Kurzfilmfest 2011 in Augsburg – alle Filme im Überblick

A Lost And Found Box Of Human Sensations (Promofoto) | Foto: Promofoto
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Bereits zum 18. Mal findet das Kurzfilmwochenende 2011 in Augsburg statt. Doch inzwischen ist längst ein Kurzfilmfestival daraus geworden. Vier Tage umfasst das Programm 2011. Erwin Schletterer zeichnet sich wieder für die Auswahl der von Mittwoch, 06.04.2011, bis Samstag, 09.04.2011, jeweils um 20 Uhr im Kino Mephisto gezeigten Kurzfilme verantwortlich.

27 Kurzfilme gehen 2011 an den Start, um sich in Augsburg einem größeren Publikum zu zeigen und um 500 Euro zu gewinnen. Auch wenn das Preisgeld in Relation zu den Produktionskosten bei vielen der Streifen eher nachrangig ist. Denn wer mehrere Tausend Euro und zig Arbeitsstunden oder gar Jahre in einen Kurzfilm steckt, für den sind 500 Euro natürlich nur ein kleines Zuckerl. Viel wichtiger ist da die Anerkennung der Zuschauer, denen der Kurzfilm so gut gefallen hat, dass sie ihn zum Sieger des 18. Kurzfilmwochenendes in Augsburg wählen.

Kurzfilme aus Wettbewerb 1
Welcher das sein wird, steht noch in den Sternen. Die ersten sieben Kandidaten flimmerten am Mittwoch vor knapp 370 Zuschauern über die Leinwand des Mephisto-Kinos. Den Auftakt machte der mit 1:11 Minuten kürzeste Streifen der kompletten Filmtage 2011 in Augsburg. „Arts & Crafts Spectacular“ ist zwar nicht wirklich toll animiert und auch die Soundqualität überzeugt bei der Vorführung im Mephisto nicht, doch die Pointe zündet. Der Film von Sébastien Wolf und Ian Ritterskamp wird wie viele andere Filme auch in Originalsprache gezeigt. In diesem Fall ist das Englisch. Genauso wie bei „I Do Air“, „Six Dollar Fifty Man“ und „A Lost And Found Box Of Human Sensations“. Bei letzterem mag das auf Anhieb etwas befremdlich anmuten, denn die Regisseure Martin Wallner und Stefan Leuchtenberg haben den Film während ihres Studiums an der FH Augsburg verwirklicht.

A Lost And Found Box Of Human Sensations“ handelt von einem jungen Mann, der emotional nicht mit dem Tod seines Vaters klarkommt. Er trinkt, arbeitet und vögelt sich durchs Leben, ohne einen Sinn darin zu sehen und landet letztlich im Schnee. Der Steifen in der Machart eines Graphic Novel überzeugt in den 15 Minuten, in denen Martin Wallner verschiedene persönliche Eindrücke verarbeitet. Die Grundlage des Drehbuchs bildet ein Gedicht, das er während seines Australien-Aufenthaltes geschrieben hat. Natürlich auf Englisch. Der Animationsfilm wurde bereits mit Preisen überhäuft.

Wie Studenten aus Augsburg an Ian McKellen kamen
Wie das beim Kurzfilmfest in Augsburg üblich ist, sind einige der Regisseure und auch mal Mitglieder der Filmcrew bei der Vorführung anwesend, erzählen nach dem Film ein paar Dinge dazu und stellen sich den Fragen aus dem Publikum. Beim Heimspiel waren auch Martin Wallner und Stefan Leuchtenberg da. Die beiden Studenten haben es über Kontakte der Produktionsfirma geschafft, namhafte Schauspieler als Sprecher für ihren Animationsfilm zu gewinnen. Joseph Fiennes ist der Junge, Ian McKellen leiht dem Streifen die Stimme des Erzählers. Das Kuriose an diesem Coup: McKellen stieß erst eindreiviertel Jahre nach Fiennes und damit eine Woche vor Abgabe zum Projekt – was nicht weiter schlimm war, da die Erzählerstimme am Schluss über den Film gelegt werden konnte.

