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Die Uhrmacherstadt
Beim historischen Altstadtfest unternimmt ganz Friedberg eine Reise in die Blützeit der Stadt

  • Uhrmacherstand mit Goldschmied Thomas Janota
  • Foto: Dr. Hubert Raab
  • hochgeladen von Joachim Meyer

„Kaum daß man Augsburg verlassen hat, beginnt Bayern und man kommt durch Friedberg, einen bayerischen Ort auf einem Berg, wo sie Unmengen von Uhren herstellen“ schreibt Kardinal Garampi von einer Reise 1761 von Augsburg nach München.
Die Uhrenproduktion hatte zwar schon am Ende des 16. Jahrhunderts begonnen, war dann aber durch die Pest 1599 und den Dreißigjährigen Krieg jäh unterbrochen worden. Doch es waren vor allem die Uhrmacher, die bald nach dem Ende des Krieges Friedberg wieder aufbauten und der Stadt von etwa 1745 bis 1800 eine ungeahnte Blütezeit brachten. Wir kennen heute die Namen von mehr als 375 Uhrmachern, 18 Federmachern, Gehäusemachern, Uhrkettenmachern und 34 Gold- und Silberschmieden, die in Friedberg arbeiteten. Sie fertigten Taschenuhren (Sackuhren) Tischuhren, Stutzuhren (gekürzte Standuhren), Telleruhren, Automatenuhren, Kutschenuhren, Halsuhren und Kompassuhren. Friedberg war auch Zentrum für Kloben und Spindelbrücken, die sich nicht nur in Augsburger, sondern auch in englischen, französischen und schweizer Uhren finden.

Nachdem zunehmend ausländische Produkte den bayerischen Markt überschwemmten, kamen die Friedberger Uhrmacher auf den Gedanken, ihre Uhren „ausländisch zu machen“, indem sie ein Ananym ihres Namens wählten und die Herkunft London oder Paris eingravierten. So drehte z.B. der Uhrmacher Joseph Spiegel seinen Namen einfach um und schrieb auf seine Uhren „Joseph Legeips, London“, Joh. Gg. Wagner nennte sich Rengaw, Paul Brosy schrieb Ysorb, Philipp Happacher - Reheappah London, Simon Riel –Leir Momis u.a. Joseph Spiegel nannte sich französisch Joseph Miroir Paris. Die Phantasie kannte keine Grenzen.
Trotzdem konnte der Untergang des Friedberger Gewerbes nicht aufgehalten werden. Viele junge Friedberg Uhrmacher wanderten ab, vor allem Richtung Osten und Südosten. Wir finden sie mit ihren Uhren in Wien, Prag, Ofen, Raab (Ungarn), Brünn, Pest und vielen weiteren Orten.
Aus Hubert Raab, Friedberg erleben, S. 15 f.

An die Geschichte Friedbergs als Uhrmacherstadt wird während des Altstadtfestes „Friedberger Zeit“ erinnert. Das Thema der „verausländischten“ Uhren macht die Mittelschule Friedberg seit fünf Stadtfesten zum Inhalt ihres Theaterstückes „Friedberger Uhrenspiegeleien“. Die Lebens- und Liebesgeschichte des Uhrmachers Joseph Wörndle wurde im Musical „Liebe auf Uhrwegen“ lebendig. Geboren 1759 in Völs, heiratete er als Uhrmachergeselle 1784 in Friedberg die Schulmeisterstochter Franziska Weinhart. Auf Anregung der Goldschmiedemeisterin Uta Werner-Dick fertigten die Friedberger Handwerker unter Regie von Franz Seidl während des 9. Stadtfestes (2013) das Uhrmacherdenkmal. Uhrmachermeister Dieter Sanders erfand dafür einen feinen Mechanismus, um mit einem Hebel den Spindelkloben im Uhrmacherdenkmal aufziehen zu können.
Das Herzstück unseres historischen Stadtfestes „Friedberger Zeit“ bildet nach wie vor der Uhrmacherstand mit Uhrmacher Dieter Sanders und Goldschmied Thomas Janota. Sie überraschen die Stadtfestbesucher mit ihrem als Uhrenmuseum gestalteten Stand und mit Attraktionen, wie z.B. der Monduhr. Besonders beliebt ist seit mehreren Stadtfesten ihr Bierzähler.

Text: Gabriele und Dr. Hubert Raab
Fotos: Dr. Hubert Raab

  • Uhrmacherstand mit Goldschmied Thomas Janota
  • Foto: Dr. Hubert Raab
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  • Gruppe La Tal bei der "Friedberger Zeit" 2019
  • Foto: Dr. Hubert Raab
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  • Tischuhr von Benedikt Fürstenfelder (Privatbesitz)
  • Foto: Dr. Hubert Raab
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  • Rückplatine einer Tischuhr von Benedikt Fürstenfelder (Privatbesitz)
  • Foto: Dr. Hubert Raab
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  • Rückplatine einer Uhr von Joseph Spiegel mit der Bezeichnung Legeips Lon. (Privatbesitz)
  • Foto: Dr. Hubert Raab
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  • Rückplatine der Uhr eines ausgewanderten Friedberger Uhrmachers in Wien
  • Foto: Dr. Hubert Raab
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  • Bierzähler und Monduhr (Mitte oben) vom Stadtfest
  • Foto: Dr. Hubert Raab
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  • Häuserschild
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