An der Saale hellem Strande ... - die Raubritterburg zum Phule

Hier im Wald findet man Reste der Burgwälle
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Südlich von Bernburg liegt zwischen Gröna und Kustrena direkt an der Saale ein kleines Wäldchen, genannt der Phulsche Busch. Der Name geht auf eine sagenumwobene Burg zurück, die in alten Zeiten hier stand. Abgeschirmt von den Windungen der Saale und versteckt hinter dichtem Buschwerk und moorastigen Stellen war sie fast uneinnehmbar. Daher kommt wahrscheinlich auch ihr Name, Burg Phule.

Ab 1162 nennen alte Urkunden den Namen der Burgherren. Es waren die Edlen von Struz (heute Strauß). Im Wappen zeigten sie ihren Namen entsprechend den Vogel Strauß. Nach dem Aussterben der Familie Struz kamen die Ritter von Alvensleben in den Besitz der Burg. Bis 1372 sind sie in den Urkunden als Burgherren benannt.

Der letzte Burgherr zeichnete sich jedoch als Raubritter aus. Mit gleichgesinnten Spießgesellen machte er die Handelsstraßen zwischen Halle und Magdeburg unsicher. Aber auch der Handel auf der Saale war vor ihnen nicht sicher. Die Raubritter fühlten sich auf ihrer Burg vor einer Bestrafung durch die Städte sicher.

Eines Tages fiel dem Raubritter auf einem Raubzug ein junges Fräulein von einzigartiger Schönheit in die Hände. Er verliebte sich sofort in sie. Das Fräulein wollte aber nichts von ihm wissen. Mit der Hilfe eines Liebestrankes, dem ihm ein befreundeter Mönch braute, konnte er sich das Fräulein gefügig machen.

Die Angehörigen des Fräuleins konnten aber in Erfahrung bringen, dass ihre Tochter noch lebte und wo sie war. Sie baten den Grafen von Plötzkau um Hilfe zur Befreiung ihre Tochter. Dieser forderte daraufhin den Raubritter auf, die junge Dame frei zu lassen. Der antworte ihm: "Wer etwas aus dem Phule begehre, müsse es sich schon holen!" und lachte schallend. Das wurmte den Grafen sehr, war er doch in seiner Ehre verletzt worden. Er beschloss, die Raubritterburg zu vernichten.

Der Graf fand jedoch lange keine Möglichkeit, die Burg zu stürmen. An einem eiskalten Tag war endlich die Gelegenheit gekommen, über die gefrorene Saale bis zur Burg vorzudringen. Im frühen Morgengrauen des nächsten Tages war es soweit. Der Graf und seine Leute erstürmten die Burg. Den Gesellen des Raubritters blieb keine Zeit mehr, zu den Waffen zu greifen. Sie wurden sofort erschlagen. Den Raubritter konnten sie nach heftiger Gegenwehr überwältigen. Er wurde vom Grafen zum Tode durch das Schwert verurteilt. Als der Raubritter das Urteil vernahm, rief er: "Das Mädchen, wo ist es? Rettet meine Liebste!".

Über den Kampf mit dem Ritter und seinen Spießgesellen hatte man den eigentlichen Anlass des Geschehens, das junge Fräulein zu retten, vergessen. Der Graf ließ sie in der ganzen Burg von seinen Leuten suchen. Dann wurde die Burg niedergebrannt.

Zum Verbleib des Mädchens gibt es mehrere Darstellungen, zwei davon sollen hier erwähnt werden.
Eine Geschichte erzählt, dass sie während des Kampfes fliehen konnte. Sie wurde von einem Fischer gefunden und den Nonnen des Klosters St. Blasien bei Altenburg übergeben. Dort gebar sie ein Kind, beging aber einige Zeit später im Wahn mit ihrem Kind im Bläs Selbstmord. Seit dieser Zeit spukt sie als Bläsjungfrau.

Eine andere Geschichte erzählt, dass sie gefunden wurde und zu ihrer Familie gebracht wurde. Von schwerer Krankheit gezeichnet starb sie kurze Zeit später. Doch ihr Geist findet seither keine Ruhe.

Heute ist kaum noch etwas von den Wällen dieser sagenhaften Burg zu sehen. Trotzdem ist eine Wanderung entlang der Saale immer ein Erlebnis. Und sollte Ihnen dabei ein wunderschönes Mädchen begegnen, man weiß ja nie....

Quelle: "An der Saale hellem Strande...", Sagen und Geschichten des Bernburger Saalelandes, Fremdenverkehrsverband Bernburg und Anhalt e.V., Bernburg 1993

Hier im Wald findet man Reste der Burgwälle
Hinweis auf einer Karte von 1911
Bürgerreporter:in:

Jürgen Schindler aus Dessau

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