Der Mann mit dem Hut verabschiedet sich: Roland Krätschmer verabschiedet sich nach 47 Jahren im öffentlichen Dienst in den Ruhestand

Nach 47 Jahren ist Dienstschluss für Roland Krätschmer | Foto: Anke Maresch
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Ganz besondere Kopfbedeckungen haben Roland Krätschmer schon immer begleitet. Angefangen hat alles vor 47 Jahren mit einer Polizeidienstmütze. Und dann ist da heute natürlich noch sein Hut, der in Königsbrunn stadtbekanntes Markenzeichen des Ordnungsamtsleiters ist. Zum 30. September 2021 nimmt Roland Krätschmer nun all seine Hüte mit: Er verabschiedet sich nach 47 Jahren im öffentlichen Dienst in den Ruhestand.

„Willst du in Königsbrunn bleiben?“
Nach der Polizeiausbildung in Nürnberg, die 1974 begann, folgte für den gebürtigen Gunzenhausener die Verwaltungsschule in München. Im Herbst 1977 kam er zum Führungsstab der Bereitschaftspolizei und damit erstmalig nach Königsbrunn. Am 1. September 1978 hat er dann seinen Dienst bei der Stadtverwaltung angetreten. An das Vorstellungsgespräch erinnert er sich noch gut. Furchtbar aufgeregt sei er gewesen, saß mit seinem ungeliebten „Dienstkrawättchen“ da und bekam dann von Bürgermeister Fritz Wohlfarth drei Fragen gestellt: „Bist du der von der Polizei? Gefällt es dir hier in Königsbrunn? Willst du in Königsbrunn bleiben?“ Und nachdem er dreimal bejaht hat, war er eingestellt.

Begonnen hat Roland Krätschmer damals als Sachgebietsleiter im Ordnungsamt, hat im Einwohnermeldeamt und in der Passabteilung die EDV aufgebaut, die Abteilung weg von der Karteikarte hin zum PC geführt. Auch den Umzug im Jahr 1993 vom Rathaus in die Marktstraße 3½ hat er selbst koordiniert, war gleichzeitig Chefplaner, Möbeleinkäufer und Türschild-Gestalter. Und zur Not ließ er dann auch mal Mauern wieder einreißen, um seinem Team einen größeren Aufenthaltsraum zu ermöglichen.

Wahlleiter, Auktionator und vieles mehr
Die Liste der Zuständigkeiten in der Königsbrunner Stadtverwaltung war für Roland Krätschmer in den 43 Jahren lang: Katastrophenschutz, Wahlen, Feuerbeschau, Auktionen, Veranstaltungen und Märkte, Fische, Hunde und vieles mehr.

Unzählige Wahlen hat er als Wahlamtsleiter verantwortet: „Mir war immer wichtig, dass ich in dieser Position stets neutral bleibe, und deshalb bin ich in all den Jahren nie in eine Partei eingetreten!“ Wobei die diesjährige Bundestagswahl am 26. September 2021 für ihn schon noch eine ganz besondere Bedeutung hat: Erstmals wird er eine Wahl ganz einfach nur als Beisitzer in einem Wahllokal erleben. Denn die Funktion als Wahlleiterin hat seine Nachfolgerin Jasemin Buchler bereits übernommen.

Auch als Auktionator bei der jährlichen Fahrradversteigerung auf der Gautsch ist Roland Krätschmer bekannt, wo er mit Charme und viel Humor die Zweiräder an den Mann und an die Frau brachte. Früher kamen auch Schmuck, Uhren und so manches andere unter seinen Hammer. Schmunzelnd erzählt er zum Beispiel von Damenunterwäsche, die einem Kleptomanen kistenweise abgenommen wurde und die er versteigern sollte. Zur Freude seiner Kolleginnen und Kollegen saß er dann stundenlang im Keller und hat die Wäsche nach Größen vorsortiert …

Der kreative Franke
Von 1986 bis 1998 hat Roland Krätschmer das Königsbrunner Ferienprogramm aufgestellt und betreut, die Programmhefte selbst gemalt und gestaltet. Als „Haus- und Hoffotograf“ war der kreative Franke früher bei allen Empfängen dabei. Niklaus-Tassen und Gautsch-Biergläser oder auch das Logo der Königsbrunner Feuerwehr tragen seine Handschrift. Und seine künstlerischen Fähigkeiten finden bis heute noch an anderer Stelle Anklang: Roland Krätschmer gestaltet seit 1983 das Goldene Buch der Stadt Königsbrunn (und auch das der Nachbargemeinde Bobingen) – eine Aufgabe, die er in den Ruhestand mitnehmen wird. Ebenso stammen die Urkunden für die Stadträte aus der Feder von Roland Krätschmer, dazu noch die Urkunden für den Kulturpreis und den Anerkennungspreis.

