„Kultur ist eine der Quintessenzen des Lebens“

Kulturabteilungsleiter Frank Büschel gab myheimat ein Interview
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myheimat:„Die Kunst darf nie populär sein wollen. Das Publikum muss künstlerisch werden“, zitierte Bürgermeister Dr. Peter Bergmair in seinem Grußwort zur 27. Friedberger Kunstausstellung einen Spruch des irischen Schriftstellers Oscar Wilde. Inwieweit kann eine derartige Werkschau zeitgenössischer Kunst dazu beitragen, den Menschen zu einer ästhetischen Wahrnehmung zu erziehen?
Büschel: Eine Werkschau hat keinen Erziehungsauftrag. Kunst kann uns auch verändern, ohne über uns gestülpt zu werden. Unsere städtischen Ausstellungen sehe ich als Angebot an den Betrachter. Und der hat die Freiheit, etwas gut zu finden, oder auch nicht.
myheimat: Bereits zum dritten Mal fand die Veranstaltungsreihe "Life im Archivhof" statt. Am 25. und 26. August 2007 traten „Jazz-up“ und „Michael Altinger & Band“ in Friedberg auf. Wie war die Stimmung im romantischen Innenhof der Archivgalerie?
Büschel: Die Open-Airs im romantischen Archivhof haben sich mit dem diesjährigen Besucherrekord wohl einen festen Platz im sommerlichen Kulturkalender erobert. Und dennoch bleibt es für uns als Veranstalter eine Herausforderung, das passende Programm zwischen Kirchenglocken-Läuten und Vogelgezwitscher einzubetten.
myheimat: Kommen wir zu einem Ereignis der besonderen Art. Nach 750 Jahren ging das Wittelsbacher Schloss ganz in das Eigentum der Stadt Friedberg über. Der runde Geburtstag wurde mit einem Festwochenende gebührend gefeiert. Welche Bedeutung hat dieses identitätsstiftende Bauwerk für Friedberg?
Büschel: Bei der großen Geburtstagsfeier im September mit Tausenden von Besuchern und einem Top-Programm konnten wir Friedberger uns überzeugen, wie lebendig unser Schloss sein kann. Das hat Signalwirkung für unser Bestreben, diese Frucht zum kulturellen Mittelpunkt Friedbergs reifen zu lassen. In der anstehenden Zeit des Planens und Umbauens muss aber darauf geachtet werden, den begonnenen Schwung nicht abebben zu lassen.
myheimat: Das Historische Altstadtfest war für alle Beteiligten wieder einmal eine unvergessliche Zeitreise in die Blütezeit der altbairischen Herzogstadt. Wie erlebten Sie persönlich die Festtage?
Büschel: Trotz des hohen Organisationsaufwandes und der damit verbundenen Anspannung nahm ich mir dieses Mal mehr Zeit als die Jahre zuvor, um das Fest mit meiner Familie zu genießen. Und es war schön zu beobachten, wie die wohlige Festatmosphäre die Gefühlswelten der Teilnehmer und Besucher während der Friedberger Zeit prägt. Dies zeigt sich auch bei den „Hartgesottenen“, spätestens beim Epilog unter Fackelschein am Abschlussabend.
myheimat: Welche wirtschaftliche Bedeutung hat die „Friedberger Zeit“ für die Stadt?
Büschel: Es ist müßig zu versuchen, diese Frage an Hand von Zahlen zu beantworten. Leider kann niemand genau belegen, wie viel Euro und Cent dieses überregionale Highlight der Stadt und dem Handel bringt. Aber eines ist klar: Neben dem guten Image, hundert Tausenden von Besuchern und ausgelasteten Hotel- und Pensionsbetten, hat das Fest – auch nachhaltig – wirtschaftliche Auswirkungen auf Friedberg.
myheimat: Gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten gerät der Bereich „Kunst und Kultur“ in eine Legitimationskrise. Stadt- und Staatstheater, aber auch andere kulturelle Einrichtungen wie Bibliotheken, Museen oder Archive sind von harten Einsparmaßnahmen betroffen. Sind Sie mit dem Kulturetat der Stadt Friedberg zufrieden?
Büschel: Es wird Sie vielleicht verwundern, aber ich bin zufrieden mit der monetären Ausstattung. Wir haben uns in finanziell schwierigeren Zeiten vor Jahren rechtzeitig nach anderen Ressourcen umgeschaut und dabei mit Wirtschaftsunternehmen Partnerschaften für ein funktionierendes Kultursponsoring aufgebaut. Außerdem ist der Friedberger Stadtrat in vielen Fällen bereit, für Sonderprojekte zusätzliche Gelder einzustellen.
myheimat: Warum braucht der Mensch überhaupt „Kultur“?
Büschel: Für mich ist Kultur eine der Quintessenzen des Lebens.
myheimat: Geben Sie uns einen kleinen Ausblick auf die Kultursaison 2008. Auf welche kulturellen Leckerbissen dürfen sich die Friedberger freuen?
Büschel: Die Stadt serviert von Juni bis Mitte September ihre „KunstRäume 2008“. Viele Werke heimischer und überregional tätiger Künstler werden im Friedberger Stadtgebiet präsentiert. Den Rahmen für dieses Projekt bietet ein bayernweites Festival, das sich mit Kunst und öffentlichem Raum beschäftigt. Dabei darf auch wieder einmal über Geschmack diskutiert werden…

myheimat-Team:

Joachim Meyer aus Friedberg

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