130 JAHRE HURTIGRUTEN - 40 JAHRE MS VESTERÅLEN
Von Rentieren, U-Booten und Polarlichtern

Die Heldin unserer Reise: MS Vesterålen im Hafen von Bergen | Foto: Marc Rohde | www.marcrohde.de
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Dienstag, 14. Februar

Eine der abenteuerlichsten Passagen unserer Reise war bereits die Bahnfahrt von Flensburg nach Kiel, denn dank unserer gut gepflegten deutschen Infrastruktur gibt es seit einigen Monaten keine durchgehende Verbindung mehr. An der Schleibrücke Lindaunis endete planmäßig unsere Fahrt. Nachdem alle Fahrgäste ausgestiegen waren und die Brücke zu Fuß überquert haben, mussten wir in den auf der anderen Seite des Fjordes wartenden zweiten Zug einsteigen, um die Fahrt dort fortzusetzen.

In Kiel kehrten wir in unmittelbarer Nähe zum Fährterminal im Blauen Engel ein, wo bereits morgens um 11:00 Uhr ein reger Alkoholkonsum herrschte. Zahlreiche norwegische Tagesgäste nutzten die günstigen deutschen Preise aus, so gut sie konnten. Skål!

An Deck der Color Magic genossen wir die Ausfahrt aus dem Kieler Hafen bei einem frisch gezapften norwegischen Bier und gönnten uns nach dem Abendessen mit „dekonstruiertem Snickers“ zum Dessert einen Besuch der auf diesen Schiffen stets hochkarätigen Show.

Mittwoch, 15. Februar

Nach dem Frühstück haben wir die Fähre in Oslo verlassen und machten uns zu Fuß und gut bepackt auf den Weg zum Bahnhof. Wegen einer Signalstörung verließ die Bergenbahn die norwegische Hauptstadt mit Verspätung. Unterwegs zogen faszinierende verschneite Berglandschaften und zugefrorene Seen und Flüsse an uns vorbei, bevor wir nach knapp acht Stunden Bergen erreichten. Mit etwa 287.000 Einwohnern ist sie die zweitgrößte Stadt Norwegens. Bei starkem Regen machten wir abends noch einen kleinen Spaziergang durch die Stadt. In Bergen stellt sich einem nicht die Frage, ob es regnet, sondern welche Art von Regen gerade niederschlägt. An diesem Abend wurde uns eine vielseitige Auswahl präsentiert. In einem Supermarkt haben wir uns ein Sandwich als Abendbrot gekauft und sind durchnässt wieder zum Hotel zurück gegangen.

Donnerstag, 16. Februar

Wir fuhren mit der Fløibahn, die als eine der bekanntesten Sehenswürdigkeiten Norwegens gilt, zum Gipfel des Fløyenmit, von wo aus wir einen herrlichen Blick über die Stadt und den Fjord hatten. Später setzten wir unseren ausgedehnten Stadtspaziergang fort, tranken zunächst im „Café Opera“ Kaffee und aßen später im traditionsreichen Restaurant Bryggeloftet die Spezialität des Hauses: Rentierfilet.

Gegen 16:00 Uhr konnten wir schließlich am Hurtigruten-Terminal einchecken und gleich darauf die MS Vesterålen betreten. Es ist das älteste und kleinste im Linienbetrieb genutzte Schiff der Hurtigruten Reederei. Ab 18:00 Uhr konnten wir in unsere frisch hergerichtete Kabine. Neben dem Doppelbett und dem kleinen Bad ist die verbleibende Grundfläche auf 2-3 Quadratmeter beschränkt. Die zum Abendessen gereichten Smalahove überließen wir neidlos unseren Mitreisenden, obwohl diese Lammköpfe in der Region als echte Delikatesse gelten. Bei der Ausfahrt aus Bergen ab 20:30 Uhr konnten wir hell erleuchtete in Bau oder in Wartung befindliche Bohrinseln bestaunen.

Freitag, 17. Februar

Die Nacht war durchwachsen, denn einerseits wurden wir abends gut durchgeschaukelt und andererseits befindet sich Kabine 410, die uns als „Garantiekabine“ zugeteilt wurde, direkt neben dem Schornstein und man hört hier während der Fahrt so einige schlagende und stampfende Geräusche aus dem Inneren des Schornsteins, bzw. evtl. auch vom Frachtdeck. Vor genau 40 Jahren ist die MS Vesterålen der Reederei übergeben worden und feierte heute somit festlich beflaggt ihren Geburtstag. Nach einem ausgiebigen Frühstück erkundeten wir bei mäßigem Regen die Jugendstilstadt Ålesund. Etwa zwei Stunden haben uns hierfür gereicht, wobei wir uns den mühsamen Aufstieg auf den 189 Meter hohen Hausberg erspart haben. Die Statue Mot Havet am Hafen erinnert an die Toten beim Verlust von sieben Fischerbooten auf offener See am 13. August 1885. Mit zehn Stunden Liegezeit war unser Aufenthalt in Ålesund relativ langatmig.

