Kolumne: Theokratie

Bei der Theokratie ist die Herrschaft und Staatsform religiös legitimiert und wird von einer göttlich erwählten Person ausgeübt. Die zwölf Stämme Israels bildeten in Israel in vorstaatlicher Zeit ein Beispiel dafür.

Die Theokratisch-gottgläubige Republik Germanien kann in diesen Tagen ihren 25. Geburtstag feiern. Die Theokratische Union erreichte mit ihrem "Sturm auf Bundestag und Bundesregierung", daß die Volksvertreter ihren Hut nahmen und abdanken mußten. "Der Sturm der damaligen Pseudo-Regierung führte dazu, daß der Pantheon des germanischen Götterhimmels die Macht ergreifen und Wotans Wille erfüllt wird," berichtet Volkmar, der damals schon an vorderster Front beteiligt war.

Die Abgeordneten seien vor ihren Peitschen, Mistgabeln, Sensen und anderen Geräten geflüchtet und hätten ihren Rücktritt als "Volksvertreter" verkündet.

"Kaum war die neue Regierung unter Hartmann von der Vogeltränke rechtskräftig installiert,  begann sie auch gleich, das Land zu verändern.

Zuerst wurden die Bundesländer in ihrer alten Form aufgelöst und durch Stammesgebiete ersetzt. "Nageln Sie mich jetzt bitte nicht fest, ob es  wirklich 12, mehr oder weniger Stammesgebiete gibt; das kann sich spontan ändern," berichtet Hartmann Leberecht, der in der heutigen Regierung für die Innereien verantwortlich ist. "Kontinuierlich Bestand haben die Stammesgebiete der Friesen, Alemannen, Goten, Sachsen sowie Etrusker."

Things regieren jetzt das ganze Land. Sie sind mit heidnischen Priestern besetzt, die einen Kontakt direkt in den germanischen Pantheon haben. Ergänzend kommen deutschgläubige Männer hinzu; Frauen sind nicht zugelassen. Allgemeine Wahlen sind abgeschafft weil überflüssig: Der oberste Thing setzt sich aus der Gemeinschaft der heidnischen Germanenpriester zusammen; auch hier sind Frauen nicht zugelassen.

Der oberste Thing (= der frühere Bundestag) hat sich seitdem sehr verändert. Natürlich gibt es noch die neueste Technik. Und Stuhlreihen. Hinkelsteine sind hinzugekommen, Bonsai und Zimmerpflanzen, Kohlepfannen mit Kräuterduftpflanzen, veganer - vegetarischer Kost am Sitzplatz, Ruheräume, Gebetspausen sowie Runenschrift in der amtlichen Korrespondenz.

"Es ist alles so, wie es früher einmal war," ist sich Kevin-Christopher, mit 21 Jahren, der an Jahren jüngste Teilnehmer, sicher.

Auch gesellschaftlich veränderte sich viel. Es wird wieder mehr geheiratet, wobei nur deutschgläubige Hochzeiten in Tempeln und / oder Hainen rechtsgültig sind. Die Geburtenrate steigt wieder; Karriere kann man aber nur machen, wer deutsch- / germanengläubig ist.

Der Umweltschutz hat deutlich an Bedeutung gewonnen. Allein der erhöhte Park- und Waldbedarf machte das erforderlich.

Das sei alles schon einmal dagewesen, als Gedankengut, in den 1920er und 1930er Jahren? "Was den religiösen Teil anbelangt - möglicherweise. Da kenn kenn ich mich nicht so aus," berichtet Wenzel. "Nationalistisch, rückwärtsgewandt, fremdenfeindlich o. ä. sind wir auf keinen Fall. Eine solche Unterstellung würde ich mir auch verbitten. Unsere Theologie ist eben eine andere. Daß wir eine andere Staatsform daraus entwickelt haben, darf man uns nicht verdenken. Wir haben eben nur das alte System ausgetrickst..."

Bürgerreporter:in:

Felicia Rüdig aus Duisburg

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