myheimat.de setzt auf dieser Seite ggf. Cookies, um Ihren Besuch noch angenehmer zu gestalten. Mit der Nutzung der AMP-Seite stimmen Sie der Verwendung von notwendigen und funktionalen Cookies gemäß unserer Richtlinie zu. Sie befinden sich auf einer sogenannten AMP-Seite von myheimat.de, die für Mobilgeräte optimiert ist und möglicherweise nicht von unseren Servern, sondern direkt aus dem Zwischenspeicher von Drittanbietern, wie z.B. Google ausgeliefert wird. Bei Aufrufen aus dem Zwischenspeicher von Drittanbietern haben wir keinen Einfluss auf die Datenverarbeitung durch diese.

Weitere Informationen

Erinnerungen an mein ehemaliges Zuhause in Linz am Rhein, Buttermarkt 4 - Hallo, ich bin ein altes Fachwerkhaus in Linz am Rhein.........

  • http://www.myheimat.de/linz-am-rhein/gedanken/durch-myheimat-geschah-eine-wundersame-zusammenfuehrung-d2566462.html
  • hochgeladen von Gisela Görgens

......und stehe mitten in der Altstadt. Meine Bewohnerin denkt wohl, ich wäre unwichtig, da sie nichts über mich schreibt.

Deshalb stelle ich mich hier selbst vor: Als ich erbaut wurde, hatte Linz ca. 1400 Einwohner und war schon mit einer Stadtmauer befestigt. Man hat mich an die Hauptachse, die durch die Stadt führt, hingestellt. Wann genau das war, weiß man nicht. Man nimmt an im 17. Jh. Da ich aber eine weite Auskragung (Vorspringen des ersten Obergeschosses) und keine Mannfigur (eine Form des Strebenkreuzes ab dem 17. Jh.) am Haus habe trotz meiner exponierten Lage, müsste ich eigentlich viel älter sein. Meine Kopfstreben wurden erneuert. Man kann allerdings an der Verzapfung heute noch sehen, dass ursprünglich breite Konsolen angebracht waren. Ich habe zwei vollausgebildete Giebel, wohlgemerkt zwei! Und dann bin ich auch noch zweigeschossig!

Auch habe ich noch einen Schuppen, ebenfalls in Fachwerk, einen Hof und einen Garten.

Nach dem Buttermarkt hin bin ich überhängend, aber keine Angst, ich falle nicht um. Schließlich stehe ich schon über 400 Jahre so da. Nachdem im 19. Jh. Die Feuerversicherung gegründet wurde hat diese verlangt, dass man mich verputzt. Eine ganz furchtbare Zeit begann für mich. Ich bekam kaum noch Luft. Dieser Zustand hatte doch ca. 100 Jahre angehalten. Aber endlich, im Jahr 1959, wurde ich wieder befreit von dem Panzer. Jetzt bin ich wieder wunderschön.

Ab 1614 wohnten in mir die Familie Braun, Wappenschmied und Schlosser von Beruf. Einer davon war Mattheis Braun, über den es eine interessante Geschichte gibt, die ich Euch heute erzählen werde: „ Nach seinem Tod hat sich in der Stadt das Gerücht verbreitet, dass der Verstorbenen zur Absicherung seiner noch nicht mündigen Kinder auf dem Grundstück seines Anwesens Geld vergraben und seinen Vater Johannes davon in Kenntnis gesetzt hätte. Als der Vater Johannes Braun 1676 verstarb, lebte das Gerücht wieder auf; ebenfalls wurde verbreitet, dass der Nachbar über das Versteck Bescheid wüsste. Auf Betreiben des Vormundes der Kinder wurde der Nachbar vor das Stadtgericht zitiert und durch den Schultheißen in Anwesenheit von zwei Schöffen verhört. Er erklärte, dass Matthias Braun ihn zu seinem Totenbett bestellte und ihm mitgeteilt hätte, dass er etwas Geld in seinem Hof unter dem dort stehenden Schleifstein, der auf zwei hölzernen Pfosten liegt, begraben hätte, unter einem Pfosten einen Fuß tief einen eisernen Topf und unter dem anderen Pfosten eine zinnerne Kanne mit einem Deckel insgesamt 700 Reichstaler. Wiederholt habe er den Vater des Verstorbenen, der ebenfalls davon Kenntnis hatte, darauf hingewiesen und ihn gebeten, das Geld doch auszugraben. Der Nachbar erklärte, dass es im lieb wäre, wenn an der angegebenen Stelle endlich gegraben würde. In Gegenwart des Gerichts wurde dort gegraben. Dabei fand man in einem eisernen Topf 104 RT, 100 silberne Kronen machen 125 RT, 23 Königtaler machen 25 RT, 2 ½ Kopfstücke und ein vier Kupferstück Taler, ferner eine Kanne mit 270 RT, zusammen 521 RT species und 2 Kopfstück. Die Summe wurde dem Kurator Post für die Minorennen zur Aufbewahrung übergeben“. Die Eheleute Anita und Anton Rings haben diese Geschichte auch in ihrem Buch „Häuser und Menschen in Linz“ erzählt.

Bis 1780 wohnten in mir Schmiede und Schlosser. 1878 kam dann der jüdische Metzger und Schächter Wolfgang David und erwarb mich. Die Ehe war kinderlos und als seine Frau 1904 verstarb, zog er zu seinem Bruder und verkaufte mich 1905 an den Kaufmann Peter Pfahl, dessen Enkelin heute Eigentümerin von mir ist.

