Das kleinste Fürstentum der Welt: „Pontinha“

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Fast kein Kreuzfahrt-Tourist ahnt, dass er/sie beim Verlassen des Schiffs, in Funchal, am kleinsten Fürstentum der Welt vorbeikommt.

Pontinha wird als Mikronation bezeichnet und hat eine Grundfläche von nur etwa 178 m2!!!

Das Fürstentum besteht nur aus einer Felsformation, dem ehemaligen Forte de São José, zirka 70 Meter vor der Küste von Funchal, Madeira.

Ja, es ist tatsächlich eine eigenständige Nation/ ein Fürstentum.

Wie es dazu kam:

Als im 19. Jahrhundert der Hafen von Funchal ausgebaut wurde, wurde das Fort, auf dem Felsen vor der Küste, mit in die neue Mole einbezogen.

Dadurch wurde die Anlage strategisch wertlos und so verkaufte König Dom Carlos I. 1903 das Fort an die wohlhabende, alteingesessene Familie Blandy (heute noch durch die berühmte Wein-Produktion bekannt).

Die wollten sich im Jahr 2000 dann von diesem kahlen Felsen, mit Ruine, trennen und boten das Fort zum Verkauf an.

Renato Barros, ein Kunstlehrer, der seit 25 Jahren an einer öffentlichen Schule in Funchal unterrichtet, versetzte seinen Besitz und kaufte den Felsen für 25 000 Euro.

Er plante, ein kleines Café oder Restaurant in der Ruine zu eröffnen.

Der Gouverneur von Madeira lehnte die Pläne aber kategorisch ab: Keine Lizenz für ein Gewerbe. Kein Stromanschluss. Kein Wasser.

Enttäuscht zog Herr Barros nun andere Saiten auf:

Beim Kauf hatte Dom Renato auch den zum Gelände gehörigen königlichen Brief von 1903 erworben, der dem Besitzer des Felsens nicht nur das Grundstück zusichert, sondern auch die Hoheitsrechte über das Territorium.

Er konnte auf seinem Felsen also machen, was er wollte - auch einen Staat ausrufen.

Theoretisch, sagt „His Royal Highness Dom Renato“, könne er Hafengebühren von den Kreuzfahrtschiffen verlangen oder Portugiesen verbieten, in seiner 200-Meilen-Zone zu fischen.

Auch könnte er afrikanische Bootsflüchtlinge über seinen Felsen in die EU einzuschleusen.

Nun, Herr Barros ist vielleicht etwas spleenig, aber er ist auch Portugiese und EU-Bürger.

So hat sich über die Jahre so eine Art friedlicher Koexistenz gebildet.

Das kleine Fürstentum macht keine Probleme und Portugal drückt sogar das polizeiliche Auge zu, wenn Herr Barros praktisch immer im Halteverbot vor seinem Felsen parkt.

Aber Wasser und Strom bekommt er bis heute nicht.

Übrigens: Wie andere Mikronationen auch, wird das Fürstentum von anderen Staaten nicht anerkannt.

Wenn Sie nach Funchal kommen: besuchen Sie den Felsen. Man wird mit einer herrlichen Aussicht auf Funchal belohnt und eine kleine Spende hilft dem Fürstentum beim Überleben.

Hier noch einige Infos:
http://www.principality-pontinha.com/index.html
https://www.fortesaojose.org/

Bürgerreporter:in:

Wilhelm Kohlmeyer aus Hannover-Groß-Buchholz

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