Abends gab es das erste Mal Dinner à la carte (Auswahl aus drei Gerichten) und am zugeteilten Tisch, den wir mit Dagmar aus Dortmund, sowie Kerstin und Thomas aus der Nähe von Meißen teilten. Ein Film über Polarlichter erhöhte später die Erwartungshaltung für die folgenden Nächte. In der Panorama-Lounge Fyret hat ein Blick in die Cocktailkarte ebenfalls Appetit auf mehr gemacht. Im Vergleich zu Bier und Wein sind die Cocktail-Preise mit gut EUR 13,- fast moderat.

Samstag, 18. Februar

Dank Ohrstöpseln war die heutige Nacht wesentlich erholsamer als die vergangene. Bei der Einfahrt in den Trondheimfjord schneite es. Der Liegeplatz unseres Schiffes ist nicht ganz so zentrumsnah wie in Ålesund und die Liegedauer von 9:45 Uhr bis 12:45 Uhr für die Erkundung der Stadt eher knapp bemessen. Beim Anlegen mussten wir zunächst warten, bis die südwärts fahrende MS Nordkapp den Anleger frei machte. So gingen wir erst um etwa 10:10 Uhr von Bord. Da auf einzelne Personen nicht gewartet wird und pünktlich abgelegt werden soll, verkürzte sich unsere Zeit in Trondheim entsprechend. Wir marschierten zügig zum weltberühmten Nidaros-Dom, wollten aber keine EUR 10,50 pro Person Eintritt bezahlen und machten also nur einige Fotos von außen.

Die nächste Station unseres Kurzbesuchs widmeten wir dem 1778 fertiggestellten Stiftsgården, einem der größten Holzgebäude Skandinaviens, welches seit 1906 als offizielle Residenz des norwegischen Königs genutzt wird. Nach diesen beiden Pflichtbesuchen blieb noch ein wenig Zeit, um bei Sonnenschein, Schnee und Hagel im Wechsel durch die gemütliche Innenstadt zu flanieren. Die Abfahrt unseres Postschiffs verzögerte sich schließlich doch um 20 Minuten, da wir noch auf ein Crew-Mitglied warten mussten. Wir warten also doch auf einzelne Personen. Oder Crew-Mitglieder gelten in diesem Sinne nicht als Person.

Bei der Ausfahrt aus dem Fjord passierten wir die „Fosen Werft“, in der sich die Schiffe Stavangerfjord und Bergensfjord befanden. Die Motoren waren ursprünglich für den umweltfreundlichen Betrieb mit LNG Flüssiggas entwickelt worden. Aus wirtschaftlichen Gründen sollen zwischen Februar und Juni nun Dieselmotoren eingebaut werden, die in Zeiten hoher Gaspreise einen Betrieb mit günstigerem Marinediesel erlaubt. Gegen 15:50 Uhr passierten wir den einsam im Meer stehenden Leuchtturm Kjeungskjær Fyr. Hier gibt es wenigstens keinen Ärger mit den Nachbarn. Stürmischer Wind peitschte mir Schnee, Graupel und salzige Gischt ins Gesicht. Kurz darauf wurde der Seegang so heftig, dass wir den Rest des Nachmittages im Bett verbrachten und das Abendessen ausfielen ließen. Unser Nachmittag im Bett endete also erst am nächsten Morgen gegen 6:30 Uhr.

Sonntag, 19. Februar 

Bei sehr ruhiger See freute ich mich zunächst aufs Frühstück, denn durch das ausgefallene gestrige Abendessen stand der Erfolg der Themenreise „11 Tage - 11 Kilo“ auf dem Spiel. Von anderen Gästen erfuhren wir, dass das Abendessen wohl nicht wenige Mitreisende haben ausfallen lassen. Um 7:57 Uhr überquerten wir heute den Polarkreis und passierten das Polarkreis-Denkmal auf der Insel Viking. Um 10:00 Uhr legten wir für zehn Minuten in Ørnes an, wo ein Gabelstapler zwei kleine Pakete (vermutlich von Æmåzøn) aus unserer Ladeluke hob und ein Auto vom Schiff, sowie ein weiteres aufs Schiff fuhr. Bei der Weiterfahrt genossen wir den Blick auf faszinierende Berglandschaften mit Schnee bedeckten Gipfeln und Nebelschwaden, die über den Fjord zogen. Für diejenigen, die das erste Mal den Polarkreis überquert hatten, folgte die Taufzeremonie, bei der den mutigen Freiwilligen eine Kelle voll Eiswasser in den Nacken gegossen wurde.

Um 13:00 Uhr stand die zweitgrößte Stadt Nordnorwegens auf unserem Programm. In Bodø flanierten wir bei Sonnenschein durch die Einkaufsstraße, zündeten eine Kerze im Dom an, um Gott für das weitere Wellentreiben während unserer Fahrt gnädig zu stimmen. Auch der Flaniermeile am Hafen und der schönen Bibliothek statteten wir einen Besuch ab. Sogar ein aussortiertes Buch haben wir zum Schnäppchenpreis dort erworben. Da die Apotheke im Ort leider geschlossen hatte, haben wir an Bord ein Medikament gegen Reisekrankheit gekauft, für den unwahrscheinlichen Fall, dass die Kerze ihre Wirkung verfehlen sollte. Es blieb alles ruhig und am Vorabend muss es wirklich recht wacklig gewesen sein, denn eine Mitreisende musste nach ihrem Sturz im nächsten Krankenhaus behandelt werden.

