„Die Online-Präsenz ist ein entscheidender Zukunftsfaktor“: Ein Interview mit Aktiv Ring-Geschäftsführerin Renate Mayer

Frauenpower für Friedberg: Aktiv Ring Geschäftsführerin Renate Mayer (links) und Friedbergs neue Citymanagerin Bianca Roß (rechts) | Foto: Beck, Stadt Friedberg
  • Frauenpower für Friedberg: Aktiv Ring Geschäftsführerin Renate Mayer (links) und Friedbergs neue Citymanagerin Bianca Roß (rechts)
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myheimat: Frau Mayer, ganz zu Beginn des Jahres dürfte die Stimmung bei Ihnen noch prächtig gewesen sein. Die bereits im ersten Jahr gut angenommenen Themenfeste bzw. Jahrmärkte standen vor der Tür und es sprach viel dafür, dass Ihr neues Konzept der Marktsonntage auch im Jahr 2020 auf positive Resonanz stoßen würde. Dann kam die Corona-Pandemie und machte Schritt für Schritt sämtliche Planungen für das Jahr 2020 zunichte. Wie fühlen Sie sich am Ende dieses „Ausnahmejahres“?

Mayer: Bereits zu Beginn des Jahres wurden zusätzlich neue Ideen für die verschiedenen Themenfesten erarbeitet, diese liegen nun zwischengelagert in der Schublade. Aber allem voran fehlen die Marktsonntage besonders dem Friedberger Einzelhandel und den Schaustellern. Mit gleich vier Marktsonntagen hat Friedberg einen über das ganze Jahr verteilten attraktiven Besuchermagneten für die ganze Familie, weit über die Landkreisgrenze hinaus!

myheimat: Die Bundesregierung, aber auch die bayerische Staatsregierung betonte nach dem Lockdown stets, dass es immer wieder von neuem darum gehe, eine „Balance zwischen Gesundheitsschutz und wirtschaftlichen Interessen“ herzustellen. Dabei müsse das Infektionsgeschehen immer im Auge behalten werden. Welches Zeugnis stellen Sie der „großen Politik“ in puncto Krisenmanagement aus?

Mayer: Zunächst ist zu sagen, dass ich derzeit nicht in der Haut unserer Spitzenpolitiker stecken möchte, um Entscheidungen dieser Tragweite treffen zu müssen. Meiner Meinung nach steht der Schutz des Lebens im Vordergrund, das scheint im Großen und Ganzen zu gelingen. Gleichwohl trifft es aus Sicht der Händler und Gastwirte die Gastronomie besonders hart, zumal kein klares Ende der Einschränkungen absehbar ist. Hier gilt es, mit gezielten Hilfsprogrammen eine größere Insolvenzwelle zu vermeiden.

myheimat: Vor der Coronakrise konnte sich die Friedberger Altstadt mit ihrem unverwechselbaren Charme noch ganz gut halten, was eine vielfältige Geschäftslandschaft anbelangt. Dennoch waren gewisse krisenhafte Erscheinungen in der Innenstadt schon vor der Corona-Pandemie unübersehbar. Abseits der 1A-Lage Ludwigstraße zeigten sich an verschiedenen Stellen auch problematische Entwicklungen. Als Stichwörter seien die Bereiche Bahnhofstraße, Jungbräu- und Bauernbräustraße oder das Zieglergässchen genannt…

Mayer: Zunächst ist festzustellen, dass vor allem in der Bauernbräustraße einige Gebäude- und Fassadenrenovierungen in den letzten beiden Jahren zum Abschluss kamen und weitere erfreuliche Renovierungsvorhaben gerade in Angriff genommen werden. Dies ist vor allem der Eigeninitiative der Eigentümer zu verdanken, die allesamt Friedberger Geschäftsleute sind. Auch in der Jungbräustraße geht die Tendenz in die gleiche Richtung. Mit der Umgestaltung der Bahnhofstraße unternimmt nun die Stadt Friedberg ab Januar große Anstrengungen, die auch Unterstützungen für die Anwohner vorsehen. Eine große Herausforderung wird aber weiterhin die Schaffung von größeren Einzelhandelsflächen sein, um Anreize zur Ansiedelung von frequenzstarken Geschäften zu schaffen.

myheimat: Der Umbau der Bahnhofstraße wird einige Zeit in Anspruch nehmen. Welche Hoffnungen verknüpfen Sie mit diesem Projekt?

Mayer: Dies ist ein wichtiges Projekt für Friedberg, das auch die größte „Seitenstraße“ zur Ludwigstraße in Angriff nimmt. Die Stadt Friedberg wird zusammen mit dem Aktiv Ring ein Baustellenmarketing betreiben. Dabei wird es viele Aktionen geben, die v.a. den Einzelhandel, aber auch die Anwohner in der Umbauphase unterstützen sollen. Wir hoffen und sind uns sicher, dass wir so auch während der Bauarbeiten die Attraktivität des Einkaufsstandorts Friedberg hochhalten.

myheimat: Von politischer Seite gab es 2020 immerhin ein positives Signal. Seit 1. Juli ist das Citymanagement in Friedberg wieder besetzt. Welche Hoffnungen setzen Sie in die Zusammenarbeit mit der neuen Citymanagerin Bianca Roß?

