Die Halbwertszeit ist kurz

Foto: Quelle: www.intmed.eu

In der Schule wurde uns allen eingeprägt, dass Strahlung schädlich und Gammastrahlung sogar lebensgefährlich sind. Die Aussage trifft zwar zu, aber hier wird ein wesentlicher Vorbehalt viel zu häufig weggelassen: in unangemessenen und unkontrollierten Dosen. Mittlerweile hat der Mensch Radioaktivität noch in den 1970er oder 1980er Jahren gebändigt und offiziell für den Dienst zum Wohl seiner Gesundheit eingesetzt. Die Rede ist natürlich von Nuklearmedizin.

Das Leben von Radioisotopen, die in diesem fortschrittlichen Bereich der Gesundheitsversorgung verwendet werden, ist kurz (und sogar ultrakurz), sie haben aber die Befugnis, das Leben des Menschen für Jahre und Jahrzehnte zu verlängern. Bei aller Poetizität dieser Formulierung ist das eine greifbare Tatsache: Nuklearmedizin wird in vielen Ländern zur Behandlung von Krebs aktiv eingesetzt. Heute ist Krebs die weltweit zweithäufigste Todesursache – rund 9 Millionen Menschen sterben jedes Jahr an onkologischen Erkrankungen. Wenn die Geographie der Nuklearmedizin allmählich wächst (und damit auch die bedeckte Bevölkerung), besteht die Hoffnung, dass die düstere Zahl einen Kurs auf Rückgang nehmen wird. Und das gerade motiviert zur Mitarbeit bei der Suche nach effektiven Lösungen.

Immer weniger Grenzen

Vor wenigen Wochen trafen sich in Wien Leiter von Fachvereinigungen und -gesellschaften zum ersten Mal zusammen, um die gemeinsamen Chancen und Herausforderungen zu untersuchen. Die Experten waren einig, die wachsende Nachfrage nach Nuklearmedizin zur Behandlung einer steigenden Anzahl von Patienten, die an nicht übertragbaren Krankheiten wie Krebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und neurologischen Erkrankungen leiden, erfordere eine umfangreichere Entwicklung innovativer Nukleartechnologien. Nahezu zeitgleich, aber an einer ganz anderen Ecke der Welt – in der südafrikanischen Hauptstadt Johannesburg – unterzeichneten Atomkonzerne aus Südafrika und Russland ein Abkommen über die Zusammenarbeit im Einsatz von Kerntechnologien für nicht-energiebezogene Zwecke Bereich der nuklearen Nichtenergietechnologien: die Parteien haben Schaffung standardisierter Krebszentren in Betracht gezogen – nicht nur in den jeweiligen Ländern, sondern auch auf dem gesamten afrikanischen Kontinent. Für Russland ist der Kampf gegen Krebs von kaum weniger Relevanz als für die Entwicklungsländer, mit denen es kooperiert: in Bezug auf Krebssterblichkeit ist das Land einer der Vorreiter in Europa.

Das Atom ist am Leben – in gewisser Hinsicht

Auch hierzulande gibt es diejenigen, die Nuklearmedizin fördern wollen: der Atomausstieg hat zu einem vollständigen Niedergang der Nukleartechnologien an sich nicht geführt. Dr. Ken Herrmann, Direktor der Klinik für Nuklearmedizin am Universitätsklinikum Essen, schätzt das Potenzial von Nukleartechnologien bei der Krebsbehandlung als außergewöhnlich hoch ein: „Die Kapazitäten der Nuklearmedizin übertreffen diejenigen von anderen Diagnose- und Behandlungsmethoden, vor allem bei Diagnostik und Therapie – ohne Bezugnahme auf spezifische Länder“. Dabei sei die Kooperation mit Ländern, die über umfassendere Erfahrung im Umgang mit nuklearmedizinischen Technologien verfügen, für die Entwicklungsländer absolut notwendig und hilfreich, fügte er hinzu. Der Experte hob auch hervor, eine erfolgreiche Zusammenarbeit auf dem Gebiet der nichtenergetischen Anwendungen nuklearer Technologien könne sogar dazu beitragen, die öffentliche Wahrnehmung von Radioaktivität im Allgemeinen zu verbessern. Schließlich: was uns nicht umbringt, macht uns stärker – warum dann nicht Radioaktivität als Instrument ansehen, das bei richtiger Anwendung unschätzbar nützlich sein kann.

Bürgerreporter:in:

Dagmar Vogt aus Augsburg

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