Anime-Convention in Hannover

Drei Cosplayer: "Ciel Phantomhive" im Mädchen-Outfit, der Butler Sebastian und Grell Sutcliff mit Kettensäge
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Hunderte von Menschen, jung und alt, strömten von Freitag bis Sonntag in das Freizeitheim Ricklingen zur NiCon, der größten Anime und Manga-Convention im Norden Deutschlands. Sie kamen, um sich mit Gleichgesinnten über die neusten Animes und Mangas zu unterhalten, rare Sammlerstücke zu erwerben oder einfach die Waren der Aussteller zu bestaunen. Mangas, japanische Comics, und Animes, die dazu gehörigen Zeichentrickserien, sind ein riesiger Trend weltweit. Pokemon, Digimon und Sailormoon sind nur die bekanntesten Ableger. Die japanische Zeichentrickwelt hat viel zu bieten.

Drei Monate vor dem Termin begannen meine Vorbereitungen. Am Samstag will ich durch meine Kostümierung wiedererkannt werden.
"Cosplayer" verwandeln sich mit viel Mühe und Aufwand in ihre liebsten Anime-Charaktere. In vielen Online-Shops können vorgefertigte Kostüme gekauft werden, die bis zu mehreren hundert Euro kosten können. Dazu kommen Versandkosten. Oft befinden sich die Shops in Asien. Wenn der Cosplayer Pech hat, muss er auch noch Zollkosten zahlen.
Daher machen viele ihre Kostüme selbst. Ich habe mir im Gegensatz zu anderen ein einfaches Kostüm ausgesucht. Alle Klamotten konnte ich hier im Laden kaufen. Perücke und Brille lieh ich mir von einem Freund, und die Kettensäge aus Holz baute ich selbst.
Mit meinem mühsam zusammengesuchten Kostüm, Perücke, grünen Kontaktlinsen und Make-Up wird aus mir Grell Sutcliff, der Todesdämon aus dem Manga und Anime "Kuroshitsuji" - Black Butler. Das Ziel eines jeden Cosplayers ist es, wiedererkannt zu werden. Und das hat sogar geklappt. Viele Leute, die auch Kostüme aus dem Anime "Black Butler" trugen, erkannten den Charakter, den ich darstellte, machten Fotos mit mir und umarmten mich. Mein Ziel ist erreicht.
Meine Freunde verkleideten sich als Charaktere aus "Naruto", ebenfalls eine sehr bekannte Anime- und Mangareihe. Sie trugen schwarze lange Mäntel, mit einer roten Wolke aufgedruckt - das Zeichen der Akatsuki. Sie wurden ebenfalls oft erkannt und nach Fotos gefragt, jedoch war ihr Cosplay keine Rarität. Auf der Convention sahen wir an jeder Ecke einen Naruto oder Sasuke. Es gab jedoch nur einen Grell Sutcliff - mich. Das macht einen schon stolz.

Ebenfalls ein sehr oft gesehenes Cosplay war Hatsune Miku. Hinter diesem Namen verbirgt sich eine Pop-Ikone. Das Computer Programm "Vocaloid" kreierte Pop-Hits, um die herum die Figur Hatsune Miku geschaffen wurde. Ihr Lied "World is Mine", das auf japanisch gesungen wird, erreichte mehr als 5,8 Millionen Klicks auf Youtube. Die langen türkisen Zöpfe und der kurze graue Rock sind ihr Markenzeichen. Insgesamt sah ich elf Hatsunes durch die Flure hüpfen.

Am Samstag Morgen stand ich um 7 Uhr auf und begann, mein Kostüm vorzubereiten. Als erstes die knallgrünen Kontaktlinsen, dann das Make-Up: Blasse Haut, lange Wimpern und ein knallroter Mund. Am Ende die lange rothaarige Perücke, die rote Brille für den Wiedererkennungswert und die Klamotten: Schwarze Hose, weiße Bluse und rotes Sakko. Nun noch die rote Kettensäge in die Hand und fertig. Ich war Grell Sutcliff. In diesem Aufzug musste ich jedoch zum Bäcker, wo ich viele komische Blicke und einige Lacher erntete. Am Bahnhof traf ich meine Freunde. Wir waren wirklich eine komische Gruppe mit unseren Styropor-Waffen und bunten Haaren. Im Zug sprachen uns drei Mädchen an, die aufgeregt Fotos von uns schossen. In Hannover an der U-Bahn Station kam eine japanische Mutter mit ihrem kleinen Sohn auf uns zu, die ebenfalls Fotos von uns schoss. Wir waren eine kleine Attraktion. In der Bahn zum Freizeitheim Ricklingen waren wir dann nicht mehr die einzigen. Es wimmelte von bunten Haaren und verrückten Kostümen.
Zum Glück waren wir rechtzeitig angekommen, so konnten wir der langen Schlange an der Kasse entgehen. Viele Besucher beschwerten sich über den hohen Eintrittspreis. 23 Euro Eintritt, 20 Euro für Vorbesteller, legten die Besucher auf den Tisch. "Man bezahlt Geld, um drinnen noch mehr Geld auszugeben", sagte ein junger Gast. Für noch mehr Beschwerden sorgte der neu eingeführte Waffencheck. Cosplayer stecken viel Mühe in ihre Waffen oder Accesoires und sind dann deprimiert, wenn sie ihr Gebautes aus Holz, Pappe oder Styropor am Einlass abgeben müssen. Bei diesem Check wird jede noch so harmlose Waffe vermessen und auf ihre "Gefährlichkeit" überprüft. Natürlich hat der Check auch seinen Sinn, um echte Waffen auf der Con zu unterbinden. Aber sogar Engelsflügel gehören dazu. Entweder bekommt der Besitzer einen OK-Sticker oder er muss sein Kunstwerk am Eingang lassen, damit er es am Ende der Con abholen kann. Das sorgte für mehr Ärger, als die Veranstalter gedacht hätten.

