Auf in ein neues Leben - mit 50 kg weniger ist vieles leichter

Regina im Training
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Regina Gebel (R) ist eine lebensfrohe und liebenswerte Persönlichkeit.
Die 40-jährige Kissingerin hatte es jedoch in ihrem Alltagsleben nicht immer ganz so leicht, sie wurde anhand ihres hohen Körpergewichts oft verspottet.
Aus diesem Grund mied sie wie viele andere stark Übergewichtige die Öffentlichkeit und verschanzte sich in ihren eigenen vier Wänden.
Heute spricht sie mit uns wie sie es geschafft hat, wieder am aktiven Leben teilzunehmen!

Hallo Regina, Du hast uns erzählt, dass man es als Übergewichtige oft nicht leicht hat im Leben. Worauf beruht Deine Aussage?
In der heutigen Gesellschaft gibt es Ideale, wie ein Mensch auszusehen hat. Wenn man wie ich, davon abweicht, bekommt man in der Öffentlichkeit viele abwertende Blicke.
R: Manche Leute reden über einen, zeigen mit dem Finger auf dich, lästern und beschimpfen dich sogar. Man fühlt sich von der Gesellschaft ausgeschlossen.
Auch wenn viele Freunde sagen: steh doch darüber, denk dir nichts dabei-, verletzten diese alltäglichen Reaktionen und Aussagen doch sehr stark.
Als Übergewichtiger hast du es auch im Berufsleben nicht leicht. Eine Anstellung zu finden ist sehr schwer. Wie heißt es so schön, Dicke können nicht arbeiten, sind immer krank und nicht belastbar.

Wie bist du persönlich mit diesen Beleidigungen umgegangen?
R: Im Augenblick der Beleidigung tut man als Betroffene natürlich so, als hätte man es nicht bemerkt und lächelt, damit die Anderen nicht merken, wie verletzt man ist.
Innerlich denkt man aber sehr wohl über diese Aussagen und Reaktionen nach und fragt sich: "warum wurde ich wieder verletzt?", "was habe ich getan?", "wieso können andere so gemein zu dir sein?" Du bist so tief verletzt und so wütend, du weißt nicht, wie du diese Gefühle abschalten kannst. Der Drang in dir wächst denjenigen anzuschreien und ihn auch zu verletzen.
Ich konnte das nicht und der einfachste Weg für mich, damit umzugehen war, den Frust zu Hause weg zu futtern.

Wie kam es dazu, dass du so stark zugenommen hattest?
R: Ich war schon als Kind dick und wurde darauf hin in der Schule von meinen Mitschülern gehänselt und gemieden.
Schon damals war der einzige Weg für mich, diese Hänseleien durch Essen zu mindern. Du gewöhnst es dir an, alle Gefühle mit Essen zu kompensieren.
Rückblickend betrachtet ein Teufelskreis.

Gab es zwischenzeitlich Versuche von Dir, etwas gegen Deine körperliche Entwicklung zu machen?
R: Ich glaube, wie jeder Übergewichte, habe auch ich zahlreiche Diäten hinter mir.
Du nimmst etwas ab, dann auch wieder zu, danach wieder ab und wieder zu und durch den Jojo-Effekt wird es mehr und mehr, bis es egal ist.

Wann kam bei Dir der Zeitpunkt, an dem Du dir selbst gesagt hast, dass es so nicht weiter gehen kann?
R: So gegen Ende 2006, als ich einen Bericht im Fernsehen gesehen habe. Dort wurde ein sehr stark übergewichtiger Mann von der Feuerwehr geborgen, damit er ins Krankenhaus eingeliefert werden konnte.
Nein so wollte ich nicht enden, ich musste aus diesem Kreislauf raus. Mir war bewusst, das ist meine letzte Chance mein Leben zu ändern?
Ärzte rieten mir, mich mehr zu bewegen und zur Entlastung meiner Gelenke meine Muskulatur zu stärken. Daraufhin habe ich zahlreiche Fitness-Studios besucht, bei denen ich jedoch auf Grund meines Aussehens nicht gern gesehen war und nur unzureichend Betreuung erhielt. Zeitgleich eröffnete im Süden von Königsbrunn ein neues Fitness-Studio, was ich mir dann auch angesehen habe.
Zur meiner Überraschung wurde ich dort von den Mitarbeiten sehr freundlich aufgenommen.
Man hat mich gut beraten und es wurde ein auf mich und mein Übergewicht abgestimmter Fitnessplan erstellt. Also entschied ich mich dort auch Sport zu treiben.

