Die heilende Kraft der Vergebung - Frauenfrühstück am 17.3.2011 in Stadtallendorf

Dank zahlreicher Helferinnen konnte wieder ein Frauenfrühstück angeboten werden.
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Beim Frauenfrühstück am 17.3. 2012 sprach Doris Möser-Schmidt darüber, warum es sich lohnt, Partnern und anderen Menschen, von denen man verletzt wurde, zu vergeben.

Doris Möser-Schmidt ist Diplompsychologin und wohnt seit 19 Jahren in Marburg, stammt aber ursprünglich aus Nidda. Sie hat eine halbe Stelle an der evangelischen Hochschule in Tabor und betreibt gleichzeitig eine familientherapeutische Praxis. Frühstückstreffen sind übrigens ein Hobby von ihr.

Menschen können nicht alleine sein, sondern sehnen sich nach Liebe, Wärme und Geborgenheit. Deswegen streben Menschen nach Gemeinschaft und leben in Beziehungen. Durch Beziehungen werden Menschen verletzlich. Doris Möser-Schmidt konnte das schön mit Hilfe einer bildhaften Darstellung erläutern: Eine Stachelschweinfamilie möchte sich im Winter wärmen. Rücken die Stachelschweine dicht zusammen, können sie sich durch ihre Stacheln gegenseitig stechen. Bleiben sie aber auf Distanz, kommt keine Wärme mehr an. Eine Beziehung ohne Verletzungsgefahr ist also nur eine oberflächliche Beziehung, die nicht unsere Bedürfnisse befriedigen kann.

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie es zu Verletzungen kommen kann: Man hat nur sich selbst im Blick. Oder Angst, zu kurz zu kommen. Es kann Gedankenlosigkeit sein - etwas, das nicht so gemeint ist wie es gesagt wird. Besonders oft fühlen sich Menschen verletzt, wenn sie den Eindruck haben, dass sie sich ihre Liebe verdienen müssen (z.B. gute Schulnoten brauchen, um von den Eltern geliebt zu werden). Dabei ist Liebe etwas, das bedingungslos sein soll und man sich nicht verdienen kann oder muss.

Der Weg weg von Verletzungen ist die Vergebung. Unversöhnlichkeit hingegen macht uns das Leben schwer und schadet vor allem uns selbst. Bevor ich den Weg der Vergebung gehen kann, sollte die Verletzung nicht mehr andauern. Es gibt schwere Verletzungen, die nicht sofort vergebbar sind. Doris Möser-Schmidt fiel dazu eine Geschichte aus dem Alten Testament ein: Die Geschichte von Josef, der von seinen eifersüchtigen Brüdern in die Sklaverei verkauft wird, dann aber in Ägypten zum Landesherrscher aufsteigt, ist ein Beispiel dafür. Als die Brüder nach 40 Jahren kommen, um Getreide zu kaufen, mag er sich noch nicht zu erkennen geben - dazu kommt es erst bei einem weiteren Besuch.
Vergebung ist Weggeben von Schuld und der Verzicht auf Strafe und Vergeltung. Vergebung ist die Grundlage des christlichen Glaubens. Wenn man vergibt, muss sich nicht mehr so vor Verletzungen schützen, sondern kann sich dem Leben wieder zuwenden.

Der Weg der Vergebung führt über vier Schritte.
Der erste Schritt ist, dass ich mir eingestehe, verletzt zu sein. Auch wenn mir eine Verletzung weh tut, kann es sein, dass die anderen davon nichts merken. Daher reicht es nicht, darauf zu warten, bis sich jemand bei mir entschuldigt.
Der zweite Schritt ist die Phase der Gefühlsverarbeitung. Rachegefühle sind normal, und negative Gefühle setzen große Energie frei. Es geht kein Weg daran vorbei, diese Wucht der Gefühle zu erleben. Aber wenn ich in dieser Phase stehenbleibe, werde ich ein ungenießbarer Mensch für andere Menschen. Auch die Hoffnung, dass die Zeit alle Wunden heilt, erfüllt sich in der Regel nicht.
Der dritte Schritt ist, verstehen zu wollen, was passiert ist. Dazu sollte man auch einmal die Rollen tauschen und sich in die Rolle des anderen hineinversetzen. Das können wir oft nicht allein. Wir können beten. Wir können mit vertrauensvollen Menschen reden - aber nicht mit jemandem, der einem immer nur Recht gibt. Der andere kann helfen, die Situation besser zu verstehen. Wir können die Rache an Gott abgeben.
Letzter Schritt ist die Überwindung der unsichtbaren Mauer, die das Fehlverhalten des anderen und mein Hass und Mistrauen zwischen uns errichtet hat. Natürlich muss für eine Versöhnung auch der andere bereit sein. Das kann manchmal lange dauern - aber man kann zumindest seinen Teil dazu beitragen.

Vergebung ist ein Geschenk Gottes, dass wir und unsere Beziehungen wieder heil werden. Jedes Mal, wenn ich vergebe, lasse ich einen Gefangenen frei - und der Gefangene bin ich.

Programm des Frauenfrühstücks
Maria Sulkowski begrüßte die Gäste und las eine kurze besinnliche Geschichte vor. Danach wurde zur Einstimmung gemeinsam das schöne Lied "Gut, dass wir einander haben" gesungen, welches von Jugendreferent Martin Kliem auf dem Elektronenklavier begleitet wurde. Er sorgte auch während des danach folgenden gemeinsamen Frühstücks für Begleitmusik.

Nach dem Frühstück warb Elisabeth Peters zunächst für das Jona-Gemeinefestival am Pfingstmontag, welches man sich als einen kleinen Kirchentag vorstellen kann und wo ein vielseitiges Programm für Jung und Alt geboten wird. Zum Programm gehören auch der beim Landeskindertrachtentreffen aufgetretene Zauberkünstler Mr. Joy oder die jungen Südafrikaner von iThemba.

Ein weiterer Programmpunkt war der Lebensbericht von einer inzwischen in Wetter lebenden Frau, welche in Sachsen-Anhalt als Kind von atheistischen Eltern aufwuchs. Das änderte sich, als ihre Tochter sich bei einem Unfall mit einem Schnellkochtopf verbrühte und danach mit schweren Verbrennungen im Krankenhaus lag. Dort wurde die eine Woche nur wenig ansprechbare Tochter regelmäßig von ihrem ehemaligen Jugendstundenleiter besucht, welcher eine Einladung zu einem Stammtisch christlicher Geschäftleute aussprach. Über diesen Stammtisch kam die Frau nach vielen Diskussionen zum Glauben und fand zusammen mit anderen Familienmitgliedern den Weg zu Gott. Die Tochter hatte übrigens viel Glück und überstand die Verletzungen ohne eine sichtbare Narbe.

Vor dem Hauptvortrag mit Doris Möser-Schmitt führte Nadja Weber einen Tanz zwischen den Gästen auf. Für den Tanz hatte sie sich nicht nur umgezogen, sondern sich auch langes schwarzes Haar übergezogen.

Links
Frauencafe am 24.9.2011 - mit Kräuterfrau Ruth Pfennighaus
Die Macht der Gedanken (19.3.2011)
Gelassen leben - beim Frühstückstreff für Frauen am 25.9.2010

Bürgerreporter:in:

Sören-Helge Zaschke aus Stadtallendorf

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