Lützerath
Lützerath und Grohnde – der Versuch eines Vergleiches

Wenn ich die Bilder von den Demonstrationen in Lützerath sehe fühle ich mich an die Demonstration in Grohnde vor dem damals im Bau befindlichen KKW erinnert. Dort habe ich 1977 mit über 30 000 anderen Menschen gegen den Bau demonstriert. Zu der Zeit war ich 22 Jahre alt und arbeitete in einem Universitätsinstitut welches sich mit Radioökologie befasste. Deshalb wusste ich damals schon was da auf uns, mit dieser neuen Technologie zur Stromherstellung, zukommt. Das Endlagerproblem wurde noch wenig diskutiert zu der Zeit und das Betriebsrisiko klein geredet. Die in Wikipedia heute zu lesenden Informationen über die Demonstration kann ich so nicht bestätigen. Die Polizisten gingen in einer ungewöhnlichen Härte gegen die Demonstranten, welche zu 99 % friedvoll waren, vor. Aus Schikane wurde ihnen der Rückweg zu ihren Fahrzeugen versperrt und eine Reiterstaffel ritt in die bereits vom Kraftwerksgelände abziehenden Demonstranten und knüppelte sie zusammen. Mit stark blutenden Platzwunden brachen etliche von ihnen auf dem Feld zusammen. Bilder wie sie heute unvorstellbar wären. Dagegen ist die Demonstration in Lützerath ein Kindergeburtstag. Die deutsche Staatsmacht setzte seinen Willen mit Macht um, demokratisch legitimiert, wie zurzeit auch in Lützerath.

Über 40 Jahre später sieht die Situation anders aus. Grohnde hat in dieser Zeit geholfen über 400 Millionen Tonnen CO2 einzusparen und das Kraftwerk war achtmal Weltmeister in der Stromerzeugung. Vor diesem Hintergrund und der Probleme durch die Klimaerwärmung ist es mir deshalb heute lieber die KKW´s in Deutschland laufen eine Zeitlang weiter, als dass wir Braunkohle aus dem Boden holen und sie verbrennen. An dieser Stelle bin ich mit den Demonstranten in Lützerath einer Meinung. Aber auch wenn ich viel älter bin als der Durchschnitt der Demonstranten in Lützerath, würde ich mich nicht zur „Letzten Generation“ zählen. Schon gar nicht in einem so gut organisierten und versorgten Land wie dem unseren. Ohne Energie geht es in dem Hochindustrieland Deutschland nicht und bevor man etwas abschaltet muss man eine vernünftige, bezahlbare und sichere Alternative haben. Die Kohleverstromung sollte dabei an letzter Stelle stehen.

Das Bild zeigt das 2020 noch arbeitende KKW Grohnde bei Windstille, wie an der Kondenswasserfahne der Kühltürme zu erkennen.

Bürgerreporter:in:

Karl Heinz Iwannek aus Pattensen

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