In Stamsund, unserem ersten Halt auf den Lofoten, gingen wir für fünf Minuten von Bord. Es handelte sich um einen sehr kurzen Halt, bei dem einige Passagiere die „MS Vesterålen“ verließen und andere neu an Bord kamen. Ab etwa 19:50 Uhr zeigten sich Polarlichter am Himmel, die ein schönes durchgehendes Band in grüner Farbe an den Nachthimmel zauberten. In der Hauptstadt der Lofoten, Svolvær, hatten wie eine gute halbe Stunde Zeit, um einen Spaziergang durch den Ort zu machen. Viel los, war an diesem Sonntagabend nicht. Einige Kneipen wirkten sehr gemütlich und einladend und bevor wir aufs Schiff zurück gingen, besuchten wir noch kurz die Dagfinn Bakke Galerie, die trotz der späten Uhrzeit für die Gäste der Hurtigruten geöffnet hatte. Das „Fiskekaker“-Essen, das um 23:00 Uhr noch stattfand, ließen wir aus.

Montag, 20. Februar 

Wir hatten heute in Finnsnes die Gelegenheit für zwanzig Minuten von Bord zu gehen. Zwei Supermärkte und einige kleinere Geschäfte waren im Zentrum auszumachen, ansonsten ist mir bei unserer kurzen Runde nichts Spektakuläres aufgefallen. Im Hafen schwammen viele kleine Fische und am Anleger gab es eine hübsche bunte Schokoladenwerbung. Am auffälligsten war das 7-stöckige Haus, in dem sich auch eine Niederlassung von KPMG befindet. Die Gemeinde hat schließlich nur 4.800 Einwohner. Zwei Passagiere kamen eine Minute nach der geplanten Abfahrt ans Schiff zurück und, da die MS Vesterålen noch an der Kaimauer lag, wurde sogar die Gangway noch mal für die beiden runtergelassen. Zwei Minuten später wären wir wirklich weg gewesen. Auf der weiteren Strecke Richtung Tromsø passierten wir eine Strecke, auf der über mehrere Kilometer hinweg Eisschollen unseren Weg kreuzten. Oder wir ihren. Am Mittagsbüffet gab es heute Rentiereintopf.

In Tromsø angekommen, machten wir uns zu Fuß auf den Weg über die Tromsøbrua, einer 1.036 Meter langen Brücke über den Tromsøsund. Auf der anderen Seite besichtigten wir die berühmte Eismeer-Kathedrale, bevor es mit dem Linienbus zurück ins Stadtzentrum ging. Ein Ticket, welches wir beim Fahrer gekauft haben, kostete schlappe NOK 60,-, also umgerechnet etwa EUR 5,50. Danach machten wir noch einen ausgiebigen Stadtbummel durch die belebte Innenstadt mit ihren vielen Cafés und Geschäften. Die Stadt ist auch unter der Bezeichnung Paris des Nordens bekannt. Vermutlich hörte man deshalb so viele Französisch sprechende Touristen. Auch viele Chinesen waren in der Stadt unterwegs. Ob sie wohl auf der Suche nach dem Eiffelturm waren? Insgesamt vier Stunden Liegezeit haben für dieses Programm bequem ausgereicht.

Nach dem Abendessen dann wieder das übliche Polarlichter-Gedöns. Heute habe ich das erste kostenpflichtige Getränk an Bord bestellt und den Vesterålen-Cocktail probiert. Für 145,- NOK erhielt ich eine ganze Menge Flüssigkeit, da war ich tatsächlich positiv überrascht. Geschmacklich offenbarte sich mir zwar keine bis dato unbekannte Dimension, aber der Drink war durchaus nett.

Dienstag, 21. Februar

Bei ruhiger See und klarem Himmel konnten wir nahe Havøysund einen wunderschönen Sonnenaufgang fotografisch festhalten oder auch nur mit dem analogen Auge genießen. In der Hafeneinfahrt begegneten wir der südwärts fahrenden MS Havila Capella der seit kurzer Zeit ebenfalls auf dieser Linie tätigen Havila Reederei. Direkt nach dem Frühstück wurde heute bereits um 10:15 Uhr das Mittagsbüffet präsentiert. Sagt man. Wir waren nicht interessiert. Weiß man. Mit absoluter Sicherheit.

Direkt nach dem Anlegen in Honningsvåg stiegen wir in einen von drei für Hurtigruten zur Verfügung stehenden Ausflugsbussen zum Nordkap. Im Bus hatten wir eine einheimische Reiseleiterin aus Südtirol, die uns charmant und informativ über Land und Leute hier oben in der Finnmark erzählte. Dass heute kaum Wind und dazu noch Sonnenschein herrschte, war alles andere als selbstverständlich. Oft können die Ausflüge an den angeblich nördlichsten Punkt Kontinentaleuropas im Februar wetterbedingt gar nicht stattfinden. Sehr schön war es, dass wir mit insgesamt vier Reisebussen und einigen wenigen Individualreisenden eine sehr überschaubare Anzahl an Besuchern waren. Bereits wenige Tage später sollte mit Ankunft der Mein Schiff 3 die Kreuzfahrt-Saison eingeläutet werden. Ich muss offen gestehen, dass dieses Nordkap eines der schönsten Nordkaps ist, die ich je gesehen habe. Wenn man mal zufällig in der Gegend ist, sollte man es sich unbedingt ansehen!

