Betrachtung
Ein frohes Weihnachtsfest

Ungetrübte Weihnachtsfreue bei den Kindern. Manch Erwachsener blickt da wehmütig auf die eigene Kindheit zurück. | Foto: Anoo_stock-adobe.com
  • Ungetrübte Weihnachtsfreue bei den Kindern. Manch Erwachsener blickt da wehmütig auf die eigene Kindheit zurück.
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Von Karl J. Zwierlein

Wieder mal stehen wir schon mitten drin im Weihnachtsfest. Nur noch wenige Tage trennen uns von der Stunde, die ein neues, hoffentlich glückliches Jahr einläuten wird. Wie flüchtig ist die Zeit! Vielleicht ist die Zeit gar nicht so flüchtig, wie wir glauben. Sie mag dem gehetzten, ewig ruhelosen Menschen unserer Zeit nur so scheinen. Der Mensch – wir alle werden gehetzt – hetzen uns selbst und - die Zeit. Das ist eine Zeiterscheinung, die uns vielleicht Vorteile bringt, aber auch ihre Schattenseiten hat, die wir nicht übersehen sollten. Was uns dabei fehlt, sind Stunden der Ruhe, in denen wir einmal ganz uns selbst leben können, in denen wir uns auf uns selbst besinnen, in denen wir auch einmal an unsere menschlichen Beziehungen zu unserer Umwelt denken können. Es gibt ja im menschlichen Leben außer den elementaren Bedürfnissen auch höhere Dinge, die das Leben lebenswert machen. Es ist immer ein Gewinn, sich ihnen zu widmen.

Seit alters her feiert man Feste. Die Anlässe sind unterschiedlich, aber es sind Feiertage, an denen die übliche Arbeit ruht, um Zeit zur Besinnung zu finden. Das ist eine weise Einrichtung. Kein Fest im Kranz der Feiertage eines Jahres ist mehr geeignet, ein Fest der Besinnung zu sein, als Weihnachten. Sagen, Legenden und Märchen ohne Zahl sind der Ausdruck einer empfindsamen Volksseele um das Fest der Freude in der dunkelsten Zeit des Jahres. Freude, Hoffnung und Liebe finden besonders in unserem Weihnachtsfest einen tiefempfundenen Ausdruck. Diesem geheimnisvollen, wundersamen Zauber sollten wir uns ganz hingeben. Kein Weihnachtsbaum wird umsonst aufgestellt, keine Kerze ohne Sinn entzündet und kein Geschenk, sei es auch noch so klein und armselig, als Geste der Freude und Versöhnung gedacht, ist nutzlos. Schenken und anderen eine Freude bereiten, ist keine Angelegenheit des Geldbeutels sondern mehr eine Frage der Gesinnung und des Gemütes. Es gehört kein Geld dazu, heimliche Wünsche unserer Lieben zu erkennen, aber Seele und Gemüt und oft nur sehr wenig Geld, sie zu erfüllen. Oft genug ist ein gutes Wort mehr ein Spender der Freude als ein bombastisches Geschenk.

Wenn in der Weihnachtszeit die Auslagen der Geschäfte in festlichem Schmuck eine Unzahl herrlicher Dinge präsentieren und die Menschen in den nächtlichen, durch bunte Lichtreklamen taghell erleuchteten Straßen vor diesen Schaufenstern stehenbleiben, all die schönen Sachen kritisch betrachten und überlegen, was sie kaufen werden, dann ist leicht festzustellen, dass sich die Beobachter in zwei Gruppen scheiden. Es sind die erwähnten Bedächtigen und Kritischen, die Erwachsenen und es sind unsere Kleinen, die ihre Stupsnäschen an den großen Fensterscheiben plattdrücken, deren Augen leuchten angesichts des Wunderbaren und die ihrer Freude und Begeisterung kaum Herr werden. Der Zauber des Festes zieht das unbefangene Kind lange vorher schon ganz in seinen Bann.
Wir, die ach so klugen Erwachsenen, denken dann vielleicht etwas wehmütig zurück, an unsere eigenen Kindertage. Wie schön das war!

Dieser Überschwang und die hingebungsvolle Ausgelassenheit sind vielleicht ein Vorrecht der unbeschwerten Jugend. Aber sollten wir uns nicht von der Natürlichkeit und der reinen Freude unserer Jugend etwas in unsere Tage gerettet haben? Sicher liegt oft der Schutt vieler Jahre darüber, fassen wir an, ihn wegzuräumen! Wenn uns das gelingt, dann haben wir wieder den Anschluss an die Weihnachtsfreuden unserer Jugend und zugleich auch an die kindliche Freude der Jugend unserer Tage. Wollen wir’s versuchen? Dann geht unser Wunsch in Erfüllung: Ein frohes Weihnachtsfest!

Bürgerreporter:in:

Florian Handl aus Augsburg

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