Namibia: Geschichte und Gegenwart einer ehemaligen deutschen Kolonie - Vortrag und Diskussion mit Dr. Olga Kamoruao (Namibia) am 24.03.14

24. März 2014
20:00 Uhr
Marburger Weltladen, 35037 Marburg
Foto: vom Flyer der Veranstalter
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"Wir wollen niemanden in den Schatten stellen, aber wir verlangen auch unseren Platz an der Sonne." Mit diesen Worten kündigte der Staatssekretär im Auswärtigen Amt und spätere Reichskanzler von Bülow am 06.12.1897 im Reichstag die Hinwendung zum expansiven Kolonialismus an. Zwischen 1884 und 1915 hatte sich das nach Weltmacht strebende Deutsche Reich das heutige Namibia als Kolonie Deutsch-Südwestafrika einverleibt. Als 1904 Herero, Nama, Damara und Ovambo rebellierten, entfesselten die Deutschen den ersten Völkermord des 20. Jahrhunderts, dem fast 100.000 Menschen zum Opfer fielen. Bis heute bekannte sich keine deutsche Regierung zu dem begangenen Genozid - aus Furcht vor staatsrechtlichen und finanziellen Konsequenzen.

Nachdem 2011 im Marburger Stadtteil Bortshausen ein umstrittenes Denkmal für die Marburger Jäger errichtet wurde, die an den kolonialen Verbrechen beteiligt waren, drang diese Nachricht auch nach Namibia. Die Empörung darüber, dass man in Deutschland die begangenen Gräuel vergessen hat, aber die Täter ehrt, während die Folgen in Namibia bis heute allgegenwärtig sind, ist groß. Stammesoberhäupter der Herero und Nama schickten Protestbriefe nach Marburg, die ihre Vertreterin Dr. Olga Kamoruao dem Magistrat übergab.

Am 24.03.2014 wird die promovierte Pädagogin erneut nach Marburg kommen, um einer breiteren Öffentlichkeit über die Geschichte und Gegenwart ihres Landes zu berichten und das Bildungs- und Ausbildungsprojekt Kavitu vorzustellen, für das sie gerade in Berlin wirbt. Ganz in der Nähe des Ortes, an dem Generalleutnant Lothar von Trotha vor über 100 Jahren den Vernichtungsbefehl erteilt hat, soll das Schul- und Berufsausbildungsprojekt für eine endlich freie, aber immer noch benachteiligte junge Generation entstehen.

Veranstaltung am 24.03.14, 20.00h im Marburger Weltladen

Dr. Olga Kamoruao lehrte an der Namibia-Universität in Windhuk und engagiert sich für die Rechte der Herero. Sie fordert von der deutschen Bundesregierung, den Völkermord an den Herero, Nama, San und anderen Völkern Namibias endlich anzuerkennen und die Nachkommen der Betroffenen für die Verbrechen zu entschädigen.

Veranstalter:

Namibia-Soligruppe Marburg in Gründung

Marburger Weltladen

Marburger Forum für entwicklungspolitische und inter-kulturelle Themen in Kooperation mit

ARBEIT und LEBEN Marburg (AG von DGB und vhs)

Bürgerreporter:in:

Petra Schlag aus Marburg

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11 Kommentare

Bürgerreporter:in
Hajo Zeller aus Marburg
am 29.03.2014 um 02:34

Jetzt wird es lächerlich. Wenn Sie mir erzählen wollen, dass bei normalen Kameradschaftsabenden klassische Musik als Untermalung dient, sorry, aber das können Sie ihrem Frisör erzählen. Und auch der wird Ihnen nicht glauben.

Vom Pi-Batallion 2 in Hann-Münden über Offz-Casinos oder Uffz-Heime in der Wittich-, Häseler-, Lüttich- oder Hindenburgkaserne in Kassel, den ehemaligen Kasernen in Marburg bis hin zu den tollen Saufabenden in der Zietenkaserne in Göttingen waren Panzergrenadiere, Panzerjäger, Jäger, alte und neue Kameraden mit hell- oder dunkelgrünen Spiegeln dabei, wenn es darum ging sich mit Wein, Weib und Gesang an vermeintlichen und tatsächlichen Heldentaten zu berauschen. Von wegen "Die Toten mahnen zum Frieden"

Bürgerreporter:in
Hansheinrich Hamel aus Kirchhain
am 05.04.2014 um 11:46

Man kann doch einen Truppenteil, der an Kriegshandlungen eines völkerrechtlich anerkannten Staates teilnimmt, nicht geschlossen als Kriegsverbrecher behandeln. Ich staune, dass alle den vielen guten Menschen, die sich mit der Problematik befassen, erst gar nicht einfällt, dass das eine unhaltbare pauschale Beschuldigung ist. Einfach mal nach Den Haag schauen und registrieren, dass man Kriegsverbrechen nur an einzelnen Personen festmachen kann.
Einfache Soldaten, die auf Befehl mitgeschossen haben, darf man nicht verurteilen, weil Mitläufertum und mangelnde Zivilcourage nicht verboten sind und Märtyrertum keine Pflicht ist.

Bürgerreporter:in
Hajo Zeller aus Marburg
am 06.04.2014 um 00:14

Sehr geehrter Herr Hamel,

Ob ein Truppenteil pauschal beschuldigt werden kann, an Kriegsverbrechen beteiligt gewesen sein, diese Frage lasse ich mal offen.

Darum geht es in diesem Fall aber auch nicht. Es geht darum, dass in einer von Hause aus sehr scheußlichen menschlichen Interaktion - Krieg genannt - noch scheußlichere Dinge passierten - Kriegsverbrechen genannt. Und niemand beurteilt oder verurteilt die heutigen Kameraden dafür, dass ihre verstorbenen "alten Kameraden" am Krieg oder an Kriegsverbrechen beteiligt waren.

Aber: Wer für sich in Anspruch nimmt, die Erinnerung an einen Truppenteil - in diesem Fall die 11er-Jäger - bewahren zu wollen, muss sich auch den weniger ruhmreichen Aktivitäten dieses Truppenteiles stellen. Als Deutscher kann ich mir zum Beispiel nicht Kant, Hegel, Schiller oder Goethe als Ahnherren und Geistesgrößen "an die Fahne zu heften" (um im Militärjargon zu bleiben) ohne nicht auch gleichzeitig Eichmann, Himmler, Göbbels, Hitler und die gesamte NS-Mordmaschinerie "an der Fahne" zu haben.

Manches wäre sehr viel einfacher, wenn Karl Bingel, Heinrich Rautenhaus und die anderen "alten Kameraden" ein einziges Wort des Bedauerns in der Öffentlichkeit über die nicht so ruhmreichen Aktivitäten der 11er-Jäger verloren hätten.

Einfach nur zu sagen: "Die Toten mahnen zum Frieden" und beim Kameradschaftsabend frisch, fromm, fröhlich und frei leicht alkoholisiert die "alten Kameraden" zu schmettern, sorry, das ist zu wenig. Von Sangeseinlagen auf den Häusern der Normannia-Leipzig oder Rheinfranken mal gar nicht zu reden.