Zur Abendessenzeit gegen 18:00 Uhr kamen wir in der Barentssee wieder in bewegtere Gewässer und so ganz sicher waren wir uns nicht, ob wir alle drei Gänge würden essen können. Nach der Vorspeise legten wir in Mehamn an, aber leider ließ der Hauptgang so lange auch sich warten, dass unser Kapitän während des Essens schon wieder für die Achterbahnmeisterschaften zu trainieren begann. Wenigstens waren Fisch und Kartoffeln nur lauwarm, so dass sie zwar nicht optimal schmeckten, aber schnell gegessen werden konnten. Direkt nach dem Dessert legten wir und dann für die weitere Schaukelpartie flach ins Bett. Einige Zeit später wurde die See schon wieder ruhiger und es ging an Deck, um routinemäßig wieder einige Nordlichter im Bild festzuhalten, Bei Minus sieben Grad und Fahrtwind bekam man dabei auch garantiert keine heißen Finger!

Auch im Hafen von Berlevåg waren über dem Ort und über dem Meer noch schwach Polarlichter zu erkennen. Gegen 22:20 Uhr begrüßte die MS Vesterålen das letzte uns begegnende südwärts gehende Schiff auf unserer Reise. Die MS Trollfjord wurde zu so später Stunde und in Hafennähe mit Lichthupe begrüßt und erwiderte Ihren Gegengruß auf dieselbe Weise.

Mittwoch, 22. Februar

Kurz vor dem Landgang in Kirkenes passierte etwas Schreckliches: ein Passagier blieb am im Treppenaufgang hängenden Foto von König Harald hängen, so dass es zu Boden fiel. Und das einen Tag nach Haralds 86. Geburtstag! Nach diesem Drama widmeten wir uns bei 17 Grad Minus einem Stadtrundgang in diesem nahe der russischen Grenze gelegenen Städtchen mit seinen etwa 3.400 Einwohnern. Im Hafen lagen mehrere große russische Fischtrawler und im Stadtzentrum gibt es sogar eine Diskothek namens Ritz, sowie eine kleine Fußgängerzone. Bei Sonnenschein machte dieser Rundgang richtig Spaß, aber nach einer guten Stunde waren nicht nur die Kapuze meiner Frau, sondern auch ihre Haare mit einer Eisschicht bedeckt, so dass wir uns durchaus auf die Rückkehr ins Warme freuten.

Der Hafen war zu großen Teilen vereist und durch die Sonneneinstrahlung stiegen überall Nebelwölkchen auf. Ein wahrhaft mystischer Anblick! Auch die glitzernden in der Luft scheinbar schwerelos umherschwirrenden Einskristalle sorgten für magische Momente. Die Distanz nach Moskau ist geringer als die nach Oslo und nachdem die Deutschen die Stadt im zweiten Weltkrieg in Schutt uns Asche gelegt hatten, haben die benachbarten Russen den überlebenden Bewohnern sehr geholfen. In diesen Tagen hängen um das Denkmal des russischen Soldaten herum Herzchen in den Nationalfarben der Ukraine. Bei der Ausfahrt aus dem Fjord hoffte ich, einen Blick aufs russische Festland erhaschen zu können, aber dafür war die Nebeldichte zu hoch. Sicher schwammen irgendwo tief unter uns russische Atom-U-Boote. So was spürt man und gerade, weil sie nicht zu sehen waren, machten sie sich verdächtig und die Kamchatka-Krabben waren ja auch unbestritten dort, ohne dass ich sie sehen konnte.

Nachmittags gab es in der östlichsten Gemeinde Norwegens, in Vardø, die Möglichkeit, gemeinsam mit dem Reiseleiter des Schiffs die Festung zu besuchen oder selbständig durch den Ort zu laufen. Im Kolonialwarenladen Kurt Bye besorgte ich uns neue Getränke und nahm auch eine Flasche Lofot Pils mit. An Bord kostet ein Bier ungefähr ein halbes Monatsgehalt und der nächste Besuch auf den Lofoten kommt bestimmt. Warum sollten wir diesen nicht mit einem Schluck Bier feiern? Neben einer Kirche aus dem Jahr 1958 gibt es in dieser kleinen Gemeinde unter anderem auch ein Kino und den äußerst gemütlich wirkenden Nordpol Pub. „MAKE THE NORTH GREAT AGAIN!“ leuchtete es mir von der gegenüberliegenden Hafenseite entgegen, bevor ich rechtzeitig vor der Abfahrt wieder auf die MS Vesterålen zurückkehrte. Zum Dinner wurde Rentierbraten und Rentierwurst serviert. Abends präsentierten sich im Hafen von Båtsfjord sehr kräftige Polarlichter, die auch bei Minus sieben Grad und Wind nicht nur sehens-, sondern auch fotografierenswert waren.