Von Reisen, …
Wer von Roland Krätschmer berichtet, muss auch von seinen vielen Reisen erzählen: Von Fernreisen nach Sri Lanka, Südostasien und Neuseeland, oftmals allein und wochenlang ohne Kontakt nach Königsbrunn, meistens nur mit seinem „Bauchgefühl-Navi“ unterwegs … „Ich bin froh, dass ich das damals gemacht habe, heute ging das alles nicht mehr!“
Die Aufregung des ersten Abends als Volkshochschul-Referent hat sich damals schnell gelegt, so konnte der leidenschaftliche Reisende auch in München im Deutschen Museum oder in der Zoologischen Staatssammlung von seinen Abenteuern aus aller Welt berichten.
Als begeisterter Ballonfahrer hat Roland Krätschmer zudem die Königsbrunner Ballon-Wettfahrt aufgebaut und selbst auch dreimal gewonnen.

Seine Weltreisen haben in den letzten Jahren aber noch einen sozialen Zweck bekommen. Für seinen Verein „Meilen für Kinder der Welt“ war er seit 2011 alle zwei Jahre in Afrika unterwegs, um dort zu helfen und zu unterstützen: „Mein besonderer Dank geht hier an die Stadt Königsbrunn, die bereits zweimal ein Fahrzeug als Transportmittel zur Verfügung gestellt hat, das wir dann in Gambia für Schul- und Ausbildungsprojekte versteigern konnten!“ Nur 2021 hat die Corona-Pandemie die Aktion verhindert, aber für 2022 ist die nächste schon geplant: „Diese Aufgabe bleibt mir und ich mache sie gerne – so viel Freude und Dankbarkeit, die ich dort erlebt habe, sind alle Mühen wert!“

… Reptilien und Rammen
Bekannt ist der Königsbrunner Reptilienfreund übrigens auch als Mitglied bei „Wasserstern“, einem Augsburger Verein für Aquarien- und Terrarienkunde. Wenn Hilferufe wegen exotischer Tiere über die Polizei, das Tierheim, den Zoo bis zum „Wasserstern“ weitergeleitet wurden, dann endeten sie meistens bei Roland Krätschmer. Er kümmerte sich dann um Vogelspinnen, Warane, Skorpione oder Schlangen, wie zum Beispiel um eine giftige Diamantklapperschlange in einem Wohnblock, eine Würgeschlange neben einem Drogentoten oder eine Kreuzotter in einer Gaststätte.
Unzählige Male war er zudem als Zeuge bei polizeilichen Hausdurchsuchungen dabei, der übrigens laut Strafprozessordnung vorgeschrieben ist: „Ich muss immer schmunzeln, dass bei allen Fernsehkrimis diese Zeugen nie zu sehen sind!“ Ein filmreifer Einsatz des SEK blieb ihm dabei besonders im Gedächtnis, das mit zehn Mann und einem Notarztwagen anrückte und mit der Ramme die Tür einer Königsbrunner Wohnung aufbrechen musste.

Service am Bürger
Beim Rückblick auf seine langjährige Berufstätigkeit ist dem heute 64-Jährigen der „Service am Bürger“ das Wichtigste. Ob es die gelben Säcke und die Hundetüten waren, die er immer im Auto dabeihat, oder dass er auch nach Dienstschluss immer ansprechbar war: „Bürgernähe ist das A & O – und die endet nun mal nicht einfach mit dem Feierabend!“
Wenn er über die Gautsch lief oder über den Wochenmarkt, wenn er schöne Feste organisiert hat, die Wahlen reibungslos über die Bühne gingen oder positive Rückmeldungen im Ordnungsamt eingingen: „Das war dann die „Ernte meiner Arbeit“, dann hat sich alle Mühe gelohnt!“ Dankbar nennt er auch die vier Bürgermeister, die er in seiner Zeit bei der Königsbrunner Stadtverwaltung erlebt hat: „Wir hatten immer ein sehr gutes Verhältnis zueinander und die Zusammenarbeit funktionierte!“

Lara wartet schon
Wenn Roland Krätschmer nun Ende September das Ordnungsamt in der Marktstraße 3½ verlässt, werden seine Aufgaben auf mehrere Personen verteilt:

• Wahlleitung, Öffentliche Sicherheit und Ordnung, Brandschutz, Katastrophenschutz: Fachbereichsleiterin Jasemin Buchler
• Marktleitung und Veranstaltungen: Jutta Steinlen
• Fischerei: Bettina Pielucha
• Allgemeine Sachbearbeitung: Hier wird eine neue Beamtin unterstützen, die in Kürze beginnt.

Städtischer Fischereiaufseher wird Roland Krätschmer auch in seinem Ruhestand bleiben, hier ist er von der Stadt berufen und vom Landratsamt staatlich bestellt. Und Schöffe ist er übrigens auch noch und seit 50 Jahren beim Roten Kreuz (Wasserwacht Gunzenhausen) aktiv.

Für seine Zeit als Pensionär hat der „stolze Mittelfranke“, der seiner Heimat immer noch sehr verbunden ist, viele Pläne: Die Fischerei, das Ballonfahren und seine Afrika-Reisen werden keine Langeweile aufkommen lassen. Und dann gibt es natürlich noch die kleine Enkelin Lara (und ab November noch weiteren Zuwachs), die sich schon darauf freut, dass der Opa nun mehr Zeit für sie hat!

myheimat-Team:

Joachim Meyer aus Friedberg

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