"In Günzburg bewegt sich was": Ein Interview mit Oberbürgermeister Gerhard Jauernig

OB Gerhard Jauernig engagiert sich stark für unser Günzburg.  Hier sieht man ihn gerade an seinem Schreibtisch im Rathaus.
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Finanzielle Mittel aus dem Konjunkturprogramm II versetzten Günzburgs Oberbürgermeister Gerhard Jauernig in die Lage, wichtige Sanierungsmaßnahmen in Angriff nehmen zu können. myheimat sprach mit dem Stadtoberhaupt über das Engagement der Drogeriemarktkette Müller, Maßnahmen für die Verkehrsinfrastruktur und die finanzielle Situation der Städten und Gemeinden in Bayern.

myheimat: Herr Oberbürgermeister, ein ereignisreiches Kalenderjahr liegt hinter Ihnen! Beinahe überall in der Großen Kreisstadt lässt sich derzeit eine rege Bautätigkeit beobachten. Was bedeuten diese Baumaßnahmen für die Stadtentwicklung?
Jauernig: Es stimmt, in Günzburg bewegt sich was! Es gelang uns durch beherztes Zugreifen, Mittel aus dem Konjunkturprogramm II nach Günzburg zu holen und damit energetische Sanierungsmaßnahmen an der Maria-Theresia-Schule und dem historischen Schloss, dem jetzigen Rathaus, durchzuführen. Dass in unserer Stadt darüber hinaus mit Bundesmitteln durch die Neugestaltung der Einfahrt Siemensstraße/B 16 neu ein Kreisverkehr errichtet werden konnte, der bestens funktioniert, bringt eine klare Verbesserung des Verkehrsflusses mit sich. Mit dem Neubau der Donaubrücke in der Verlängerung der Osttangente ist die Anbindung unserer Stadt über den Fluss gesichert und werden nach Fertigstellung architektonisch neue Maßstäbe gesetzt.

myheimat: Aber nicht nur in den Straßenverkehr wurde viel investiert. Noch vor einem Jahr gab es Geschäftsleerstände in der Innenstadt zu beklagen. Jetzt wurden zahlreiche neue Geschäfte eröffnet. Zuletzt investierte die Drogeriemarktkette Müller kräftig. Wie kam das zustande?
Jauernig: Wer kämpft, kann verlieren, wer nicht kämpft, hat bereits verloren. Durch enge Kooperation zwischen örtlicher Wirtschaft, Stadtverwaltung und der Kommunalpolitik konnten wir Szenarien erarbeiten, durch deren Umsetzung wir den innerstädtischen Handel in einer insgesamt schwierigen Situation unterstützten. Darüber hinaus akquirierten wir zielorientiert zahlreiche Unternehmen und machten sie auf den Standort Günzburg aufmerksam. Nach einem persönlichen Besuch bei Firmenchef Erwin Müller in Ulm, in dem ich auch eine Nachnutzung des bisherigen Gebäudes der Drogeriemarktkette am Marktplatz ins Gespräch bringen konnte, sagte mir dieser zu, den Standort Günzburg zu prüfen. Mittlerweile wurde das Gebäude am Bürgermeister-Landmann-Platz für über 4,5 Mio. Euro renoviert, umgebaut sowie über 50 Mitarbeiter dort beschäftigt. Auf 2.500 qm werden Haushaltswaren, Spielartikel, Elektronikwaren, Accessoires, Geschenkartikel und Drogeriemarktprodukte angeboten. Und unabhängig davon haben wir städtebaulich einen großen Schritt nach vorne getan. Im kommenden Jahr wird die Firma Schild am Marktplatz ihr Sortiment mit einem Herrenfachgeschäft ergänzen. Darüber hinaus haben in jüngster Vergangenheit eine Vielzahl von Fachgeschäften eröffnet. Einkaufen in Günzburg lohnt sich und macht Spaß!

myheimat: Und bald gibt es noch ein neues Kino?
Jauernig: Ja, uns ist es gelungen, einen finanzkräftigen Investor und einen kreativen Betreiber zusammenzubringen. An der Augsburger Straße, dem sog. V-Marktgelände, entsteht eines der modernsten Kinos Deutschlands mit vier Sälen und rund 700 Plätzen. Man geht nicht nur bloß ins Kino, um sich Filme anzusehen. Man geht vielmehr ins Kino, um mit hunderten Menschen zu lachen und zu weinen! Diese Einrichtung hebt den Standard der Freizeitstadt Günzburg kräftig an.

myheimat: Auch im Westen der Stadt tat sich einiges! An der Ecke Wasserburger Weg/Altvaterstraße eröffneten eine Apotheke und eine Arztpraxis und zusätzlich eine weitere Apotheke im Gewerbegebiet an der Ulmer Straße. Welche Bedeutung haben diese Einrichtungen für die Bevölkerung in diesem Stadtgebiet?
Jauernig: Vor allem für ältere Menschen und junge Familien konnten wir damit in der „Unterstadt Günzburgs“ einen langgehegten Wunsch realisieren. Die Versorgung und damit die Lebensqualität im Günzburger Westen wird so weiter verbessert.

