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SCHWIERIGE (JAHRES-)ZEITEN

Tautropfen auf den Spinnweben künden den nahen Herbst an | Foto: Helmut Weinl
  • Tautropfen auf den Spinnweben künden den nahen Herbst an
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DIE UNGEWISSE ZUKUNFT DES ALTWEIBERSOMMERS

Mit dem angestaubten Begriff "Altweibersommer" verbinden wir bis heute durchweg positive Bilder von Wanderungen unter bunt gefärbtem Herbstlaub, welches im breiten Spektrum von goldgelb bis feurig rot im Schein der noch wärmenden Sonne leuchtet, darüber spannt sich ein wolkenloser, sattblauer Himmel, nur die klaren Nächte erscheinen schon etwas frisch und benetzen die im Morgenlicht glitzernden Spinnweben mit kristallenen Tautropfen. Jahr für Jahr können wir diesen Seelenschmeichler der Natur auch hier in unseren heimischen Westlichen Wäldern erleben, sofern die Wetterbedingungen den passenden Rahmen schaffen, doch diese heile Welt ist akut gefährdet.

Nein, nicht der allgegenwärtig spürbare Klimawandel bedroht den Altweibersommer, sondern unser neuzeitlicher "geschlechterbewußter Sprachgebrauch", von sarkastischen Zeitgenossen auch als "Genderwahnsinn" bezeichnet. Demnach könnten sich von diesem Naturschauspiel alle Männer und unentschiedene Drittgeschlechtliche ausgegrenzt fühlen und klagend gen Karlsruhe ziehen, aber auch rechtskundige Frauen könnten sämtliche juristischen Mittel gegen diesen meteorologischen Begriff ausschöpfen, denn "Alt" und "Weiber" sind jedes für sich glatte Diffamierungen des zarten Geschlechts. Machen wir uns nichts vor: in Zeiten, in denen sich Damen das zweifelhafte Recht erkämpfen, im Memminger Stadtbach mit Hurra Forellen unwaidmännisch zur Strecke zu bringen, wird sich Justitia über kurz oder lang den gerechten Kopf auch zum Thema "Altweibersommer" zerbrechen müssen.

Doch wie wird die politisch korrekte Zukunft dieser buntesten Wochen des Jahres aussehen? Seinen Ursprung hat der uralte Begriff angeblich in den Spinnweben, deren Fäden im Spätsommer oft silbrig durch die Lüfte flirren und angeblich dem Haar älterer Damen ähneln. Der despektierlich anmutende Ausdruck "Weiber" wird hingegen von manchen Experten nicht etwa betagten Frauen, sondern wertfrei der altdeutschen Bezeichnung für "weben" zugeschrieben. Aber das löst nicht das Problem einer modernen Gesellschaft, die sich spitzfindig mit harmlosen Begrifflichkeiten auseinandersetzt und stattdessen das unmißverständliche Wort "Respekt" längst ad acta gelegt hat.

Stöbern wir also im Sprachschatz anderer Nationen. Unsere Schweizer Nachbarn sprechen in ihrem verniedlichenden Dialekt unbekümmert vom "Witwesömmerli", aber damit kämen wir vom Sommerregen direkt in die berühmte Traufe. Aus Nordamerika kennen wir alle die Hochglanzbilder des flammenden "Indian Summer", doch 2023 in der BRD irgendetwas nach irgendwelchen ethnischen Minderheiten zu benennen, wäre kontraproduktiv, da könnten wir auch gleich wieder im „Hotel Drei Mohren“ das „Zigeunerschnitzel“ auf die Speisekarte setzen. In Bella Italia, der Deutschen liebstem Sehnsuchtsland, spricht man wohlklingend vom "Estate di San Martino", das hört sich doch so unverbindlich harmonisch an wie ein schmalztriefender Song von Eros Ramazotti. Aber hier im kühlen Norden assoziiert man die Tage um Sankt Martin nicht mit spätsommerlicher Farbenpracht, sondern mit erstem Bodenfrost und dem Massenmord an unschuldsweißem Federvieh.

Demnach liegt es an uns, bald einen neuen Namen für den „Altweibersommer“ zu finden, der allen Genderfanatikern, Antirassisten, Veganern, Querdenkern, Aluhutträgern, Klimaleugnern, Quotenrechnern, Traditionalisten und Aktivisten gerecht wird. Das wird bis zum nächsten Goldenen Oktober kaum zu schaffen sein!

Bürgerreporter:in:

Helmut Weinl aus Neusäß

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