Archäologie am Friedberger Lechrain - Sonderausstellung im Friedberger Museum eröffnet

"Ausgraben, dokumentieren und interpretieren", beschreibt Kurator Volker Babucke M. A. die Aufgaben der Archäologen in seiner Rede zur Eröffnung der Sonderausstellung Ausgegraben - Archäologie am Friedberger Lechrain im Friedberger Museum im Wittelsbacher Schloss. In vielen authentisch gestalteten Abschnitten präsentiert das Friedberger Museum unter der Leitung von Dr. Alice Arnold-Becker ab dem 24. März 2012 Funde aus früh- und vorgeschichtlichen Epochen, die seit Beginn der Ausgrabungen vor vierzig Jahren im südlichen Friedberg zusammengetragen wurden.

1972 wurde am Friedberger Fladerlach bei Bauarbeiten eine Grabstätte aus dem frühen Mittelalter entdeckt. Dieser Fund war auch der Auslöser für umfangreiche Ausgrabungen, die sich bis heute auf eine fast zusammenhängende Fläche von fast 9 ha erstreckt. Zur besseren Vorstellung: Neun Hektar sind die Fläche von annähernd 10 Fußballplätzen. Die Archäologen fanden in diesem Gebiet eine römische Villa und alemannische Reihengräber aus den 7. Jahrhundert, Gräber aus der Urnenfelderzeit, und eine alemannische Siedlung. Im angrenzenden Mezgerwäldchen fanden sich eine Siedlung aus der Spätbronzezeit und Gräber aus der Mittelbronzezeit.

Der Beginn der Besiedlung im Ausgrabungsgebiet um das Fladerlach dürfte in der fortgeschrittenen Jungsteinzeit eingesetzt haben. Wohl einzigartig sind die Funde aus dem Grab eines im Alter von etwa sechs Jahren verstorbenen Mädchens. In der rührend nachgestellten Umgebung des Begräbnisses des Mädchens ist das wunderbar erhaltene, silberne Pektoralkreuz ausgestellt, welches in einer byzantinischen Werkstatt gefertigt wurde.

"Das Motto Archäologie begreifbar machen ist in der Ausstellung wörtlich zu nehmen", so Volker Babucke in seiner Rede. Eine Reihe von Inszenierungen der Sonderausstellung tragen dazu bei: Die Nachstellung einer Grabungsszene, oder der Nachbau einer römischen Liege, großformatige Zeichnungen und verständliche Beschreibungen der Ausgrabungen. Ebenso seien Kinder in der Ausstellung ausdrücklich willkommen. Zwischen den Vitrinen finden sich kleine Sockel, in den spielerisch an archäologische Themen herangeführt wird.

Friedbergs Bürgermeister Dr. Peter Bergmair begrüßte zur Ausstellungseröffnung unter vielen Besuchern Dr. Hanns Dietrich vom Bayerischen Landesamt für Dekmalpflege und die beiden Archäologen Volker Babucke und Dr. Ursula Ibler. Mit Werken des Münchener Hofkapellmeisters Orlando di Lasso gab das Augsburger Vokalensemble Audite Gentes eine hervorragende musikalische Umrahmung. "Eine ganz wichtige Sonderausstellung, die als erste, umfassende Präsentation die Vor- und Frühgeschichte am Friedberger Lechrain dokumentiert", unterstrich Dr. Bergmair die Bedeutung der Ausstellung. In monatelanger, intensiver Arbeit haben die Museumleiterin und Kuratoren die Ausstellungsstücke zusammengetragen.

Traditionell werden viele Schulklassen die Ausstellung besuchen, so Bergmair. Die lebendige Gestaltung der Ausstellung werde diesen so wichtigen Sammlungsbereich extrem bereichern. Auf die Besucher wartet im Ausstellungszeitraum ein umfassendes Rahmenprogramm. Neben Archäologischen Wanderungen mit Kreisheimatpfleger Dr. Hubert Raab gibt es Kindernachmittage, Blaue Stunden mit interessanten Lichtbilder-Fachvorträgen und Autorenlesungen.

Weitere Informationen:

Ausgegraben - Archäologie am Friedberger Lechrain
Sonderausstellung im Friedberger Museum
29. März bis 30. September 2012

Öffnungszeiten:
Di mit Fr 14-18 Uhr
Sa, So, Feiertags 11-17 Uhr
Mo und Karfreitag geschlossen

Leihgeber der Ausstellung:
Römisches Museum, Kunstsammlungen und Museen Augsburg
Staatliche Museen zu Berlin, Museum für Vor- und Frühgeschichte
Archäologische Staatssammlung München
Germanisches Nationalmuseum Nürnberg
Fürstlich Hohenzollernsche Sammlungen Sigmaringen
Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege Thierhaupten u.a.

In Kooperation mit dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege
Mit freundlicher Unterstützung der Stadtsparkasse Augsburg, Federal-Mogul, Heimatverein Friedberg e.V., Rotary Club Friedberg und der Bayerischen Regiobahn GmbH