„Das Brunnenfest habe ich sehr genossen“: Ein Interview mit Kissings Bürgermeister Manfred Wolf

Veola
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Seit 1996 steht Manfred Wolf an der politischen Spitze der Gemeinde Kissing. myheimat sprach mit Kissings Rathauschef über eine vorausschauende Gewerbepolitik, die Auswirkungen der Finanz- und Wirtschaftskrise und das 13. Kissinger Brunnenfest.

myheimat: Das abgelaufene Jahr stand deutschlandweit ganz im Zeichen der Wirtschafts- und Finanzkrise. Auch die Städte und Gemeinden in Bayern hatten zum Teil dramatisch unter den Einbrüchen bei den Gewerbesteuereinnahmen zu leiden. Wie verlief für die Gemeinde Kissing das Jahr 2009, was die Gewerbesteuereinnahmen anbelangt?

Wolf: Nach dem sehr guten Ergebnis 2008 haben wir bereits wegen der Krise bei der Haushaltsaufstellung den Ansatz 2009 um fast 25% reduziert. Diesen Ansatz haben wir auch gerade so erreicht.

myheimat: Wesentliches Kennzeichen einer effektiven Standortpolitik ist eine vorausschauende Gewerbepolitik. Die Gemeinde wirbt mit „interessanten Gewerbeflächen“ und familienfreundlichen Wohnbaugrundstücken. Ist an die Ausweisung weiterer Gewerbegebiete gedacht?

Wolf: Wir haben in privater und öffentlicher Hand noch mehrere Gewerbegrundstücke. Vor allem aber möchte ich an die Premiumgrundstücke am Kreisverkehr und beim neuen Bahnhof erinnern, die mit die besten Lagen in Kissing haben. Mit der besseren Erschließung des O&K-Geländes sind auch dort einige Flächen noch frei, so dass eine Neuausweisung kontraproduktiv wäre.

myheimat: Welche so genannten „weichen“ Standortfaktoren machen Kissing zu einem begehrten Standort für Industrie und Gewerbe?

Wolf: Die Mitarbeiterzufriedenheit ist enorm. Ich bekomme das immer wieder gesagt, wenn Firmen sich hier angesiedelt haben. Auch DSL-Versorgung oder die günstige Verkehrsanbindung sind natürlich perfekt, aber auch Freizeitmöglichkeiten wie. z.B. die Fitnesscenter nach der Arbeit werden sehr geschätzt. Es gibt auch genügend Einzelhandelsgeschäfte, Mittagstische oder Caféangebote in den Lokalen und Metzgereien.

myheimat: Nicht so sehr der großflächige Einzelhandel auf der „grünen Wiese“ ist für eine lebendige Gemeinde entscheidend, sondern vor allem Einzelhandelsfachgeschäfte mit persönlicher Kundenbetreuung im Ortskern. Wie schneidet Kissing unter diesem Gesichtspunkt ab?

Wolf: Besonders bei unseren Gewerbeschauen sieht man deutlich die geballte Leistungsfähigkeit unserer Einzelhändler. Viele Auswärtige und Kissinger nutzen dies ständig, denn die gute Beratung wird gerne in Anspruch genommen. Der Einzelhändler wohnt ja hier und kommt ständig auch in privatem Umfeld mit dem Kunden in Kontakt. Das verstärkt das Vertrauen.

myheimat: Was können Sie als Kommunalpolitiker für den Einzelhandel in Kissing tun?

Wolf: Wir versuchen bei Auftragsvergaben natürlich im Rahmen der Möglichkeiten bestehende Gewerbebetriebe und Einzelhändler zu unterstützen. Außerdem kommen neue Baugebiete und Bevölkerungswachstum diesen entgegen. Die Infrastruktur und auch die Bereitstellung von gemeindlichen Einrichtungen, Hilfe bei Ausstellungen und ähnlichen Events sorgen für gute Bedingungen.

myheimat: Wenn Sie beide Faktoren gewichten müssten. Welcher Aspekt ist für ansiedlungswillige Unternehmer wichtiger: die Verkehrsinfrastruktur eines Ortes oder die Hebesätze für die Gewerbesteuer?

Wolf: In der Vergangenheit hat sich gezeigt, dass der Aspekt der verkehrlichen Anbindung deutlich überwiegt.

myheimat: Sehen Sie auf Bundesebene Spielräume für weitergehende Steuersenkungen? Immerhin sind Gewerbesteuer und Einkommensteuer wichtige Einkunftsquellen für die Kommunen. Das hätte doch verheerende Folgen für die finanzielle Handlungsfähigkeit der Städte und Gemeinden, oder?
Wolf: Es ist richtig, dass die Gewerbe- und Einkommensteuer unsere größten Einnahmepositionen sind. Allein schon durch die Krise sind die Einnahmeausfälle kaum mehr auszugleichen. Falls uns also durch Steuersenkungen weitere Steuereinnahmen ausfallen würden - und gleichzeitig vom Bund und Land keine entsprechenden Ausgleichsleistungen zu erwarten sind - wäre das für unseren Haushalt sehr schwer zu verkraften.

myheimat: Verlassen wir die eher unangenehmen Themengebiete und wenden uns den erfreulichen Veranstaltungen im abgelaufenen Jahr zu. Dazu zählte zweifellos das 13. Kissinger Brunnenfest. Wie erlebten Sie persönlich dieses Fest?

Wolf: Ich bin wieder einmal von Anfang bis Ende dabei gewesen. Es ist einfach eine tolle Gelegenheit, sich mit vielen Freunden und Bekannten zu treffen und auch ganz nebenbei die Vielfalt und Aufführungen der Vereine zu genießen. Die Zeit ist mir wie im Flug vergangen und ich habe es sehr genossen.

myheimat: Brauchtumspflege und Kultur werden in der Gemeinde Kissing sehr groß geschrieben Als Stichwort sei hier nur der Historische Förderverein „Bayerischer Hiasl“ genannt. Warum ist es aus Ihrer Sicht unerlässlich, dass sich die Menschen mit Ihrer Vergangenheit auseinandersetzen?

Wolf: Nur wer sich mit der Vergangenheit auseinandersetzt und auch dabei die guten und die schlechten Ereignisse beurteilt, kann aus Fehlern lernen. Wir können Negatives lassen, Gutes verstärken und auch wiederholen.

myheimat: Was war Ihr persönliches Highlight im Jahr 2009?

Wolf: Als Bürgermeister hat es mich besonders gefreut, dass nach jahrelangem Bemühen und Rückschlägen es endlich geklappt hat, dass wir in Kissing das Pflegeheim Haus „Gabriel“ einweihen konnten. Damit wurde auch für die ältere Bevölkerung eine ganz wichtige Einrichtung geschaffen. Das war mir sehr wichtig und ich bin deshalb sehr froh.

myheimat-Team:

Joachim Meyer aus Friedberg

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