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"Ich bleib' dann mal daheim" (Teil 81)
Friedberger Stadtteile kennenlernen: Wulfertshausen

  • Wallfahrtskirche Maria Schnee
  • Foto: Dr. Hubert Raab
  • hochgeladen von Joachim Meyer

An der Lechleite wurden und werden in Sandgruben immer wieder die Schichten der Oberen Süßwassermolasse der Tertiärzeit freigelegt. In ihnen sind fossile Funde der Fauna und Flora nicht selten. Zu den in der Wissenschaft bekanntesten Gruben zählt die heute nicht mehr sichtbare unterhalb von Wulfertshausen. In ihr wurde 1898 ein aufsehenerregender Fund gemacht, der Unterkiefer eines Pliopithecus antiquus, ein Fossil aus der Gattung der Primaten, das heute in Vitrine 11 des Naturmuseums Augsburg zu sehen ist. Gustav Euriger nennt in seinem Wanderbüchlein von Augsburg noch weitere tertiäre Wirbeltierreste aus der Sandgrube, so von Steneofiber Jägeri (Biber), Amphicyon major (Bärenhund), den Schädel eines Rhinoceros brachypus (Nashorn), das Geweih eines Dicrocerus elegans (Hirschart), Antilope sansaniensis (Antilope), das Unterkiefer eines Mastodon angustidens, Zähne des Dinotherium bavaricum, außerdem Schildkröten und Krokodile.

Die Lechleite im Raum Wulfertshausen war aber auch in der Vor- und Frühgeschichte dicht besiedelt. Hier befand sich eine kleine Siedlung der spätjungsteinzeitlichen „Chamer Kultur“ (3500–2700 v. Chr.). Sie hat ihren Namen vom weit entfernten Cham in der Oberpfalz und stellt hier bei Wulfertshausen mit die am weitesten entfernte Siedlung dieser Zeitstufe dar.
Bereits 1877 wurde neben der hier die Lechleite in einem tiefen Einschnitt bezwingenden Römerstraße eine bedeutende Villa rustica bzw. suburbana der römischen Kaiserzeit ausgegraben. Von ihr sind größere Wandstücke, die mit weißen, grünen und gelben Arabesken und Ornamenten auf pompeianischem Rot bemalt sind, im Museum im Wittelsbacher Schloss ausgestellt.
Als „-hausen“ Ort könnte die erste Ansiedlung bereits in die Zeit um 800 n. Chr. fallen. Die erste urkundliche Nennung fällt in die Zeit zwischen 1162 und 1170, in der bei einer Besitzübertragung an das Kloster St. Ulrich und Afra in Augsburg mit „Rŏdolfus de Vvlferiechesh(usen)“ ein Angehöriger eines Ortsadels genannt wird. 1175 sind 1 ½ Hufen im Besitz dieses Klosters verzeichnet. Hundert Jahre später hatte um 1280 der „Camerarius de Wellenburch“ hier einen herzoglichen Hof. Im 16. Jahrhundert zählte das Dorf 23 Feuerstätten.

Die Wirren des Dreißigjährigen Krieges führten auch in Wulfertshausen zu einem starken Bevölkerungsrückgang. Nur langsam erholte sich der Ort. Um die Mitte des 18. Jahrhunderts waren es nur 22 verschiedenen Grundherren untertänige Anwesen. Die Hälfte der Einwohner gehörte zum Gericht Mering, die andere zum Gericht Friedberg. 1840 lebten 135 Einwohner in Wulfertshausen. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts ist dann aber ein langsamer Anstieg der Einwohnerzahl zu verzeichnen.
Die Nachkriegszeit brachte eine rege Bautätigkeit. Zahlreiche Flüchtlinge und Heimatvertriebene fanden in Wulfertshausen eine neue Heimat. 1958 baute der Landkreis am Ortseingang einen Wohnblock für 12 Familien. In den folgenden Jahren entstand die Jägerfeldsiedlung, dann die Dorffeldsiedlung. 1975 sprachen sich die Einwohner für die Eingemeindung nach Friedberg aus. Am 1. Dezember 2009 lebten in Wulfertshausen 2129 Einwohner mit Erstwohnsitz. Nach offiziellen Angaben sind es heute 2400 Einwohner. (Text großenteils entnommen aus: Hubert Raab, Friedberg erleben, 2010).

Filial- und Wallfahrtskirche Maria Schnee
Im Altort steht etwas erhöht die alte Kirche von Wulfertshausen. Um 1470 gab der Rat von Friedberg Grund und Boden für eine Kapelle der Himmelskönigin Maria. Aus der Erbauungszeit sind noch der Chor und der Kirchturm erhalten, von der Ausstattung die um 1500 datierte Figur des hl. Martin. Im Dreißigjährigen Krieg wurde die Kirche von den Schweden zerstört. Die weitere Geschichte ist am Chorbogen in einem kleinen Fresko (rechts) geschildert. Demnach bauten die Kirche der kurfürstliche Salzbeamte, Gerichtsschreiber und Pflegsverwalter Sebastian Kholer und seine Ehefrau Anna Katharina im Jahre 1641 wieder auf. Eine vielleicht bereits zur frühen Marienkapelle bestehende Wallfahrt wurde etwa in der Mitte des 17. Jahrhunderts wohl durch die Vermittlung der Jesuiten in Augsburg zur Maria-Schnee-Wallfahrt. Das kleine Fresko rechts vorne im Langhaus zeigt, wie der hl. Lukas das Marienbild malt. Das Original wird in Rom „Salus Populi Romani“ (Heil des römischen Volkes) genannt und als wundertätig verehrt. Die Legende der Entstehung von Maria Schnee bzw. Maria Maggiore in Rom wird in Wulfertshausen in vier großen Ölbildern von 1701 an den Seitenwänden geschildert. Die Marienkirche in Wulfertshausen erhielt um die Mitte des 17. Jahrhunderts den Titel „Beatae Mariae Virginis ad Nives“, Maria Schnee. Der Name wurde im Umland bald so bekannt, dass auch der Ort Wulfertshausen Maria Schnee genannt wurde. Die Wallfahrt erlebte einen großen Aufschwung und hielt bis in die Zwanziger Jahre des 20. Jahrhunderts an.
Der Hoch- und Gnadenaltar von 1759 wurde 1890 durch einen neuen ersetzt. In ihm hat das Gnadenbild „Maria Schnee“, das der Augsburger Maler Heinrich Matthäus Mayer um 1707 malte, Platz gefunden.
(Mehr Infos in Gabriele und Hubert Raab, Pilgerwege im Wittelsbacher Land, 2010)

Kapelle Mariä Heimsuchung
Südöstlich der Kirche Maria Schnee befindet sich die Kapelle „Mariä Heimsuchung“ aus der Mitte des 18. Jahrhunderts. Die Szenen aus dem Marienleben werden Sigismund Reis zugeschrieben. Zur Zeit der Hochblüte der Wallfahrt war das Fest Mariä Heimsuchung eines der Hauptfeste.

  • Wallfahrtskirche Maria Schnee
  • Foto: Dr. Hubert Raab
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  • St. Radegundis auf einem Glasfenster der Kirche Maria Schnee, heute im Vorraum der Pfarrkirche
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  • Innenraum der Wallfahrtskirche Maria Schnee
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  • Hochaltar in Maria Schnee mit dem Gnadenbild Salus Populi Romani
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  • Die Bildtafel in Maria Schnee zeigt die Übertragung des Gnadenbildes in Rom
  • Foto: Dr. Hubert Raab
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