mayr und das Salettle am Straßenrand
  • hochgeladen von Helmut Weinl

Heute im Jahr 2023 gibt es viele Menschen, die mit dem altmodischen Begriff "Salettle" nichts mehr anfangen können. Nein, es handelt sich dabei keineswegs um einen kleinen Salat, den der Schwabe gerne als Beilage zum Schnitzel im Gasthaus bestellt, denn das wäre ein "Salädle" mit einem langgezogenen "ä" in der Mitte! Aber mit den Dorfwirtschaften steht das verschwundene "Salettle" durchaus in enger Verbindung.

Um das Wort zu erklären, beginnen wir zunächst in Italien. Die "Saletta" bezeichnet dort einen "kleinen Saal", also das "Sälchen". Von unseren südlichen Nachbarn, aber auch aus Frankreich, verbreitete sich dieser Ausdruck vorwiegend in Österreich und in Bayern. Im späten 19. Jahrhundert kamen die sog. "Salettl" insbesondere im süddeutschen Raum ganz groß in Mode. Die erstmals aufblühende, wohlhabende "Freizeitgesellschaft" liebte diese hölzernen, meist offenen Gartenhäuser oder Pavillons in den Wirtsgärten und Parks, um sich dort in guter Gesellschaft zu treffen und eine Maß Bier oder auch mal einen Kaffee zu genießen. Im Gegensatz zu den oft düsteren und verrauchten Gaststuben wurden diese romantischen Lauben auch von der Damenwelt gerne besucht. In manchen Fällen waren die Salettl wie ein Wintergarten direkt an den Gasthof angebaut, oder wie im Schwäbischen Himmelreich in Hainhofen auf das Erdgeschoß aufgesetzt. Anders als in Wien oder in München verwendete der Schwabe wie gewohnt die typische Verkleinerungsform seines Dialekts und nannte so ein Holzhäuschen "Salettle".

In Hainhofen fanden die Gäste einige solcher Salettla vor. In der Restauration "Waldfrieden" gab es gleich mehrere dieser sommerlichen Lusthäuschen in dem riesigen Erlebnisgarten rund um die beliebte Ausflugsgaststätte. Der hübsche Pavillon vor dem alteingesessenen Brauereigasthof Mayr stellte ein beliebtes Postkartenmotiv dar und im Schwäbischen Himmelreich war lange Zeit das obere Stockwerk quasi ein großes Salettle fürs Tanzvergnügen. Auf frühen historischen Ansichtskarten ist zudem ein großer Holzbau im hinteren Garten des Himmelreichs abgebildet. Mit einer Besonderheit wartete das Gartenhaus im Gasthof zum Lamm zu Martin Schurers Zeit auf, denn dort war direkt an die Laube eine überdachte Kegelbahn angebaut.

Leider sind kaum Bilder von diesen äußerst dekorativen Gartenhäuschen erhalten. Besuchen kann man heute keines dieser Salettla mehr. Sie waren allesamt bereits längst abgerissen, bevor die zugehörigen Gasthöfe endgültig ihre Pforten schlossen.

Einkehren kann man heute nur noch an wenigen Tagen im Jahr im "Schwäbischen Himmelreich", wenn dort zu den Weinfesten der Familie Zimmermann im Juni der Garten geöffnet wird. Mehr zu diesem ehemaligen Gasthaus siehe hier:

DAS SCHWÄBISCHE HIMMELREICH

Bürgerreporter:in:

Helmut Weinl aus Neusäß

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