Frühling
Verzockt

1500 Gulden, das ist im Dezember 1636 der Preis für ein Pfund Zwiebeln der beliebten Tulpensorte „Switser“, dafür arbeitet ein Handwerksmeister in Alkmaar viereinhalb Jahre lang. Für die Summe kann man zu dieser Zeit fast 170 Fässer Bordeaux-Wein erwerben. Oder gut 8400 Pfund Fleisch. Oder ein Haus in Haarlem, der drittgrößten Stadt Hollands. Und nichts spricht dagegen, dass die Preise für Tulpen noch weiter steigen werden. In Holland briht das Tulpenfieber aus und dagegen gibt es kein Heilmittel.

Am 1. Februar 1637 lädt der Haarlemer Geschäftsmann Pieter Wynants Verwandte in sein Haus. Das Thema bei Tisch: Tulpen. Während des Essens bietet ein Gast einer Witwe namens Geertruyt Schoudt für 1400 Gulden Zwiebeln der beliebten Sorte „Switser“ an, die sich wegen ihrer rot und gelb gestreiften Blüten seit Kurzem größter Beliebtheit und Nachfrage erfreut. Erst zögert die Witwe, dann willigt sie ein: Ein anderer Gast versichert ihr, sie werde die Zwiebeln zu einem späteren Zeitpunkt zu einem sehr viel höheren Preis verkaufen können.

Der Boom fand ein jähes Ende, als im Februar 1637 erstmals Händler in Haarlem auf ihren Zwiebeln sitzen blieben. Sie mussten Nachlass gewähren – und ließen die Blase platzen. Wer teuer eingekauft hatte, machte zum ersten Mal Verlust. In Windeseile verbreitete sich die Nachricht in Spelunken und Schänken. Nun wollte keiner mehr in Tulpen investiert sein. Panik machte sich breit, jeder wollte raus aus den Zwiebelkontrakten, die Preise stürzten ins Bodenlose, Optionen wurden wertlos, die ersten strauchelten, Kredite wurden fällig.

Bürgerreporter:in:

Thomas Ruszkowski aus Essen

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