Friedberg hat eine „Kultur-Tafel“

In vertraulichen Gesprächen mit den Bedürftigen der Friedberger Tafel im vergangen Jahr hat Lieselotte Grund festgestellt, dass das ihnen zur Verfügung stehende Budget für zusätzliche Ausgaben außerhalb des täglichen Bedarfs fast ausnahmslos nicht ausreicht.

Wenn unerfüllbare Wünsche zur Sprache kamen, wurde oft die vor dem finanziellen Absturz noch möglich gewesene Teilnahme am gesellschaftlichen Leben sehr vermisst. Das trifft vor allem jene Menschen besonders hart, für die Theaterbesuche, Konzerten-Veranstaltungen, Besuche von Ausstellungen usw. gewohnten zur Lebensqualität gehörten. Es unterstreicht die Erfahrung, dass „der Mensch bekanntlich nicht vom Brot allein leben kann“!

Als vor nicht allzu langer Zeit in der Presse von Kulturtafel-Gründungen in München und Bamberg zu lesen war, dachte Lieselotte Grund über die Einrichtung einer solchen in Friedberg - wie die Friedberger Tafel angesiedelt unter dem Dach des Caritasverbandes Aichach-Friedberg e.V. – nach. Den ersten Kontakt nahm sie im Januar diesen Jahres zu Frank Büschel, dem Leiter der Kulturabteilung bei der Stadt Friedberg, in Verbindung mit Dr. Alice Arnold-Becker vom Museum im Wittelsbacher Schloss, auf und stieß bei beiden auf offene Ohren. Ermutigt von diesem Erfolg, ergaben die Gespräche mit Hans Haibel vom Freundeskreis Friedberger Musiksommer, Gereon Trier vom Friedberger Kammerorchester, Rose Maier-Haid von der Kunstschule im Kunstwerk zusätzlich positive Ergebnisse. So konnten bisher schon einige Bedürftige kostenlos die aktuelle Ausstellung „Ausgegraben“ im Wittelsbacher Schloss, sowie das Rathauskonzert „bossa nova Bolero“ und das Jubiläumskonzert des Friedberger Kammerorchesters in der Wallfahrtskirche Herrgottsruh besuchen. Sie äußerten sich begeistert und dankbar in Rückmeldungen wie „Es war Musik für Leib, Geist und Seele. Es war himmlisch. Danke“ oder „Es war sooo schööön!“ Dies wiederum veranlasste Gereon Trier, Leiter des so gelobten Kammerorchesters, dazu, für das Adventkonzert bereits jetzt weitere 10 kostenlose Eintrittskarten in Aussicht zu stellen. Mit der Teilnahme von 10 Bedürftigen am einem weiteren Höhepunkt der musikalischen Darbietungen in Friedberg, dem Friedberger Musiksommer, sowie von 2 Personen (1 Erwachsene, 1 Kind) an dem im Herbst in der Kunstschule beginnenden neuen Kursblock, stehen herausragende und interessante Ereignisse ins Haus.

Auch wenn die Bemühungen zur Gewinnung weiterer Sponsoren noch nicht beendet sind, soll die „Kultur-Tafel Friedberg“ eine unkompliziert funktionierende und kleine Einrichtung bleiben, die keine aufgeblähte Verwaltung erfordert, also effizient arbeitet. Sie baut dabei auf die Ehrlichkeit der Begünstigten, die sich lediglich in einer Erklärung zur tatsächlichen Teilnahme an den angebotenen kostenfreien Veranstaltungen, oder rechtzeitigen Rückgabe der Eintrittskarten verpflichten. Aus dem Kreis aller registrierten Bedürftigen der Friedberger Tafel haben sich bisher zwölf Personen als Interessenten für kulturelle Veranstaltungen gemeldet, die nach Vorlage von Freikarten in alphabetischer Reihenfolge in deren Genuss kommen. Weitere Meldungen sind zu erwarten. Auch deshalb, weil die Bedürftigkeit auf Grund noch immer hoher Arbeitslosigkeit und einer steigenden Zahl unsicherer und schlecht bezahlter Arbeitsverhältnisse vorhanden bleibt.

Andreas Reimann, Leiter des Caritasverbandes Aichach-Friedberg e.V. begrüßt die Gründung einer „Kultur-Tafel“ in Friedberg ausdrücklich und freut sich mit Lieselotte Grund, dass es mit der gelegentlichen Teilhabe am gesellschaftlichen Leben gelingen kann, Bedürftige aus ihrer Isolation zu holen. Die „Kultur-Tafel Friedberg“ wäre dankbar, wenn die bisherigen Sponsoren mit der kostenlosen Karten-Vergabe weiterhin so großzügig sein könnten und freut sich über zusätzliche Angebote aus der hiesigen Kulturlandschaft. Die ausstrahlende Freude und Dankbarkeit der Begünstigten ist der Initiatorin Ansporn und Motivation bei diesem Thema am „Ball zu bleiben“ und sich um weitere Kontakte zu bemühen.

Text: Lieselotte Grund, Bild: Bernhard Ziegler