Donnerstag, 23. Februar

Der Tag begann mit einem heillosen Durcheinander: Meine Cola-Flasche hatte sich bei nächtlicher bewegter See selbständig gemacht und lag nun auf einmal auf der anderen Seite der Kabine. Wegen starkem ablandigem Wind hatten wir heute Morgen eine permanente Schräglage und das Wasser lief beim Duschen statt in den Abfluss ins Badezimmer und bildete eine große Lache. Dazu hatten wir auch noch Verspätung, so dass die MS Nordlys vor uns in Havøsund angelegt hatte und wir auf das Freiwerden des Kais warten mussten. Laut Fahrplan soll das genau anders herum sein. In der Folge verringerte sich unsere Liegezeit in Hammerfest, wo wir wegen Bauarbeiten am Kai ohnehin nichts von der Innenstadt hätten sehen können, da wir sehr weit außerhalb im Industriegebiet anlegen mussten.

Wäre auf der weniger stark frequentierten Südroute nicht auf einmal eine fast meditative Ruhe auf unserem kleinen Schiff eigekehrt, hätte ich mich tierisch aufregen können! In Hammerfest folgten wir dem Reiseleiter des Schiffs zu Fuß zum Meridian-Monument, die es immerhin in die illustre Liste des UNESCO Welterbes geschafft hat. Mit Hilfe von Winkelmessungen hatte Georg Wilhelm Struve einst begonnen, die Welt zwischen Hammerfest und dem schwarzen Meer zu vermessen. 1855 war dieses Projekt, welches maßgeblich von Zar Alexander I. finanziert wurde, abgeschlossen. Na, und einen schönen Blick auf die gegenüber liegende Stadtmitte hat man von hier auch! Außerdem haben die freundlich winkenden Schülerinnen der Hammerfest High School sicher nur mir ihre Aufmerksamkeit geschenkt.

Beim Stopp im malerisch gelegenen Øksfjord verließ ein Auto unser Schiff, ein neues kam hinzu. Außerdem wurden zwei Paletten mit Waren ausgeladen und einige mit Fisch eingeladen. Während des Abendessens überquerten wir einigermaßen unspektakulär das berüchtigte Lopphavet, eine offene Meeresstrecke, in der Wellen, Wind und Strömung oftmals in drei verschiedene Richtungen weisen, was die Überfahrt so tückisch macht. Als Vorspeise gab es heute Abend übrigens Tartar vom Rentier. Beim Halt in Skjervøy gegen 19:45 Uhr beobachteten wir den Ladevorgang bei leichtem Schneefall. Ein Mitreisender fotografierte mit Begeisterung eine hübsche vom Dorf beleuchtete Wolke. Mit Photoshop lässt sich sicher ein 1A-Polarlicht daraus zaubern! Später am Abend konnte ich dann doch noch ein schwaches grünes Leuchten zwischen der aufgerissenen Wolkendecke erkennen. Da das nördlichste „Hard Rock Café“ der Welt in Tromsø bereits um 22:00 Uhr schließt und wir erst gegen Mitternacht ankommen sollten, begab ich mich vor Erreichen dieser ansprechenden Stadt ins Bett.

Freitag, 24. Februar 

„50 Shades of Grey“ schien das Motto des heutigen Tages zu werden. Die Wolken, die Berge und das Meer präsentierten uns heute eine zuvor nie gesehene Vielfalt an Grautönen. Wenn da nicht irgendwo ein Grauwal oder ein Atom-U-Boot dahinter versteckt waren, dann weiß ich auch nicht. In Harstad mit seinen knapp 25.000 Einwohnern wurde ein Neuwagen mit der MS Vesterålen verschifft. Bevor die beiden Besatzungsmitglieder es vorsichtig an Bord fuhren, wurde es ausgiebig von allen Seiten fotografiert, um etwaige Schäden zu dokumentieren. Ein Schelm, wer denkt, diese hätten sich unter dem auf dem Fahrzeug befindlichen Schnee sehr gut verstecken können! Unser Schiff wurde übrigens vor gut vierzig Jahren hier in Harstad gebaut und kam heute mal wieder für eine halbe Stunde nach Hause zurück. Die nordwärts fahrende MS Havila Castor, der wir zuvor begegneten, sah ich mit dem Fernglas nur noch von hinten, da ich zuvor mit Duschen beschäftigt war und die Begegnung lediglich über die Bugkamera auf dem Bildschirm in unserer Kabine verfolgen konnte.

Eine Kuriosität war die Fahrt durch die Risøyrinne, einer fünf Kilometer langen und nur 100 Meter breiten ausgebaggerten Fahrrinne mit einer Tiefe von knapp sieben Metern. Seit 1922 existiert dieser für die Vesterålen-Inseln sehr wichtige Verkehrsweg. Vermutlich wird niemand außer mir diesen Text bis hierher lesen, aber falls doch, dürfen Sie sich gleich fragen, ob ich einen Hang zu Verschwörungstheorien habe. Genau in dem Moment, als unser Schiff unter der Sortland Brua bei Sortland hindurchfuhr, fuhr oben drüber der Ausflugsbus mit den Gästen, die die Vesterålen-Rundfahrt gebucht und dafür in Harstad von Bord gegangen waren. Meine Internetrecherche ergab, dass der Ausflugsbus wohl immer just in dem Moment die Brücke entlang fährt, während das jeweilige Schiff darunter durchfährt. Ich bin hier offensichtlich einer großen Sache auf der Spur! Wie steht es hier eigentlich mit den Atom-U-Booten? Es ist wieder keins zu sehen, was doch wohl äußerst verdächtig ist.

