"Seelennahrung im Schloss": myheimat bat den städtischen Kulturabteilungsleiter Frank Büschel um seinen Rück- und Ausblick auf ungewöhnliche Kulturjahre

Kulturabteilungsleiter Frank Büschel
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myheimat: Herr Büschel, bereits im letzten Jahr hatten wir uns über ein besonderes Kulturjahr mit Einschränkungen, aber auch neuen und ideenreichen Formaten unterhalten. Das Jahr 2021 lief in etwa ähnlich, nicht wahr?

Büschel: Ja und nein. Natürlich konnten wir erneut nicht aus dem Vollen schöpfen. Dennoch war es uns insbesondere zwischen Mai und Oktober unterhaltsame und niveauvolle Veranstaltungen in Friedberg zu bieten, insbesondere natürlich in unserem kulturellen Herzstück, dem Wittelsbacher Schloss. Von Musik und Kabarett im Renaissancehof über ein beeindruckendes Horn-Konzert mit Friedberg-Sinfonie in Bildern bis hin zur aktuell laufenden Sonderausstellung „Zeit in der Kunst“ wurde und wird dem dankbaren Publikum Seelennahrung geschenkt. Dabei kamen uns organisatorische Erfahrungen aus dem vorhergehenden Pandemiejahr entgegen. Und es ist noch ein positiver Effekt anzuführen: Künstlerinnen und Künstler, deren Managements, und wir Veranstalter sind noch enger zusammengerückt, haben uns ausgetauscht, diskutiert, zig Male Hygienekonzepte über den Haufen geworfen und dabei immerzu Verständnis füreinander aufgebracht. Dabei gab es nicht einmal Abwicklungsprobleme, stattdessen fanden wir immer faire Lösungen für alle Beteiligten.

myheimat: Sie haben auch heuer wieder Wege gefunden, Künstlerinnen und Künstler in der Pandemie zu unterstützen. Was möchten Sie herausheben?
Büschel: Das Gemeinschaftsprojekt "Kultursommer im Wittelsbacher Land" des Landkreises und mehrerer Städte und Gemeinden in der Region. Die Kulturverwaltungen aus Aichach und Friedberg haben gemeinsam mit dem Büro des Landrats hohe Fördergelder akquiriert und ein buntes Programm mit Musik, Kleinkunst, Poetry-Slams auf eine mobile Bühne gebracht, die quer durch den Landkreis getourt ist. Für diese Auftrittsmöglichkeiten waren die beteiligten Künstlerinnen und Künstler sowie deren Publikum sehr dankbar.

myheimat: Im Friedberger Schlosspark sind seit dem Sommer neue Kunstwerke zu entdecken. Gehören diese auch zum Förderprogramm Kultursommer?

Büschel: So ist es, diese temporäre Präsentation von Werken der regionalen Künstlerschaft untermauern unseren Anspruch der vielfältigen Kunstpräsentation im öffentlichen Raum und ermöglichen den Urhebern eine finanzielle Unterstützung. Dieses Modell eines kleinen Skulpturenpfads mit wechselnden Werken rund ums Schloss findet große Anerkennung und Akzeptanz.

myheimat: Noch ein Blick nach vorn. Sie stecken inmitten der Vorbereitungen für das Altstadtfest im kommenden Sommer. Wird es denn überhaupt stattfinden können und was wird anders?

Büschel: Für eine verbindliche Aussage bedarf es einer historischen Glaskugel. Deshalb rate ich bei dieser Frage trotz aller widrigen Begleitumstände zu bestmöglicher Gelassenheit und Geduld - im Frühjahr sehen wir vermutlich klarer. Dennoch bin ich zuversichtlich, dass wir im Sommer eine gute Chance haben, die "Friedberger Zeit" durchführen zu können. Wir organisieren diesen Kraftakt mit Augenmaß. Um gut gerüstet zu sein, hilft uns unsere große Erfahrung, gute Kontakte zu den Akteuren aus nah und fern und über Jahrzehnte gewachsene Vertrauensverhältnisse zwischen den Vertragspartnern.
In puncto Sicherheit ist eines bereits jetzt klar: Es wird zwar kein Altstadtfest „light“ geben, es werden aber Abstriche gemacht werden müssen, wie zum Beispiel eine Entzerrung im Festbereich und im Bedarfsfall Besucherbeschränkungen sowie ausgeweitete Hygieneauflagen. Meine Prognose ist, dass gewisse Einschnitte in absehbarer Zukunft für sämtliche Großveranstaltungen dieser Art gelten.

myheimat: Wird denn dann der Markenkern der "Friedberger Zeit", die Historientreue darunter leiden?

Büschel: Uns bietet sich die Möglichkeit, Dinge zu justieren, zu überdenken, zu verbessern und mit Augenmaß mit der Zeit zu gehen - dazu bedarf es keinerlei revolutionärer Umgestaltungen. Im Gegenteil: das Fest kann dann sogar wieder ein Stück ursprünglicher werden. Und wir haben in Sachen Historientreue einen bemerkenswerten, wenn auch nicht rühmlichen neuen Aspekt: So, wie die "Friedberger Zeit" anno dazumal aus den Nachwehen einer globalen Pandemie - der Pest – im 17. Jahrhundert erwachsen ist, so begehen auch wir unser zwölftes Abbild aus einer Pandemiezeit heraus.

myheimat-Team:

Joachim Meyer aus Friedberg

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