25 Jahre Zachäuskirche Stätzling
Das pure Leben - die Jubiläumsfeier wird zum Sinnbild für Begegnung, Veränderung und Leben

Regionalbischof Axel Piper schlägt in seiner Predigt den Bogen von der Zachäusgeschichte im Lukasevangelium zur Entwicklung der gleichnamigen Kirche in Stätzling
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  • Regionalbischof Axel Piper schlägt in seiner Predigt den Bogen von der Zachäusgeschichte im Lukasevangelium zur Entwicklung der gleichnamigen Kirche in Stätzling
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Dass kirchliche Jubiläen alles andere als steife Anlässe sein können, hat die evangelische Gemeinde in Friedberg mehr als eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Sie würdigte den 25. Geburtstag ihrer Zachäuskirche in Stätzling und das mehr als 20-jährige Wirken des Gospelchors Colours mit einem überaus gelungenen Fest – feierlich und schwungvoll, mit vielen gut gelaunten Gästen, die Austausch und Begegnung in entspannter Atmosphäre sichtlich genossen. Ein Sinnbild für vieles, was die Zachäuskirche auszeichnet.

Der Regionalbischof predigt
Mit ihren 25 Jahren ist sie die jüngste Kirche im Friedberger Stadtgebiet und die zweite der evangelischen Gemeinde, die den meisten eher durch die Kirche „Der Gute Hirte“ im Zentrum der Kernstadt bekannt ist. Am Festtag sind namentlich gleich beide vertreten, wie Pfarrerin Nina von Saldern erklärt: „Es ist im Kirchenjahr der Gute-Hirten-Sonntag“, und Zachäus spielt an diesem Tag naturgemäß eine besondere Rolle. Dessen Geschichte aus dem Lukasevangelium greift zunächst Regionalbischof Axel Piper in seiner Predigt auf. So berichtet er vom reichen, aber wenig respektierten Oberzöllner Zachäus, der dank seiner Begegnung mit Jesus zu einer radikalen Umkehr bewegt wird. Piper schlägt dabei auch immer wieder den Bogen von Zachäus zur Entstehung und Entwicklung der nach ihm benannten Kirche in Stätzling: Er spricht von der anfänglichen Skepsis, der besseren Sichtbarkeit der Protestanten, vom neuen Raum für Entfaltung und Engagement im Glauben und für die Gesellschaft im Ort, von der Begegnung.

Beim Zachäus - das pure Leben
Die Begegnung ist es, die den Brückenschlag in die Zukunft dieser Kirche ermöglicht. Denn in den Räumen der Zachäuskirche ist ein engagiertes Projekt beheimatet, das sich als „Begegnungsstätte und ein bisschen mehr“ versteht, wie Sabrina Penn erläutert. Sie leitet den Familienstützpunkt-West, der in Kooperation mit der evangelischen Kirchengemeinde das innovative Projekt „Beim Zachäus“ realisiert – unter der Trägerschaft des Kinderheim Friedberg e.V., gefördert von der evangelischen Landeskirche. Dabei geht es um Familienarbeit und -bildung, das Erkennen von Bedarfen und Herausforderungen der Zeit. Sabrina Penn und ihre Kollegin Alina Potstada wollen Begegnungen, Zuhören, Austausch und Beratung ermöglichen, Unterstützung und Begleitung anbieten, Freude schenken. Konkret gibt es dafür „Beim Zachäus“ jeden Dienstagnachmittag einen offenen Spieletreff, jeden Mittwochvormittag zudem mit Eltern-Kind-Café, beides sind sehr gefragte Angebote. Bis zu 24 Familien mit Kindern treffen sich in den Kirchenräumen, frühstücken, lachen, singen, tanzen. „Es ist das pure Leben hier in der Kirche“, so Sabrina Penn. „Wir haben schon gemeinsam Gewänder für das bevorstehende Altstadtfest genäht, St. Martin, Weihnachten und Ostern gefeiert, es gab Angebote für Musik oder Erste Hilfe am Kind, wir haben eine Matschküche im Garten gebaut und vieles mehr“, berichtet Alina Potstada, deren Begeisterung ansteckend wird.