Bei der Ankunft in Stokmarknes fiel uns sofort das neue Gebäude des Hurtigruten-Museums ins Auge, obwohl auf den ersten Blick aufgrund der Spiegelungen nicht erkennbar war, dass sich das historische Postschiff MS Finnmarken darin präsentiert. Wir machten einen Spaziergang entlang der verschneiten Hauptstraße und kauften einige Kleinigkeiten ein. Das Lofot Pils von neulich war bereits verdunstet und so besorgte ich heute unter anderem ein Trollfjord Pils, um für den Besuch des namensgebenden Fjordes gewappnet zu sein. Als allerschönste Passage der schönsten Seereise der Welt wurde uns der Raftsund angepriesen. Nach den ersten Metern wurde der Schneefall durch Nebel unterstützt, so dass wir eine Weile überhaupt nichts sehen konnten. Bald darauf waren die hohen Berge links und rechts von uns dann aber doch gut zu sehen. Wir bahnten uns unseren Weg durch diesen engen Sund und machten schließlich gegen 17:00 Uhr vor der Mündung des Trollfjords einen Fotostopp. Um 18:30 Uhr begann ein knapp zweistündiger Halt in Svolvær, wo wir dieses Mal einen ausgiebigeren Spaziergang bei leichtem Schneefall machten. Direkt am Terminal befindet sich hier auch die Lofoten Brauerei, die sowohl das Lofot Pils als auch das Trollfjord Pils herstellt.

Samstag, 25. Februar

Bei der nächtlichen Überfahrt des Vestfjords schaukelte es wieder kräftig, wovon ich beim Schlafen allerdings nichts bemerkt habe. Während wir südwärts die Insel Vikingen und damit dem Polarkreis passierten, saßen wir beim Frühstück. Ich habe also keine neuen Bilder des Globus geschossen, obwohl die Beleuchtung besser war, als auf der Hinfahrt. Bei der heutigen Polarkreis-Zeremonie wurde Lebertran verköstigt. Schade, dass ich noch satt war.

In Sandnessjøen machten wir einen kurzen Spaziergang die Hauptstraße entlang, die in Teilen sogar Fußgängerzone ist. Für einen Ort mit nur 6.000 Einwohnern ganz schön mondän! Kurz nach dem Ablegen hätten wir bei besserem Wetter einen schönen Blick auf die Bergkette „Die sieben Schwestern“ gehabt. So um die fünf Schwestern zeigten sich, waren dabei aber so schüchtern, dass sie Ihre Spitzen nicht zeigen wollten.

Am Nachmittag hatten wir 2 1/2 Stunden Zeit, um das etwas kleinere Brønnøysund bei Schnee- und Graupelschauern zu erkunden. Eine Stunde genügte uns, aber es war toll, in der (angeblichen) geografischen Mitte zwischen Kap Lindesnes, dem südlichsten Punkt Norwegens, und dem Nordkap gewesen zu sein. Übrigens hörten wir ganz klar die Geräusche von Hubschraubern, die im Nebel und Schneegestöber praktisch unsichtbar waren. Dies deute ich als weiteren Beweis für die Begegnung mit den russischen Atom-U-Boote hoch oben im Norden.

Schon heute gab es das 5-Gänge Abschiedsdinner, da viele Reisende nur bis Trondheim am Bord blieben. Dazu fiel mir ein altes Sprichwort aus der Uckermark ein: „Wir schaffen das!“. Bob, der Baumeister war ja auch stets optimistisch und tatsächlich: jo, wir schafften das. Da die Hurtigruten ihr 130. Jubiläum feiert, hielt der Kapitän vor dem ersten Gang eine Rede, deren vollen Wortlaut ich mitgeschrieben habe: „Skål!“. Unnützes Gesabbel ist wohl nicht sein Ding. Nach dem Abendessen haben wir wieder und vermutlich zum letzten Mal auf dieser Reise schwache Polarlichter zwischen den Wolken hervor blitzen sehen. In Rørvik konnten wir nochmals 20 Minuten von Bord gehen und aus der Ferne einen Blick auf die 2019 neu erbaute Kirche und auf das 2004 eröffnete Museum erhaschen. Beim Auslaufen begegneten wir der MS Richard With. Die Versteigerung an Bord zugunsten der Hurtigruten Foundation fand ohne uns statt. Wir hatten nicht das Gefühl, dringend noch irgendetwas zu brauchen.

Sonntag, 26. Februar

Ich bin nicht sicher, ob ein Sonntagmorgen bei Schneeregen in Trondheim aufregender ist, als in Nordhackstedt tot über`m Zaun zu hängen. Zumindest zog uns nach dem Anlegemanöver heute um 6:30 Uhr nichts aus unserer Kabine. Vor wenigen Tagen hielt uns noch der Eintrittspreis vom Besuch des Nidaros-Doms ab, aber der Ausflug „Die verborgenen Gemächer des Nidaros-Doms“ heute morgen hätte mich schon interessiert. Dennoch erschienen uns auch nach eineinhalb Wochen im hochpreisigen Norwegen die NOK 2.150,- (EUR 195,-) pro Person kein Schnäppchen zu sein und wir verzichteten auf diese Führung. Ob das Frühstück an Bord intellektuell eine Alternative darstellte, möchte ich an dieser Stelle nicht weiter erörtern. Aus unserem Kabinenfenster blickten wir auf eine Lagerhalle, die mit der Frage “Who knows why we are taught to fear the witches and not those who burned them alive?“ beschriftet war. Schon waren wir doch beim intellektuellen Teil gelandet. Ob es sich hierbei um eine Frage des heute an Bord veranstalteten Hurtigruten-Quiz handelte, darf bezweifelt werden.