Nachdenklich stimmt auch „I Do Air“. Ein kleines Mädchen hat Angst vor Wasser, bleibt im Schwimmbad trocken. Erst in der Umkleidekabine kommt sie mit Wasser in Kontakt. Nachdem sie die Socken schon angezogen hat, sucht die gezielt nasse Stellen am Boden und tunkt ihre „geschützten“ Füße darin ein. Schließlich kehrt sie ins Schwimmbad zurück und beobachtet zwei Taucher, die unter Wasser durchs Becken gleiten und fasst Mut.

Etwas verwirrt bleibt der Zuschauer nach „Six Dollar Fifty Man“ zurück. Ein kleiner blonder Junge mit Hasenzähnen flüchtet sich in diesem Kurzfilm aus Neuseeland vor den Schulrowdys in ein Fantasieleben als Superhelden. Der Film ist auf Anhieb schwer zu verstehen, hinterlässt aber Eindruck.

Die Donau ist ein stiller Fluss
In Originalsprache wird auch „Silent River“ gezeigt. Rumänisch mit deutschem Untertitel. Im kommunistischen Rumänien Ende der 1980er Jahre planen zwei Männer die Flucht durch die Donau. Sie misstrauen sich gegenseitig und plötzlich ist da noch eine schwangere Frau im Spiel. Der Film ist mit 30 Minuten Spielzeit der längste in Wettbewerb 1 und wurde mit Geld aus dem FilmFörderFonds Bayern realisiert. Regisseurin Anca Miruna Lazarescu aus Dachau gab nach der Vorführung einen Einblick in die Produktion.

Von den sieben Filmen waren zwei in deutscher Sprache. „Ich bins. Helmut“ wartet hinter jeder Ecke mit weiteren Geburtsgratulanten, die die Kulisse quasi auflösen und in eine neue transformieren, was beim Augsburger Publikum sehr gut ankam. Die Macher der Filmakademie Baden-Württemberg um Regie-Student Nicolas Steiner bezeichnen ihren Kurzfilm treffend als „skurrile Liebeserklärung an die Vergänglichkeit“.

Bei „Viki Ficki“ geht es dagegen um ein ganz anderes Thema. Die 11 Jahre alte Viktoria soll den Beruf ihrer Mutter in einem Referat vor der Klasse präsentieren. Mama Jana ist aber nicht, wie vom Lehrer angenommen, Krankenschwester – sondern Pornodarstellerin. Ein toller Zweitfilm von Natalie Spinell von der HFF München, die mit Lisa Vicari in der Hauptrolle eine klasse Wahl getroffen hat. Teils lustig, teils rührend, teils knisternd. Ganz locker präsentierte sich die Regisseurin beim Gespräch im Anschluss, plauderte heiter und charmant über den offenen Umgang mit Sex im Elternhaus und erspielte sich auch mit dem niedlichen Welpen ihrer Mutter schnell die Gunst der Zuschauer.

Weitere Infos zum Kurzfilmfestival
Wer eine Karte für einen der vier Wettbewerbe gekauft hat, darf sich im Anschluss an die Vorstellung auf Smalltalk bei Pizza und Getränken freuen.

Update:

Einen Nachbericht zum Wettbewerb 2 gibt's hier. Die Filme aus Wettbewerb 3 in der Kurzbeschreibung finden Cineasten hier. Was in Wettbewerb 4 geboten war, wird in diesem Artikel beschrieben.

Bei der Preisverleihung zum "Best of" der Kurzfilme am Sonntag, 10.04.2011, im Mephisto wurde "Armadingen" aus Wettbewerb 4 zum Sieger des 18. Augsburger Kurzfilmwochenendes gekürt. Mit der Note 1,35 verwies der Weltuntergang auf dem Bauernhof "Nicht nur der Himmel ist blau" aus Wettbewerb 3 auf den Silberrang. Dritter in der Gunst des Publikums war "Donde esta Kim Basinger?" (1,512) aus Wettbewerb 2 mit hauchdünnem Vorsprung vor dem Streetart-Streifen "Big Bang, Big Boom" (1,517).

Mehr Informationen zu den Filmtagen 2011 (29. Augsburger Kinderfilmfest + 23. Tage des unabhängigen Films + 18. Kurzfilmwochenende) in Augsburg sowie eine Programm-Übersicht gibt es auf lechflimmern.de.

Bürgerreporter:in:

Michael S. aus Augsburg

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