Mayer: Der Aktiv Ring war immer ein großer Befürworter und Unterstützer zur Implementierung eines Citymanagements in Friedberg. Frau Roß ist nun seit Sommer im Amt, in Coronazeiten bestimmt kein leichter Zeitpunkt, eine solche Aufgabe anzugehen. Trotzdem konnte Frau Roß in dieser kurzen Zeit schon einige wichtige Impulse setzen und Projekte starten, z.B. das Baustellenmanagement für die Bahnhofstraße. Wir sind uns sicher, dass Frau Roß die richtige Person an der richtigen Stelle ist. Wichtig ist, dass sie von allen Seiten volle Unterstützung bekommt, auch von politischer Seite.

myheimat: Ähnlich wie der Aktiv Ring Friedberg will auch die neue Citymanagerin das Thema „Online-Handel“ stärker in den Fokus nehmen. Was halten Sie in diesem Zusammenhang von einer zentralen Online-Präsenz des Friedberger Einzelhandels, die zum Beispiel auch Reservierungen und Lieferservice beinhaltet?

Mayer: Online-Präsenz ist bereits sehr wichtig und wird in Zukunft das A und O sein. Es zeichnet sich immer mehr ab, dass vor allem die Verfügbarkeit von gewünschten Waren eine große Bedeutung haben wird. Kunde kommen nach wie vor gerne in die Geschäfte, wenn sie vorab schon wissen, dass die Ware, die sie kaufen möchten, vorrätig ist. Dieses Informationsmanagement wird weiterhin die größte Aufgabe für den Einzelhandel sein. Dazu gab es in diesem Jahr schon einige Schulungsangebote von Aktiv Ring und Citymanagement in Friedberg. Dies wird auch im kommenden Jahr verstärkt im Fokus sein.

myheimat: Wie bewerten Sie in diesem Kontext das Coaching-Programm der Rid-Stiftung?

Mayer: Wie bereits angesprochen ist die Online-Präsenz ein entscheidender Zukunftsfaktor. Diese Coachings sind ein essentieller Bestandteil, die Inhaber der Geschäfte auf diesem Weg zu begleiten.

myheimat: Lassen Sie uns noch ein wenig über den CityScheck Friedberg sprechen. In unserem letzten myheimat-Jahrbuch-Interview sprachen Sie davon, dass bereits mehr als die Hälfte der Friedberger Bürger dieses Gutscheinsystem kennen und dieses zur passenden Gelegenheit nutzen. Konnte diese positive Bilanz im Jahr 2020 noch weiter ausgebaut werden?

Mayer: Der CityScheck ist eine etablierte „Währung“ in Friedberg geworden. Es konnten auch im ablaufenden Jahr wieder neue Teilnehmer unter den Händlern und Gastronomen dazugewonnen werden. Zudem nutzen auch immer mehr Friedberger Firmen den CityScheck als Bonus für i hre Mitarbeiter, z.B. als monatliche Einmalzahlung, die bis 44 Euro steuer- und sozialversicherungsfrei ist (also z.B. 4 x 11 Euro-Schecks).

myheimat: Grund zur Freude herrschte im Juli. Der Aktiv Ring Friedberg erhielt den 10. bayerischen Stadtmarketingpreis für seine Neukonzeption der Marktsonntage. Wie verlief Ihre Begegnung mit Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger?

Mayer: Eigentlich sollte Staatssekretär Roland Weigert die Ehrung übernehmen, aber zwei Tage vor der Verleihung kam die Nachricht, dass Minister Hubert Aiwanger sprechen wird. In seiner Rede hob er den Schulterschluss mit dem Handel hervor und die Unterstützung für das Maximum von vier Marktsonntagen. Bereits zu diesem Zeitpunkt ging mein Puls nach oben, denn dieses politische Thema erfolgreich zu positionieren, war zu diesem Zeitpunkt nominierungswürdig. Wirtschaftsminister Aiwanger gratulierte zum Erfolg und wünschte, dass viele bayerische Städte und Gemeinden dem Friedberger Konzept folgen. Leider durfte von jeder Stadt nur 1 Peron anreisen und so konnte die Mitteilung über den Gewinn nur per Handy zeitnah an die tollen Unterstützer Hans-Jürgen Trinkl (Bürgerbüro Friedberg) und Pietro Bellanova („Augensache Friedberg“) mitgeteilt werden.

myheimat: Geben Sie uns einen kleinen Ausblick auf die geplanten Aktivitäten des Aktiv Rings für das Jahr 2021?

Mayer: An vorderster Stelle steht die Umgestaltung der Bahnhofstraße mit Einbindung aller Aktionen für den gesamten Friedberger Einzelhandel. Bereit liegen ebenso die in diesem Jahr vermissten Marktsonntage = Themenfeste, Erweiterung der Akzeptanzstellen für die Friedberger Währung „CityScheck“, Fortführung der Digitalisierungsstrategie uvm.

myheimat-Team:

Joachim Meyer aus Friedberg

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