"Die Kurve funktioniert": Ein Interview mit Oberbürgermeister Ingo Lehmann

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Der geplante Umbau des Hauptplatzes, die Sanierungsmaßnahmen an Landsberger Schulen, das Ferienbetreuungsprogramm – viele Themen beschäftigten Oberbürgermeister Ingo Lehmann im abgelaufenen Jahr. myheimat sprach mit dem Stadtoberhaupt über Haarnadelkurven, fließendes Wasser in Schulcontainern und die Rettung der Kumpel in der chilenischen Atacama-Wüste.

myheimat: Kaum ein anderes kommunalpolitisches Brennpunkt-Thema emotionalisierte die Landsberger Bürger so sehr wie der geplante Umbau des Hauptplatzes. BAL-Stadtrat Reinhard Skobrinsky kritisiert die falsch geplante Haarnadelkurve und befürchtet, dass der Hauptplatz städtebaulich zerstört würde. Mit welchen Argumenten wollen Sie diese Sichtweise entkräften?
Lehmann: Die Argumentation ist falsch. Der Hauptplatz ist derzeit dadurch zerstört, dass die Straße zwischen Rathaus und Marienbrunnen durchgeht. Man kann – vor dem Rathaus stehend – nicht einmal ein paar Meter zurücktreten, um die Rathausfassade in ihrer Schönheit zu erfassen. Und quert man die Straße zum Marienbrunnen, sieht man das Rathaus immer nur hinter vorbeifahrenden Autos. Noch eines: Wir haben einen dreieckigen Platz: Bei der jetzigen Situation ist die Straße an zwei von drei Seiten, bei der geplanten Lösung nur an einer von drei Seiten. Mehr Platz, weniger Straße – und die Kurve funktioniert, nachdem sie aufgrund eines Stresstests angepasst wurde.
myheimat: Wie sieht Ihre Vision eines städtebaulich gelungenen Hauptplatz-Umbaus aus?
Lehmann: Ganz bescheiden: Ich wünsche mir, dass ältere Mitbürgerinnen und Mitbürger bequem vom Klostereck bis zum Marienbrunnen und in die Ludwigstraße gelangen können, selbst mit Rollator. Und genauso schön finde ich, wenn ich meinen Enkelinnen beim Stadtbummel am Klostereck sagen kann: „Rennt schon mal los, wir treffen uns am Brunnen!“
myheimat: Die Weiterentwicklung und Positionierung des Kommunalunternehmens Stadtwerke Landsberg bezeichneten Sie in unserem letzten Jahrbuch-Interview als eine „vordringliche“ Aufgabe. Inwieweit hat Sie das Jahr 2010 diesem Ziel näher gebracht?
Lehmann: Die Stadtwerke sind seit 1.1.2010 ein eigenständiges Unternehmen. Das Stromnetz wird zum 1.1.2011 unter Eigentum, die Übernahme des Gasnetzes läuft. Und wenn es gut geht, haben wir zum Jahreswechsel schon fast den 2000sten Stromkunden.
myheimat: Ein weiteres wichtiges Politikfeld in den nächsten Jahren wird die Schul- und Bildungspolitik sein. Neben dem Kultusministerium ist auch die Stadt Landsberg für möglichst optimale Rahmenbedingungen für Schule und Unterricht verantwortlich. Ein „Aufreger-Thema“ im abgelaufenen Jahr war in diesem Zusammenhang die Schlagzeile „Kein fließendes Wasser in Schulcontainern“. Das Stadtbauamt schlägt inzwischen eine Generalsanierung der Fritz-Beck-Schule vor. Welche Kosten werden für die geplanten Sanierungsmaßnahmen anfallen?
Lehmann: Wir werden in den nächsten Jahren Millionen in die Grund- und Hauptschulen investieren: Die Grundschule an der Platanenstraße muss erweitert werden, weil die Ganztagsklasse kommt, die Generalsanierung der Fritz-Beck-Mittelschule steht an, ebenso ist die Generalsanierung der Grundschule Erpfting zu diskutieren, ferner ist an der Hauptschule am Schlossberg der Flachdachbau durch einen Neubau zu ersetzen. Wir sind in der Planungsphase – genaue Kosten können erst genannt werden, wenn konkrete Planungen vorliegen.
myheimat: Sie haben sich sehr im Bereich „Familie und Kinder“ engagiert, unter anderem mit dem Ferienprogamm. Es hieß, dass Sie das Angebot 2011 noch erweitern wollen. Was dürfen sich die Kinder und Erwachsenen in Landsberg darunter vorstellen?
Lehmann: Unser Ferienbetreuungsprogramm, das wir neben dem allgemeinen Ferienprogramm eingerichtet haben, sichert die Betreuung von Grundschulkindern während einer Woche in den Oster- und in den Pfingstferien und zwei Wochen in den Sommerferien. Es ermöglicht Eltern die Berufstätigkeit auch in diesen Ferienwochen. Für 2011 haben wir die Termine frühzeitig bekannt gegeben, damit die Eltern den Urlaub in ihren Betrieben absprechen können. Es liegen schon zahlreiche Reservierungen vor, sodass ich für 2011 mit noch mehr Kindern als 2010 rechne; da waren es ca 250 Kinder.
myheimat: Ein attraktives Kino-Angebot ist für viele Jugendliche sehr wichtig. In Landsberg waren im abgelaufenen Jahr mehrere Varianten im Gespräch, unter anderem ein Großkino mit zehn Sälen im Landsberger Osten. Auf welche Variante dürfen sich die Jugendlichen in den nächsten Jahren denn freuen?
Lehmann: Das Kino in Kaufering ist in Bau – ob in Landsberg das Olympia-Kino erweitert wird, ist zur Stunde noch offen.
myheimat: Sie haben mit dem Behindertenbeirat viele neue Erleichterungen für die Bürger und Bürgerinnen mit Behinderungen in Landsberg verwirklichen können. Ist diesbezüglich noch mehr geplant?
Lehmann: Wir führen regelmäßige Gespräche mit dem Behinderten-Beirat und greifen dessen Vorschläge auf – vom Türöffner über die Gehsteigabsenkung bis zur Induktionsschleife. Viele Einzelmaßnahmen, die sehr wichtig sind. Auch der Seniorenbeirat ist mit vielen Anregungen zur Stelle, denn wenn wir nicht von Behinderung sprechen, sondern allgemein von eingeschränkter Mobilität, dann ist dies ein Thema für viel mehr Menschen, als man gemeinhin glaubt.

myheimat: Nach all den politischen Gesprächsgegenständen noch eine private Frage zum Abschluss: Welches Ereignis des Jahres 2010 wird Ihnen persönlich am meisten im Gedächtnis haften bleiben?
Lehmann: Die Rettung der Kumpel in der chilenischen Atacama-Wüste und die Augen des Buben, der nach Monaten seinen Vater wieder gesehen hat.

myheimat-Team:

Joachim Meyer aus Friedberg

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