Die nordwärts fahrende MS Nordnorge grüßte wieder brav mit drei lang anhaltenden Tönen aus ihrem Typhon und wir erwiderten diesen selbstverständlich. Unsere heutige Passage war durch eine bis dato selten gesehene konsequente Kontrastarmut geprägt. Mittags gab als Highlight der heutigen Tristesse aneinandergereihter Ereignislosigkeiten: das leckere Kartoffelpürree, welches nach meiner Einschätzung zu 50% aus Butter, zu 30% aus Sahne und zu 20% aus Kartoffeln besteht.

Kristiansund erreichten wir eine viertel Stunde vor der geplanten Ankunftszeit. Die Stadt hat uns weniger angesprochen, obwohl die Einfahrt in den Hafen wunderschön ist. Imposant erschien das Kreuzfahrtschiff Spirit of Discovery, welches im Hafen lag. Nach einer schaukeligen Passage hatten wir gegen 20:15 die Gelegenheit aus relativer Nähe einen Blick auf die hell erleuchtete Gasverarbeitungsanlage Nyhamna werfen, die durch eine Pipeline mit dem 120 Kilometer nordwestlich von Kristiansund gelegenen Ormen-Lange-Feld verbunden ist. Das aufgearbeitete Gas wird per Pipeline von hier nach Easington in Großbritannien transportiert und deckt etwa 20% der britischen Gasnachfrage.

Um 21:15 Uhr hatten wir Gelegenheit, in Molde nochmals für einige Minuten an Land zu gehen. Die Stadt hat eine attraktive Einkaufsstraße und, soweit wir das im Dunkeln erkennen konnten, auch eine schöne Hafenpromenade. Nach 25 Minuten waren wir wieder zurück an Bord, um die Abfahrt um 21:45 Uhr nicht zu verpassen. Laut Anzeige an der Erfassungsanlage sollten wir in dieser letzten Nacht an Bord 119 Passagiere und 60 Crew-Mitglieder sein. Zum Ausklang des Abends winkten wir noch der mit Lichthupe grüßenden nordwärts fahrenden MS Havila Capella zu.

Montag, 27. Februar

Die nächtlichen kurzen Anlegemanöver in Ålesund, Torvik und Måløy bekam ich im Halbschlaf deutlicher mit, als die sicher wieder wackelige Überquerung der offenen Seestrecke Stadthavet. Zu Hause in Flensburg wurden heute Nacht übrigens Polarlichter gesehen, Na, toll! Wozu dann der ganze Aufriss hier? Beim Frühstück erhaschten wir einen Blick auf den Leuchtturm Stabben Fyr, der einsam auf dem Meer zu schweben schien. Nach dem Kofferpacken verließen wir unsere Kabine und belegten einen Platz im Vesterålen Salon, da die Kabinen ab 10:00 Uhr für die nächsten Gäste vorbereitet wurden. nicht mehr in die Kabine zurück können. Vor einer Nebelbank verlangsamte unser Schiff seine Fahrt auf 8,2 Knoten. Zum Glück hatten wir keinen Defekt, sondern es schien sich um eine Vorsichtsmaßnahme zu handeln, denn auf einmal erschien wie aus dem Nichts der 481 Meter hohe wolkenverhangene Berg Alden neben uns. Schon bald beschleunigten wir wieder auf 15 Knoten.

Gegen 10:15 Uhr wurde es noch einmal eng im Salon, denn der Küchenchef präsentierte eine Kostprobe aus der Küstenküche. Die Details habe ich vergessen, aber es war ein leckerer milder Käsewürfel mit etwa einem Zentimeter Kantenlänge, den wir uns zwischen Frühstück und vorgezogenem Mittagessen irgendwie noch reinzwängen konnten. Die Gruppe applaudierte dem Küchenchef. Es waren auch wirklich ganz besonders schöne Würfel geworden! Der Reiseleiter pries die nochmals ganz andere wunderschöne Landschaft dieses Streckenabschnitts und den langsam einziehenden Frühling an. Meine Augen sahen hauptsächlich Nebel und dieser unterschied sich ehrlich gesagt nicht wesentlich von demjenigen weiter oben im Norden. Gegen mittag wurde es aber freundlich und die letzten zwei, drei Stunden der Fahrt erlebten wir bei strahlendem Sonnenschein. Auch in Bergen regnete es nicht (kann das sein?).

Dienstag, 28. Februar

Die Zugfahrt verlief weitestgehend geschmeidig. Das Thermometer kletterte auf vier Grad über Null. Die ersten Norweger saßen auf ihren Terrassen und genossen die Wärme. In der Bahn wählte ich das 3-Gänge Trüffel-Menü, bestehend aus drei vom Frühstücksbüffet gemopsten Brotscheiben und im Supermarkt gekauften Philadelphia Trüffel-Frischkäse. Mit 0,07% Trüffelanteil war der Geschmack keinesfalls zu aufdringlich. Ein Highlight dieser Fahrt war auch wieder der kurze Aufenthalt in Drammen. Im Sommer 1989 erfuhr ich hier in einem Telefonat mit meiner Mutter, dass ich als Statist im Flensburger Rosenkavalier mitwirken durfte. Hier wurde also der Grundstein meiner Bühnenkarriere gelegt.