War es eine große Überwindung, in ein solches Studio zu gehen?
R: Ja, gerade wenn man selbst nicht die Idealfigur besitzt, hat man die Vermutung, dass in solchen Studios doch nur junge und schlanke Leute Sport treiben. Der erste Schritt war wirklich der schwerste und ich kann jeden Übergewichtigen verstehen, der Angst davor hat.

Du bist ja jetzt schon seit 3 Jahren Mitglied in diesem Studio in Königsbrunn?
R: Genau, dadurch, dass ich in diesem Studio so herzlich aufgenommen wurde, macht es mir riesig Spaß dort regelmäßig meinem Training nach zu gehen.
Gerade auch die Betreuung und die Freundlichkeit der Trainer und des ganzen Personals unterscheiden sich enorm von den Studios, die ich bislang kennen gelernt habe.
Auch die anderen Mitglieder sind ganz normale Leute, die mich nicht aufgrund meines Auftretens belächeln, sondern mich sogar motivieren und mir Mut zusprechen. Hier trainiert jung und alt, groß und klein, dick und dünn.

Wie geht es dir heute?
R: Durch das Training geht es mir körperlich, sowie auch seelisch viel besser.
Im Juli 2009 habe ich mir zudem im ZK Augsburg einen Schlauchmagen machen lassen, und in Verbindung mit der Bewegung und Training im Studio schon über 50 Kilo verloren.
Dadurch fällt mir nun im Alltag vieles leichter. Vor allem ist mein Selbstbewusstsein enorm gestiegen. Ich bin inzwischen Vorbild für viele andere Übergewichtige geworden.

Du hast mitgewirkt, zusammen mit dem Studio eine „Mollis Gruppe“ speziell für Übergewichtige ins Leben zu rufen. Was ist denn das genau?
R: Ich möchte Gleichgesinnte dazu bewegen, ebenfalls Sport zu treiben und sich aus ihrem „Versteck“ zu Hause raus zu trauen.
Neben den medizinischen Vorteilen und den verbrannten Kalorien ist der Kontakt zu Gleichgesinnten, die mit den gleichen Problemen im Alltag zu tun haben, eine Bereicherung.
Für unsere „Mollis Gruppe“ ist das Studio nach der normalen Öffnungszeit am Samstagabend speziell für uns geöffnet. Wer sich also scheut, mit schlanken Menschen zu trainieren, findet hier einen idealen Einstieg.
In der Mollies Gruppe sollen sie, - wie ich damals auch - lernen, dass Bewegung gut tut und Spaß machen kann. Gerade an den Geräten ist es möglich, individuelle Trainingspläne zu erstellen und Übungen ohne eigenes Körpergewicht zu machen. Dabei trainiert jeder nach seinem eigenen Leistungsvermögen und ohne erhobenen Zeigefinger. Der Spaß in der Gruppe steht im Vordergrund. Inzwischen haben manche von uns schon ihre Hemmungen verloren und trainieren zusätzlich zu den normalen Öffnungszeiten.

Welche Tipps gibst Du anderen mit auf den Weg?
R: Ich wünsche mir für alle Anderen, dass sie sich aus ihren „Verstecken“ raustrauen und sich bewusst dafür entscheiden, etwas für sich zu machen!
Es gibt ein Leben außer Fernsehen und Essen, und gerade durch Bewegung und Sport steigt das Lebensgefühl!
Unsere Gruppe soll Leuten wie mir dabei helfen, dass mit regelmäßiger Bewegung, ausgewogener und gesunder Ernährung ein besseres Leben geführt werden kann.
Ich weiß wie schwer es ist, den ersten Schritt zu wagen. Aber ich kann es nur jedem raten, es zu versuchen. Ich habe es keine Minute bereut, auch wenn es manchmal schwer fällt sich zu motivieren. Auf in ein neues Leben!

Abschließend kann ich jedem, der sich unserer Gruppe anschließen möchte, anbieten, sich direkt mit mir in Verbindung zu setzen.
Unter der Telefonnummer 08233/2598812 oder per E-Mail unter regina_gebel@myfitz.de stehe ich Euch gerne zur Verfügung!

Wir danken Dir, Regina, für dieses offene und aufschlussreiche Interview.

Bürgerreporter:in:

Christian Kunzi aus Königsbrunn

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