Lady Liuwa - die letzte Löwin in Liuwa/Sambia, die ein Massaker überlebt hat

Ich habe gestern Nacht einen tollen Tierfilm-Beitrag gesehen:

Der Tierfilmbeitrag wurde in der Ebene von Liuwa, einer abgelegenen, spektakulären Wildnis im Westen der afrikanischen Republik Sambia, gedreht (2004 – 2009).
Der Dokumentarfilmer Herbert Bauer wollte in Liuwa eigentlich einen Filmbericht über Tüpfelhyänen drehen und die dort tobenden gewaltigen Stürme dokumentieren, die über das satte Grasland hinwegfegen. Mit den Stürmen tritt dann der Sambesi über seine Ufer und verwandelt die Savanne in einen großen, seichten See. Die dort lebenden Tierarten müssen jedes Jahr aufs Neue mit diesen veränderten Bedingungen kämpfen: Manche Arten verlassen das Überschwemmungsgebiet und die, die bleiben, müssen sich in ihrem Territorium behaupten und ums Überleben kämpfen, da das Futter rar ist…Bauer wollte auf Grund dieser Bedingungen, das Verhalten der Hyänen dokumentieren, doch soweit kam es gar nicht:

Vor Ort erfuhr Bauer von einer Löwin, die als einzige ihrer Art dort in Liuwa überlebt hatte. Der dortige gesamte Löwenbestand fiel rücksichtslosen Trophäenjägern und Wilderern zum Opfer - es wurden in dieser Region fast alle Raubkatzen ausgerottet (Anfang 2003). Auch der Krieg, der dort immer wieder tobte (2002 Friedensabkommen geschlossen), trug dazu bei, dass nicht nur die Raubkatzen dezimiert wurden, sondern auch deren Nahrung – sprich Antilopen, Gnus, Büffel etc. Das Volk hungerte und wilderte, um zu Überleben…Auf Grund dieser Wildereien, wurden die Beutetiere der Raubtiere dermaßen dezimiert, dass ein Überleben der Raubtiere kaum noch möglich war und das Territorialverhalten aggressiver als normal ablief.

Zuerst glaubten Bauer und sein Filmteam an ein "Ammenmärchen" über die allein lebende Löwin, denn die Großkatze wurde nie gesehen: Nun eines Tages, als Bauer Filmaufnahmen über Tüpfelhyänen machte, tauchte die Löwin auf. Von nun an sahen Bauer und sein Filmteam die Löwin fast täglich...
Bauer konzentrierte sich von dem Tag an nicht mehr nur auf die Hyänen, sondern sein Augenmerk fiel nun auch auf die Löwin, die auf ca. 5 Jahre geschätzt wurde. Er erfuhr, dass sie den Namen Lady Liuwa trug und als einzige ihres Rudels das sinnlose Massaker überlebt hatte. Sie wurde zum Symbol von Liuwa und trug dazu bei, dass ein Film über die Veränderungen von Mensch und Tier in diesem Landstrich entstanden ist…

Im Laufe der vierjährigen Filmaufnahmen durfte Bauer einiges über Lady Liuwa lernen und erfahren. Er registrierte, dass die Löwin einsam war und Kontakt zum ihm und sein Filmteam suchte. Die Löwin kam sofort angelaufen, wenn Bauer mit seinem Jeep in die Savanne fuhr, um die Filmaufnahmen anzufertigen. Sie kam binnen kürzester Zeit bis auf 1,5 m an den Wagen und rollte auf dem Rücken…Einige Monate später begleitete sie das Filmteam bis ins Lager und übernachtete dort auch regelmäßig…
Bauer erkannte, dass die Großkatze Höllenqualen litt, denn Löwen sind Rudeltiere, die ein ausgeprägtes Sozial-und Rudelverhalten aufweisen. Jede Nacht brüllte Lady Liuwa, in der Hoffnung, dass ein Artgenosse antworten würde.
Bedingt durch seine Filmarbeit mit Liuwa wurden Tierschutzorganisationen und einige Wildhüter auf diese Löwin aufmerksam. Man entschied, ihrem einsamen Leben ein Ende zu bereiten, indem man ihr einen Partner suchen wollte.
Der erste Versuch, einen Kater nach Liuwa umzusiedeln, scheiterte:

Nachdem man einen passenden Junglöwen gefunden hatte, wurde dieser in einer elfstündigen Fahrt nach Liuwa transportiert. Während der Fahrt musste das Narkosemittel immer wieder gut dosiert nachgespritzt werden, damit keiner der Wildhüter zu Schaden kam, sollte der Löwe aufwachen.
In Liuwa angekommen, wurde der Löwe in ein, extra dafür vorbereitetes, großes Freigehege abgelegt, nochmals von einem Tierarzt untersucht und nun wartete man auf die Entwicklung, sollte der Löwe aufwachen.
Nun kam es zu der Tragödie: der Löwe erwachte und geriet komplett in Panik. Es bestand die Gefahr, dass das Freigehege nicht „halten“ würde und man musste den Kater erneut narkotisieren. Unter dieser Narkose erbrach sich der Löwe und erstickte an seinem Erbrochenen…(habe geheult wie ein Schlosshund!)

Man überlegte, ob man noch einen weiteren Versuch starten sollte. Diesmal entschied man sich, einen Transport in der Regenzeit vorzunehmen: Dies hatte den Vorteil, dass man die Fahrzeit um die Hälfte reduzieren konnte (Straßenverhältnisse etc.) Weiterhin entschied man sich diesmal dafür, zwei Löwen-Brüder nach Liuwa zu transportieren, damit es, nach einem Aufwachen aus der Narkose, nicht zu einer erneuten Panik kommen würde. Man hoffte, dass die Brüder sich gegenseitig „stützen“ würden. Gesagt, getan. Transport und Aufwachen: alles Top!
Die Kater brüllten in der ersten Nacht in ihrer neuen Umgebung und riefen nach Artgenossen. Dies hörte Lady Liuwa und sie kam an das Freigehege. Man hielt den Atem an. Aber: keine Aggressionen – eher Interesse von beiden Seiten. Wildhüter und Tierschützer freuten sich und zogen nach einer wochenlangen Eingewöhnung die Zusammenführung in Erwägung. Zum einen wollte man vermeiden, dass die Brüder Lady Liuwa töteten, zum anderen mussten sie sich an die neue Umgebung gewöhnen – man wollte ein „Zurückwandern“ in das alte Gebiet vermeiden.

Dann der Schock: Nach drei Tagen waren die Brüder verschwunden. Ein großes Loch im Zaun verriet, dass die beiden sich selbst befreit hatten. Gut war, dass einer der Beiden ein Funkhalsband trug und somit konnten die Brüder schnellstens geortet werden.
Man fand die Beiden bei Lady Liuwa vor und registrierte, dass die Tiere sich annäherten.

Hier nun endet der Filmbericht (Mai 2009) und man hofft, dass Liuwa und einer der Brüder für Nachkommen sorgt.
Ich hoffe, dass man auch weiterhin Lady Liuwa beobachtet und einen neuen Filmbericht hierüber anfertigt und selbst wenn kein neuer Film gedreht wird, ich freue mich, dass Lady Liuwa nun wieder mit Artgenossen leben kann, denn sie hat wirklich arg unter der Einsamkeit gelitten…

Bürgerreporter:in:

Frauke Ruhmann aus Hannover-Mitte

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