Mary & der Vulkan

Sommerzeit ist Urlaubszeit. Was aber tun, wenn die Kinder aus dem Haus sind und man nicht unbesdingt in ferne Länder reisen möchte? Genau: Man bleibt zuhause. Und geht eventuell in ein Museum.

KiT - hinter dieser Abkürzung verbirgt sich die Kunst im Tunnel. Das Museum liegt direkt unter der Düsseldorfer Rheinuferpromenade – in einem Raum, der zwischen den Tunnelröhren für den Autoverkehr liegt. Das Museum mit seinem ungewöhnlichen Ausstellungsort und der genauso ungewöhnlichen Museumsarchitektur wurde im Jahre 2007 als ein Treffpunkt für zeitgenössische Kunst eröffnet. Gezeigt werden etwa vier bis sechs Wechselausstellungen pro Jahr. Der Schwerpunkt des Programms liegt auf der Präsentation junger, zeitgenössischer Kunst aus den Bereichen Bildhauerei, Malerei, Fotografie, Video- und Installationskunst.

Die Ausstellung "Mary & der Vulkan Eine meteorologische Phantasmagorie" ist vom 14. Mai - 14. August 2016 zu den gewohnten Öffnungszeiten zu sehen. Sie knüpft dabei an ein historisches Ereignis an. Das Jahr 1816 gilt als das "Jahr ohne Sommer". In Folge des Ausbruchs des indonesischen Tambora-Vulkans hatten große Teile Europas unter Kälte und Dunkelheit zu leiden. Was machen Künstler in dieser Situation? Mary Shelley beispielsweise hat in dieser Situation in der Villa Diodati den Gruselroman Frankenstein geschrieben. Die Gothic Novel Der Vampyr von John Polidori entstand ebenfalls während jenes Aufenthaltes.

Das KiT zeigt Arbeiten von 21 Künstlern aus dem Umfeld der Düsseldorfer Kunstakademie der letzten 200 Jahre bis zur Gegenwart. Christian Friedrich und Johann Wilhelm Schirmer seien als Beispiele für die Klassiker, Harkeerat Mangat, Soya Arakawa, Patrick Vogt und Felix Warnatsch für zeitgenössische Künstler genannt.

Zum Beginn der Ausstellung betritt der Besucher zunächst eine Arbeit von Rita McBride. Sie zeichnet den Grundriss von Le Corbusiers berühmtem Kunstwerk "Villa Savoye" nach. Es wird auf die spezifische Räumlichkeit des KIT angepaßt. McBrides Villa dient unter anderem als Ausstellungsgelegentheit für einige historische Exponate, unter anderem von Elise Concordia Crola und Johann Wilhelm Schirmer, in Kombination mit Arbeiten von Michael Buthe, Elisabeth Peyton sowie dem aus Lava gegossenen Original-Modell von Hans Hollein zu seinem Museum Vulcania. Unmittelbar vor dem Ausstellungsteil inszeniert Harkeerat Mangat Gothic 1986, ein Remake von Ken Russell´s exzentrischem Horrorfilm, hier allerdings erzählt aus der Perspektive von fünf Kunststudenten auf der Suche nach Unproduktivität. Am Ausgang der Villa erklingt das Geräusch des Regens, aufgenommen 1987 von Katharina Fritsch, und begleitet den Besucher hinunter in den zweiten Teil der Ausstellung.

Dort dominiert die zur Tunneldecke reichende Plastik Frankenstein (Lay All your Love on Me). Sie stammt von Elmar Hermann. Das Werk basiert auf einem Filmstill der berühmtesten Filmadaption von Mary Shelley‘s Roman, nämlich James Whale’s Horrorklassiker FRANKENSTEIN. Im Umfeld des Vulkans befinden sich Arbeiten weiterer junger Künstlern wie Soya Arakawa, Claudia Barth oder Josefine Reisch & Nora Hansen. Ein Kinoraum präsentiert am Ende des Tunnels den Film Viktor Al Manouchi von Hedda Schattanik und Roman Szczesny.

Bildhauerei und Skulptur sind hier genauso zu sehen wie Video, Zeichnung und Malerei. Gothic Novel? Horrror? Grusel? Zielt man als Besucher darauf ab, eine plumpe künstlerische Beschäftigung damit vorzufinden, wird man sicherlich enttäuscht. Man muß schon einen Zugang zu zeitgenössischer Kunst haben und sich darauf einlassen können und wollen - dann wird man so manch angenehme Überraschung erleben.

Bürgerreporter:in:

Andreas Rüdig aus Duisburg

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