Drinnen teilte sich unsere Gruppe schnell. Es gab einfach viel zu viel zu sehen. Aussteller versuchten, ihre Ware an den Mann und die Frau zu bringen. Auch der hannoversche Comic-Laden "Comix" hatte als Sponsor der Convention einen Stand aufgebaut. Viele Fanartikel zu beliebten Animeserien, Kissen, Portemonnaies, Poster, T-Shirts, Figuren, Bettwäsche: Die Preise schwankten zwischen Schnäppchen und Überteuert.
Ich machte mich sofort auf zum K-POP-Stand. Die Musik der sükoreanischen Popstars gewann in diesem Jahr immer mehr an Beliebtheit. Psy, ein Rapper aus Korea, veröffentlichte dieses Jahr seinen Hit "Gangnam Style", der schon über 400 Millionen Aufrufe im Video-Portal Youtube erzielte. Auch seine CD stand bei den Ausstellern zum Verkauf. Ich entschied mich für Armbänder der fünfköpfigen Boyband Shinee und von Big Bang. Dafür bezahlte ich 10 Euro, billig für einen Import-Artikel. Einige K-POP-CD's, die nicht nur die Musik, sondern in der Box auch Poster, Fotokarten und anderes enthalten, kosten manchmal bis zu 80 Euro.

Nachdem wir uns einen ersten Überblick verschafft hatten, entschieden wir uns zum Karaoke-Raum zu gehen. In Japan ist Karaoke schon fast Nationalsport geworden, also versuchten auch wir uns an einigen unserer Lieblings Anime-Intros, wie von Doremi, Pokemon oder Sailor Moon. Einige unserer Gruppe sind im Videoraum hängengeblieben, wo der Film zu One Piece lief. Neben Filmen und Karaoke gab es ein großes Programm. Es wurden Workshops angeboten, wie zum Beispiel "Mangas zeichnen für Anfänger" oder "Japanisch lernen". Beeindruckend waren auch Workshops wie "Exkursion in die Expressionen", oder "Von der Inspiration zur Kurzgeschichte". Der beliebte Fan-Art-Wettbewerb fand dieses Jahr auch statt, an dem künstlerisch begabte Manga Fans gerne teilnehmen.

Highlight des Tages war für mich der Cosplay-Wettbewerb. Cosplayer konnten sich vorab anmelden und zeigten dann auf der Bühne ihr ausgearbeitetes Kostüm. Außerdem musste jeder Teilnehmer des Wettbewerbes einen kleinen Sketch oder ähnliches vorführen. Das wird dann von einer Jury begutachtet. Darunter sind nicht nur Profi-Cosplayer, sondern auch Entertainer oder Tänzer, die die Show des Teilnehmers bewerten. Die Siegerehrung war erst gegen 20 Uhr, daher haben wir sie leider nicht mehr mitbekommen. Sehr unterhaltsam und beeindruckend war der Sketch der drei Charaktere aus "Hetalia: Axis Powers". Dieser Web-Anime parodiert die Achsenmächte aus der Zeit zwischen dem ersten und dem zweiten Weltkrieg. Mehr als 40 Staaten treten in diesem Anime als Person auf. In dem gezeigten Sketch kam die aufgebrachte Hungary (Ungarn) auf die Bühne und versuchte, ihrem Ehemann Austria (Östereich) zu erklären, das sie schwanger ist. Macho Gilbert Prussia (Preußen) haut einen Spruch nach dem anderen heraus, das Kind sei sicher von ihm. Wirklich witzig und sehr gut inszeniert.

Den Rest des Tages verbrachte ich weitgehend im Karaoke-Raum, wo meine Freunde und ich einen Hit nach dem anderen auf koreanisch trällerten. Vom Karaoke-Wettbewerb war ich wirklich beeindruckt. Ein Mädchen sang ein sehr trauriges Lied auf japanisch, wofür sie letzendlich auch den ersten Platz ergatterte. Auf dem zweiten landete ein junger Mann, der einen japanischen Song rappte.
Irgendwann drückten meine hohen Schuhe und die Perücke juckte, also musste ich mich leider von meinem Cosplay trennen und wechselte wieder auf meine normale Haarfarbe.
Gegen halb zehn Abends endetet der Tag für uns alle. Auch wenn die Convention noch bis um 1 Uhr dauerte, waren wir fix und fertig. Wir haben viele neue Leute kennengelernt, tolle Sachen eingekauft und hatten einen wirklich gelungenen Tag. Am nächsten Tag taten vom vielen Laufen immernoch die Füße weh.

Bürgerreporter:in:

Alena Choi aus Wunstorf

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