myheimat: In der jüngsten Bürgerversammlung sprachen Sie sich klar und deutlich für den Bau einer weiteren Dreifachsporthalle in Günzburg aus. Gibt es hierzu bereits konkrete Pläne und lässt sich dabei auch ein Lehrschwimmbecken integrieren?
Jauernig: Mit dem Abzug der Soldaten aus Günzburg und Leipheim verlor das Mittelzentrum nicht nur zahlreiche Arbeitsplätze, sondern unsere Sportvereine auch zwei Hallen, die ihnen in der Vergangenheit teilweise für den Sportbetrieb zur Verfügung standen. Diesen Verlust müssen wir ausgleichen – für Schul- und Vereinssport gibt es in Günzburg einen klaren Bedarf für den Bau einer weiteren Sporthalle! Nach derzeitigem Stand gehe ich davon aus, dass der Staat bedarfsorientiert zwei Hallenteile mitfördert. Nach Gesprächen mit dem Landkreis ist es denkbar, dass dieser sich bei einem weiteren Hallenteil finanziell engagiert. Aus meiner Sicht sollten wir bereits im kommenden Jahr mit den Planungen für den Bau einer Dreifachsporthalle beginnen und dieses Großprojekt in den Jahren 2012 und 2013 abwickeln. Inwieweit in diesem Zusammenhang der Wunsch nach einem Lehrschwimmbecken, also einem Becken, in dem Schulkinder über Unterricht das Schwimmen beigebracht bekommen, realisiert und finanziert werden kann, muss ge-prüft werden.

myheimat: Bayerns Städte und Gemeinden klagen über leere Kassen. Steht in Günzburg mittel- und langfristig genügend Geld für notwendige Investitionen bereit?
Jauernig: Das stimmt! Die kommunalen Haushalte in Bayern sind chronisch unterfinanziert. Als Vorsitzender des Bayerischen Städtetages im Regierungsbezirk Schwaben ist mir bekannt, dass zahlreiche Städte in den vergangenen Jahren kaum noch in der Lage waren, ihre freiwilligen Leistungen aufrechtzuerhalten. Dies lag auch daran, dass Bund und Land immer mehr Aufgaben an die kommunale Ebene übertragen haben, für die Erfüllung dieser Aufgaben ihnen aber nicht genügend Geld zur Verfügung stellt. Der Günzburger Stadtrat hat in der jüngsten Vergangenheit Weitsicht bewiesen und klare Prioritäten festgelegt. Der Ausbau von Kleinkinder-Betreuungseinrichtungen, die Forderung von Vereinbarkeit von Familie und Beruf und Investitionen in Bildung haben dabei hohes Gewicht. Trotz zahlreicher Investitionen gelang es seit 2003 bislang, Kredite zurückzuführen und keine neuen Darlehen aufzunehmen. Jammern und Bange machen gilt nicht – Stillstand ist Rückschritt. Ich bin sicher, dass es uns auch für künftige Projekte möglich ist, finanzielle Mittel hierfür aufzubringen. Eines jedoch ist klar – erfolgreiche Kommunalpolitik ist kein Wunschkonzert.

myheimat: Nicht nur städtebaulich hat sich Günzburg weiterentwickelt. Im Zuge der Verwaltungsmodernisierung wurde im Rathaus das BürgerServiceCenter geschaffen. Wie kommt das bei den Bürgern an?
Jauernig: Das BSC kommt prima an. Mit längeren Öffnungs- und kürzeren Wartezeiten haben wir auf den berechtigten Wunsch unserer Kunden, den Bürgerinnen und Bürger der Stadt Günzburg, reagiert. Die wichtigsten Amtsgeschäfte aus einer Hand, an einem Ort und ein freundliches Team waren Grundlage und Voraussetzung für eine neue erfolgreiche Struktur. In einer kürzlich durchgeführten Befragung gab es hierfür Top-Noten.

myheimat: Noch eine private Frage zum Abschluss. Als Oberbürgermeister begegnen Sie im Laufe eines Jahres vielen interessanten Persönlichkeiten aus den Bereichen Politik, Wirtschaft und Kultur. Welche Begegnung hat Sie persönlich im abgelaufenen Jahr am meisten beeindruckt?
Jauernig: Am meisten beeindruckt haben mich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einer Günzburger Firma, die mit viel Initiative alles versuchen, um einer schwerkranken Kollegin durch eine Knochenmarkspende das Leben zu retten. Ich hoffe und wünsche von ganzem Herzen, dass diese Bemühungen von Erfolg gekrönt werden.

myheimat-Team:

Joachim Meyer aus Friedberg

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