Gospelchor Colours weckt Begeisterung
Ansteckend wirken ohne Zweifel auch die musikalischen Einlagen des Gospelchors am Festtag. Schon während des Gottesdienstes sorgen die rund 30 Sängerinnen und Sänger unter der Leitung von Beate Anton für eine ganz besondere Atmosphäre und beste Stimmung, sodass kaum jemand still sitzen kann. Der Festtag wird zum Konzert, das Chormitgliedern wie Besuchern großen Spaß macht.
Ihre Wertschätzung für das Bestehen der Zachäuskirche bringen einige Vertreter von Politik und Kirche in ihren Grußworten zum Ausdruck: darunter Friedbergs zweiter Bürgermeister Richard Scharold, Landtagsabgeordneter Peter Tomaschko und Domkapitular Walter Schmiedel als Pfarrer der Stätzlinger Pfarrei St. Georg. Auch Dekanin Dr. Doris Sperber-Hartmann gratuliert zum Jubiläum und thematisiert – wie bei Zachäus – die Veränderung. „Als Kirchen können wir unsere Häuser nicht mehr alleine füllen und müssen überlegen, wie wir sie gut nutzen können“, stellt sie fest und freut sich daher besonders über das neue Projekt in der Zachäuskirche.

Applaus für unterhaltsame Rückblicke
Wie unterhaltsam ein Rückblick auf die Entstehung und Entwicklung einer Kirche sein kann, zeigt Pfarrer Christian Anton, der erste Inhaber der 1998 für Stätzling eingerichteten Pfarrstelle. So berichtet er vom Abenteuer Kirchenbau, vom Spatenstich und von der Einweihung, vom Einzug in das „fast fertige Pfarrhaus“ – eine Baustelle – und von den zahlreichen Projekten, Gottesdiensten, Konzerten und Veranstaltungen, die das Kirchenhaus belebt haben. Pfarrer Anton ist überaus dankbar für alles, was hier entstanden ist. Gleichermaßen erinnert er sich und die Festgäste auch daran, was er sich zu Herzen genommen hat: „Nicht das Haus ist die Mitte, sondern das, was Jesus Christus mit uns machen will.“ Für beste Stimmung und großen Applaus sorgt schließlich auch die launige Ansprache seiner Nachfolgerin Alexandra Dreher, die neun Jahre lang Pfarrerin in Stätzling war. Sie widmet sich humorvoll den Eigenschaften der Zachäuskirche: beispielsweise anziehend (für Blitzeinschlag), wandlungsfähig (für Musicaltheater), vielseitig (laut Gerücht über Drehers Käsestube), stärkend (nach dem Fund von angeblichen Backoblaten in der Sakristei) oder gewinnend (für viele Freunde). Hochinteressant und sympathisch erläutert nachmittags der Münchner Bildhauer Werner Mally noch einige seiner Gedanken rund um die ansprechende Gestaltung des Ensembles aus Altar, Ambo, Taufstein, Altartafel und Fenster. Auch hier ist vieles von Veränderung, Bewegung und Dynamik geprägt. Vieles lässt der Künstler offen, er will niemand in seiner Betrachtung einengen, doch auch er schätzt die Begegnung und den Austausch mit den Gästen – und ist überrascht, was so mancher in dem von ihm geschaffenen Altar- und Fensterbild entdeckt.
Das Jubiläumfest von Kirche und Chor: rundum gelungen. Hervorragend organisiert – ein großes Lob an Monika Göppel, Vertrauensfrau des Kirchenvorstands – und realisiert von zahlreichen ehrenamtlich Helfenden. Vor allem ist es ein echtes Fest der Begegnung – von Kirchenmitgliedern und Kirchenfernen, Freunden, Bekannten, Einheimischen, Zugezogenen, woanders Lebenden, Menschen jeden Alters in unterschiedlichsten Lebenssituationen. Alle waren willkommen, konnten sich hier angenommen und wohl fühlen, bestens versorgt auch kulinarisch mit Kartoffelsuppe, Kaffee und Kuchen. Die zahlreichen Besucher haben einen bleibenden Eindruck vom „puren Leben“ in der Zachäuskirche in Stätzling gewonnen. So darf es weiter gehen.

myheimat-Team:

Dagmar Weindl aus Friedberg

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