Nach dem spartanischen Leben auf dem Postschiff ließen wir es in Oslo so richtig krachen. Wir genossen das Nachtleben im Ausgehviertel Grünerløkka bei Salat und Aperol bzw. Pizza und einem Bier. Um 17:46 Uhr Uhr war die Partystimmung auf ihrem Höhepunkt und wir begaben uns ganz langsam wieder in Richtung Hotel zurück.

Wegen einer Dachschräge fehlte unserem Zimmer etwa ein Drittel Rauminhalt, aber auf dem 1,30 Meter breiten Doppelbett verloren wir uns im Laufe der Nacht wenigstens nicht aus den Augen.

Mittwoch, 01. März

Wir haben die Nacht ohne große Verletzungen überstanden und waren vom Frühstücksbüffet positiv beeindruckt. Auf einem kurzen Spaziergang fotografierte ich die Börse und die Skulptur „Fru Fortuna“, bevor wir im Supermarkt noch mal Wasser für unterwegs besorgten. Mittags schlenderten wir mit Gepäck zum Fährterminal, wo bereits eine große Menschenmenge wartete. Die norwegischen Winterferien werden wohl von Familien gerne für einen Kurztrip nach Kiel genutzt. Ein spezielles Kinderprogramm an Bord macht dies attraktiv. Bei 5 Grad über Null trägt die junge Norwegerin übrigens bauchfrei.

Das Abendessen an Bord hatte ich wieder im Voraus gebucht und als alter Sparfuchs hätte ich gerne eine Flasche von meinem Lieblingschampagner dazu bestellt. An Bord schien er zu einem Drittel des Preises in deutschen Edelbordellen oder Sterne-Restaurants erhältlich zu sein. Tatsächlich gab es ihn aber gar nicht, obwohl er sowohl online als auch in der physisch ausgehändigten Karte noch angepriesen wurde. Fail.

Die abendliche Show war immerhin wie immer top und unsere Sitzplätze waren es auch.

Donnerstag, 02. März

Die mitternächtliche Begegnung mit der Color Fantasy hatten wir knapp verpasst, aber den Sonnenaufgang gegen 7:05 Uhr morgens beobachteten wir im Bett liegend aus unserem Fenster. Die Kieler Förde versteckte sich bei unserer Einfahrt im dichten Nebel. Sicher auch, damit die U-Boote nicht so sehr ins Auge fielen. Bevor ab Freitagabend die Schleibrücke auch für Fußgänger gesperrt werden soll, konnten wir sie heute nochmals auf unseren eigenen Füßen überqueren.

Kurz vor Flensburg fuhr der Zug am Stellplatz unseres Wohnmobils vorbei. Eigentlich könnte man mal wieder eine Reise machen…

Mein persönliches Fazit

Die eigentliche Schiffspassage mit den Hurtigruten ist bei Doppelbelegung und Wahl einer „Garantiekabine“ mit Vollpension relativ günstig. Das An- und Abreisepaket lässt sich in Eigenregie etwa für den halben Preis des von Hurtigruten für eine vergleichbare Leistung aufgerufenen Preises organisieren. Die Getränke an Bord sind hoch und die Preise der Ausflüge dreist. Bei letzteren kauft man allerdings die Gewissheit mit, auch bei etwaigen Verspätungen wieder aufs Schiff zurückzukommen. Ohrstöpsel helfen beim Schlafen, da ständig irgendwie geartete Geräusche zu hören sind.

Karneval spielt in der Arktis keine Rolle.

Norwegen ist schön. Unsere Seereise war es auch und gerade auf diesem relativ alten und kleinen Schiff mit seinen nur 274 Betten lässt sich der ursprüngliche Geist des Liniendienstes noch sehr gut nachfühlen und erleben. Touristische Elemente sind präsent, aber dominieren nicht, auch wenn der Reiseleiter an Bord in erster Linie ein Ausflugsverkäufer ist. Die neueren Schiffe bieten sicher einen Hauch mehr Entertainment und Mitbewerber Havila hat tendenziell größere Kabinen im Angebot.

Und, ja, man hätte auch schon in Trondheim von Bord gehen können, aber die letzten ruhigen eineinhalb Tage bis Bergen bilden einen schönen Ausklang. Im Übrigen scheinen mehr Leute an Norwegens Küste zu wohnen, als Norwegen Einwohner hat. Das muss ich eventuell noch mal in Ruhe nachrechnen. Norweger, die keine tierischen Produkte essen, sind Norveganer, aber die gibt es gar nicht, denn alle essen hier Fisch und Fleisch.

Ich vergebe für unsere Reise 🚢 🚢 🚢 🚢 🚢 von 🚢 🚢 🚢 🚢 🚢.
Tuuut.

@ Marc Rohde 03/2023
Auf politische Korrektheit und Gendern wurde bewusst verzichtet.
Etwaige Schreibfehler sind beabsichtigt.

Bürgerreporter:in:

Marc Rohde aus Flensburg

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