Partnerschaft im Straßenverkehr ist gefordert – Die Zweiradsaison startet

Sowie die ersten Sonnenstrahlen die Temperaturen auf angenehme Werte steigen lassen, erscheinen sie im Straßenbild: die motorisierten Zweiräder.
Seit vielen Jahren zeigt die Zweiradstatistik im vergangenen Jahr erstmals wieder ein Plus bei den Zulassungszahlen auch hubraumstarker Motorräder.

Dabei hat sich das Profil der Piloten, vor allem der schweren Motorräder total gewandelt. Junge, risikobereite Zweiradfahrer, die durch ihr Hobby den Rausch der Geschwindigkeit ausleben wollen, gibt es nur noch äußerst selten.
Sie haben den, zwischen 40- und 60jährigen, „Genußbikern“ Platz gemacht, die in ihrer Freizeit die Erholung von Beruf und Alltagsstreß suchen und dafür bereit sind einiges zu investieren.

Der Biker der heutigen Generation legt Wert auf ein sicheres und umweltbewußtes Hobby: ABS, Antischlupfregelung und Traktionskontrolle sind in Motorrädern ebenso anzutreffen wie umweltschonende und geräuscharme Abgasanlagen. Und auch auf die persönliche Sicherheit wird geachtet. Motorradhelme sind mittlerweile ausgefeilte High Tech Produkte, die in ihrer Ausstattung höchste Sicherheit mit hohem Tragekomfort vereinen, Motorradkombis bestehen aus abriebfesten, atmungsaktiven Materialien und sind mit Protektoren an besonders gefährdeten Stellen verstärkt. Nicht selten übersteigt die persönliche Ausrüstung eines Motorradfahrers die 2000,- € Marke deutlich.

Das kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, daß gerade Zweiradpiloten im Straßenverkehr höchst gefährdet sind. Die Zahlen des Statistischen Bundesamtes sprechen hier eine deutliche Sprache: Motorradfahrer und ihre Beifahrer leben gefährlich. Das Risiko, bei einem Unfall getötet zu werden, ist bei Motorradfahrern siebenmal höher als bei anderen Verkehrsteilnehmern. Da tröstet es auch nicht, daß etwa zwei Drittel der Unfälle, an denen sowohl ein Motorrad, als auch ein Auto beteiligt sind, vom Autofahrer verursacht werden.

Das bedeutet mehr denn je, daß vor allem im Frühjahr partnerschaftliches und rücksichtsvolles Verhalten im Straßenverkehr gefordert ist.

Autofahrer müssen sich nun wieder daran gewöhnen besonders genau in den Spiegel zu schauen, oder beim Abbiegen auf die Verkehrsteilnehmer mit der schmalen und damit schwerer erkennbaren Silhouette zu achten. Es muß ihnen klar sein, daß ein schmales, im Rückspiegel kaum erkennbares Zweirad Geschwindigkeiten eines schnellen Autos erreichen kann und damit Distanzen sehr schnell zurücklegt! Die wenigsten Autofahrer können sich auch in die Situation eines Motorradfahrers bei Regen oder Nebel hineinversetzen. Hier verfügt der Motorradpilot über eingeschränkte Sichtverhältnisse, denn einen Scheibenwischer gibt es für ihn nicht und nicht selten beschlägt durch die Feuchttigkeit das Visier des Helmes und die Brille des Fahrers.

Zweiradfahrer hingegen müssen sich dieser Gefährdung bewußt sein. Es muß ihnen klar sein, daß sie seit fast einem halben Jahr keine Fahrpraxis mehr mit ihrem Gefährt haben und besonnen in die neue Saison starten. Für sie wirken sich die Regeln der Fahrphysik besonders deutlich aus.

Ein Fahrsicherheitstraining, daß es im übrigen auch für Autofahrer gibt und das von vielen Berufsgenossenschaften und Arbeitgebern bezuschußt wird, macht vor allem im Frühjahr Sinn
--- und nicht nur für Motorrad- sondern auch für Autofahrer!

Trotz aller erhobener Zeigefinger sollte bei rücksichtsvoller und defensiver Fahrweise auch der diesjährige Sommer für alle Verkehrsteilnehmer die schönste Zeit im Jahr bleiben.