Hainhofen damals
Das war dann mal (fast) weg: DAS "HAINHOFER DOPPELHAUS"

Bildfragment der Schlipsheimer Straße. Links das ehemalige Haus der Familie Helmschrott und dahinter das der Familie Wittmann, beide in der typischen Bauweise mit dem schrägen Anbau. Das Helmschrotthaus verfügt über ein großes Stadeltor, am Wittmannhaus gab es an dieser Stelle nur ein Stallfenster.
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  • Bildfragment der Schlipsheimer Straße. Links das ehemalige Haus der Familie Helmschrott und dahinter das der Familie Wittmann, beide in der typischen Bauweise mit dem schrägen Anbau. Das Helmschrotthaus verfügt über ein großes Stadeltor, am Wittmannhaus gab es an dieser Stelle nur ein Stallfenster.
  • hochgeladen von Helmut Weinl

Tatsächlich kann man eines dieser historischen "Doppelhäuser mit Dachschräge" in Hainhofen sogar heute noch sehen und zwar wenn man die Schlipsheimer Straße entlang fährt, am Abzweig zum Amselweg. Dieser eigenwillige Baustil prägte nicht nur das Ortsbild im Neusässer Stadtteil Hainhofen, sondern in vielen schwäbischen Dörfern, wo man ihm in stadtfernen Regionen wie den "Stauden" durchaus noch öfter begegnen kann. Aber auch ganz in der Nähe, im Nachbarort Ottmarshausen, steht ebenfalls noch ein Haus, welches klar erkennbar nach dem selben Konzept errichtet wurde.

Die markante Bauweise wurde vorwiegend umgesetzt bei kleinbäuerlichen Anwesen bzw. bei Höfen, die nur im Nebenerwerb oder zur Selbstversorgung betrieben wurden. Direkt in ein meist relativ kleines, schlichtes Wohngebäude war ein landwirtschaftlich genutzter Teil integriert, der vor allem als Stall und Lagerraum diente. Dieser bäuerliche Anbau zeichnete sich von weitem sichtbar durch die charakteristische schanzenartige Form seines Daches aus. In einem flacheren Winkel geneigt, ragte dieses über den Dachstuhl des Wohnhauses hinaus. Dadurch wurde mehr Raum für die landwirtschaftliche Nutzung geschaffen. Es konnte bei Bedarf ein hohes Stadeltor verbaut werden und darüber entstand Platz für die Einlagerung von Stroh und Heu als Futter für die wenigen Tiere. Manchmal wurden in den kleinen Ställen  nur Schweine und Hühner für den Eigenbedarf gehalten. Die besondere Dachform dieser Häuser beschränkte sich auf die Schauseite der Gebäude, dort wo sich der Haupteingang zur Wohnung befand, also zur Straße oder zum Hof hin. Auf der Rückseite hingegen paßte sich die Dachschräge des Anbaus im Normalfall der des Wohnhauses an und schloß mit dieser bündig in einer Linie ab.

Ein schönes Zeitzeugnis für diesen zweckmäßigen Baustil ist mit dem ehemaligen Wittmann-Haus an der Schlipsheimer Straße erhalten. Selbst nach mehreren Umbauten erscheint die ursprüngliche Optik des Gebäudes fast unverändert, auch wenn inzwischen sämtliche Räume Wohn- bzw. Sanitärzwecken dienen. Bis in die 60er Jahre hinein befand sich in dem nördlichen Anbau der Stall für ein Schwein, welches jährlich bei der Hausschlachtung vor Ort verarbeitet wurde. Gleich neben dem Saustall verbarg sich der "Sanitärbereich" in Form eines Plumpsklos mit direkter Verbindung zur Versitzgrube im Freien. Das Geschoß darüber diente als reiner Lagerraum für Brennholz und ähnliches, erreichen konnte man diesen jedoch nur beschwerlich über eine an die nördliche Außenmauer gelehnte Leiter. Immerhin kann man heute hinter dem Zaun wieder ein paar glückliche Hühner des neuen Besitzers zufrieden im Garten scharren sehen ... fast wie bei Witwe Bolte in der nicht immer guten alten Zeit.

Bürgerreporter:in:

Helmut Weinl aus Neusäß

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