Gedanken zur Deutschen Digitalen Bibliothek *)
Ich habe bis zum 31. Dezember 1989 in der Recklinghäuser Bücherei gearbeitet und damals die Digitalisierung der Kataloge, vor allem aber die Anschaffung elektronischer Medien mit einiger Skepsis bedacht. Ich hatte befürchtet, dies führe zu weiterer Rationalisierung (Personaleinsparung und Verdichtung der Arbeit, somit zu mehr Stress) und zur Entwertung des gedruckten Buches, dies wiederum zu einer Verflachung der Literatur und der Lesekultur. Das hat sich nur zum Teil bestätigt.
Die neue Technologie ist nicht durchweg schlecht. Es ist eine Frage des Umgangs mit ihr, und der ist nicht immer gut, wie sich in Blogs und auf Facebook nachweisen lässt. Heute nutze ich selber die vielfältigen Möglichkeiten des Internets und freue mich über jede Weiterentwicklung mit noch besserem Zugang zu Kulturgütern und Informationen.
Das elektronische Buch − ich habe inzwischen sechs Titel publiziert − wird das geduckte nicht ganz verdrängen und die elektronische Tageszeitung nicht das Tagesblatt auf Papier. Sie ergänzen einander. Der Printmedienmarkt wird wohl weiter schrumpfen, so dass VerlegerInnen, LektorInnen, AutorInnen und BuchhändlerInnen umdenken müssen, wenn sie nicht brotlos werden wollen.
Der alte Brockhaus im Bücherregal hat zwar ausgedient, aber ich nehme immer wieder mal gern Gedrucktes und Gebundenes in die Hand, außerdem jeden Tag zwei Zeitungen. Und unsere Hausbibliothek wächst, weil mein bester Freund (Wolfgang Beutin) so viele Bücher schreibt, dass der Platz auf unseren Regalen bald nicht mehr ausreicht. −
Die Deutsche Digitale Bibliothek wird ein großer Gewinn besonders für diejenigen sein, die sich keine Druckwerke (Bücher) leisten und am Kulturleben life nicht teilnehmen können. Ein weiterer Schritt zur Emanzipation und Demokratisierung unserer Gesellschaft.
Gut wäre es, wenn dabei der kritische Geist des großen, bedeutsamen Hauptwerkes der Aufklärung, der Encyclopédie (1751- 1780, hg. von Denis Diderot und Jean Baptiste le Rond d’Alembert), wiederbelebt würde.