In mir zu wohnen, hat seinen ganz besonderen Charme. Zwar, muss man auf seine Figur achten, denn die knarrenden Treppen sind sehr schmal. Wenn meine Bewohnerin noch etwas zunimmt, bleibt sie ganz einfach stecken und nichts geht mehr.

Mein Speicher wurde auch ausgebaut und innen das Fachwerk freigelegt, sowie die Balken, aus denen ich ja eigentlich bestehe. Ich bin nur verzapft und mit Holznägel gesichert. Meine Gefache bestehen immer noch aus einem Holzgeflecht mit Lehm. Meine Wände und die Decken sind allesamt schief, wie bei einem Hundertwasserhaus. Die Böden ebenso. Bis man sich daran gewöhnt hat, wird man seekrank, aber dann merkt man es nicht mehr.

Meine Bewohnerin nennt mich „meine kleine Burg“. Dann bin ich immer ganz gerührt und sehr, sehr stolz. Aber sie musste trotzdem in mir ein Bild von anderen Fachwerkhäusern aufhängen, als wenn diese schöner wären als ich. In jedem Fall bin ich an dem Platz an dem ich stehe das historisch wertvollste Haus.

So, jetzt habt Ihr mich auch mal kennen gelernt nicht nur immer die Geschichten, die meine Bewohnerin über andere Häuser schreibt.

Quelle: Häuser und Menschen in Linz von Anton und Anita Rings

Schaut mal, hier ist eine Geschichte von meinem Ausbau: http://www.myheimat.de/linz-am-rhein/beitrag/67019...
und noch eine Geschichte: http://www.myheimat.de/linz-am-rhein/beitrag/12007...

  • http://www.myheimat.de/linz-am-rhein/gedanken/durch-myheimat-geschah-eine-wundersame-zusammenfuehrung-d2566462.html
  • hochgeladen von Gisela Görgens
  • Bild 1 / 17
  • dass er etwas Geld in seinem Hof unter dem dort stehenden Schleifstein, der auf zwei hölzernen Pfosten liegt, begraben hätte, unter einem Pfosten einen Fuß tief einen eisernen Topf und unter dem anderen Pfosten eine zinnerne Kanne mit einem Deckel
  • hochgeladen von Gisela Görgens
  • Bild 3 / 17
  • Mein Speicher wurde auch ausgebaut und innen das Fachwerk freigelegt, sowie die Balken, aus denen ich ja eigentlich bestehe. Ich bin nur verzapft und mit Holznägel gesichert.
  • hochgeladen von Gisela Görgens
  • Bild 4 / 17
  • ......und stehe mitten in der Altstadt von Linz am Rhein. Meine Bewohnerin denkt wohl, ich wäre unwichtig, da sie nichts über mich schreibt.
  • hochgeladen von Gisela Görgens
  • Bild 5 / 17
  • Meine Kopfstreben wurden erneuert. Man kann allerdings an der Verzapfung heute noch sehen, dass ursprünglich breite Konsolen angebracht waren.
  • hochgeladen von Gisela Görgens
  • Bild 6 / 17
  • auch habe ich noch einen Schuppen, ebenfalls in Fachwerk,
  • hochgeladen von Gisela Görgens
  • Bild 7 / 17
  • einen Hof und einen Garten. Aus dem Fenster zum Hof lacht meine Nachbarin.
  • hochgeladen von Gisela Görgens
  • Bild 8 / 17
  • In mir zu wohnen, hat seinen ganz besonderen Charme.
  • hochgeladen von Gisela Görgens
  • Bild 10 / 17
  • Zwar, muss man auf seine Figur achten, denn die knarrenden Treppen sind sehr schmal. Wenn meine Bewohnerin noch etwas zunimmt, bleibt sie ganz einfach stecken und nichts geht mehr.
  • hochgeladen von Gisela Görgens
  • Bild 11 / 17
  • Zwar, muss man auf seine Figur achten, denn die knarrenden Treppen sind sehr schmal. Wenn meine Bewohnerin noch etwas zunimmt, bleibt sie ganz einfach stecken und nichts geht mehr.
  • hochgeladen von Gisela Görgens
  • Bild 12 / 17
  • und innen das Fachwerk freigelegt, sowie die Balken,
  • hochgeladen von Gisela Görgens
  • Bild 13 / 17
  • Meine Gefache bestehen immer noch aus einem Holzgeflecht mit Lehm
  • hochgeladen von Gisela Görgens
  • Bild 14 / 17
  • Meine Gefache bestehen immer noch aus einem Holzgeflecht mit Lehm
  • hochgeladen von Gisela Görgens
  • Bild 15 / 17
  • Meine Wände und die Decken sind allesamt schief, wie bei einem Hundertwasserhaus.
  • hochgeladen von Gisela Görgens
  • Bild 16 / 17
  • Aber sie musste trotzdem in mir ein Bild von anderen Fachwerkhäusern aufhängen, als wenn diese schöner wären als ich.
  • hochgeladen von Gisela Görgens
  • Bild 17 / 17

Weitere Beiträge zu den Themen

GiselaUser der WocheAugenzwinkernAnno dazumalFachwerkhausButtermarkt LinzAusflugstipp Linz am RheinHistorieLinz am Rhein

9 Kommentare

So ein Haus kennt auch seinen Wert!

Sehr toll geschrieben,diese alten Häuser mag ich sehr ! lg Gaby

Schön wer in so einem alten Haus noch wohnt.

Beteiligen Sie sich!

Hier können Sie nur eine begrenzte Anzahl an Kommentaren sehen. Auf unserer Webseite sehen Sie alle Kommentare und Ihnen stehen alle Funktionen zur Verfügung.

Zur Webseite