„Der Gewerbepark an der B 300 zeichnet sich durch einen gelungenen Branchenmix aus“: Ein Interview mit Bürgermeister Klaus Habermann

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Vertreter von Kommunen und Länder haben eine Abschaffung der Gewerbesteuer vorerst abgewendet. Dieses Ergebnis gab Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble nach der Abschlusssitzung der Gemeindefinanzkommission bekannt. Aus gegebenem Anlass unterhielt sich myheimat mit Aichachs Bürgermeister Klaus Habermann über die Bedeutung der Gewerbesteuereinnahmen für die Stadt Aichach, den gelungenen Branchenmix im Gewerbepark an der B 300 und das Projekt „Interkommunales Gewerbegebiet Aichach-Dasing“.

myheimat: Herr Habermann, die Gewerbesteuereinnahmen sind eine zentrale Einnahmequelle der Kommunen. Manche Politiker forderten ihre Abschaffung. Welche Rolle spielen die Gewerbesteuereinnahmen für die Stadt Aichach?

Habermann: Mit einem Volumen von rund 7 Millionen Euro im Jahr ist die Gewerbesteuer neben der Einkommensteuer die wichtigste Einnahmequelle überhaupt und auch für uns unverzichtbar. Aber noch wichtiger ist: Sie ist das Band, das Kommune und Unternehmen/Gewerbebetrieb verbindet. Gewerbebetriebe werden heute praktisch aller Orts umworben. Quizfrage: Wäre das wohl auch so, wenn es keine Gewerbesteuer mehr gäbe?

myheimat: Das Kennzeichen einer effektiven Standortpolitik ist eine vorausschauende Gewerbepolitik. Als Stichwörter seien hier eine vernünftige Flächenbevorratung, günstige Hebesätze für die Gewerbesteuer und eine gute Verkehrsinfrastruktur genannt. Wie schneidet die Stadt Aichach bei den genannten Faktoren ab?

Habermann: Sehr gut, denke ich. Mehr als 6.500 Arbeitsplätze in Aichach und eine breit angelegte Branchenstruktur beweisen, dass wir gut aufgestellt sind. Wir liegen bei der Gewerbesteuer außerordentlich günstig - 320 Punkte - und sind geographisch hervorragend gelegen - mitten im Dreieck München-Augsburg-Ingolstadt. Die A 8 nach München ist inzwischen leistungsfähig ausgebaut und der 4-streifige Ausbau der B 300 steht bevor. Was will man mehr? Nicht umsonst sind wir in den vergangenen Jahren gegen den Trend gewachsen und haben auch an Arbeitsplätzen zugelegt.

myheimat: Kommen wir zum Gewerbepark an der B 300. Welche Unternehmen haben sich in diesem Bereich angesiedelt? Wodurch zeichnet sich der Gewerbepark an der B 300 aus?

Habermann: Sicherlich eher durch Kleinteiligkeit und einen gelungenen Branchenmix. Hier haben produzierende Unternehmen ebenso ihre Heimat gefunden wie Betriebe aus dem Hightech-Bereich oder der Logistik.

myheimat: Welche wirtschaftliche Bedeutung hat der Gewerbepark an der B 300 für die Stadt Aichach?

Habermann: Der Gewerbepark, den wir so ab 1997 sehr erfolgreich vermarktet haben, hat etablierten Aichacher Firmen Raum zur Expansion gegeben, aber auch neue, innovative Unternehmen aufgenommen. Im Anschluss an das Ecknacher Gewerbegebiet war er für uns sehr wichtig. Handicap war allerdings, dass nicht alle Flächen in städtischer Hand liegen.

myheimat: Stehen in diesem Gebiet noch verfügbare Flächen in unterschiedlicher Größe zum Verkauf bereit?

Habermann: Städtischerseits haben wir hier kaum mehr Restflächen. Aber es gibt durchaus noch Gewerbeflächen in privater Hand. Wir vermitteln hier gerne.

myheimat: In den letzten Jahren wurden wiederholt die Hebesätze für die Grund- und Gewerbesteuer gesenkt. Aktuell liegt der Hebesatz bei 320 v.H. Ist noch an eine weitere Senkung in diesem Bereich gedacht oder ist das „Ende der Fahnenstange“ erreicht?

Habermann: Wir sind damit heute schon konkurrenzlos günstig. An eine Erhöhung denken wir trotzdem definitiv nicht!

myheimat: Mit welchen „weichen“ Standortfaktoren kann die Stadt Aichach punkten?

Habermann: Mit unserer Verwaltung, die überaus kompetent und kundennah operiert, was gerade für Unternehmen wichtig ist. Und mit herausragenden "weichen Standortfaktoren", von den Schulen angefangen über die ärztliche Versorgung bis hin zu einer Wohn- und Aufenthaltsqualität, um die uns viele beneiden.

myheimat: Mit dem interkommunalen Gewerbegebiet der Stadt Aichach und der Gemeinde Dasing beschreiten Sie und Ihr Amtskollege Erich Nagl neue Wege. Ein Zweckverband „Interpark im Wittelsbacher Land“ wurde gegründet. Welche Hoffnungen verbinden Sie mit diesem Projekt?

Habermann: Wir können damit endlich auch große, zusammenhängende Flächen anbieten und das in bester Lage und Verkehrsanbindung. Und wir können durch diese interkommunale Zusammenarbeit Synergien nutzen, die Unternehmen und Kommune gleichermaßen zugute kommen.

myheimat: Wie viel soll der Quadratmeter im interkommunalen Gewerbegebiet nach der Erschließung kosten?

Habermann: Basis heute sind 75 Euro pro Quadratmeter, erschlossen. Ein guter, konkurrenzfähiger Preis, wie wir meinen!

myheimat: Welche Betriebe bzw. Unternehmen wollen Sie ins interkommunale Gewerbegebiet locken?

Habermann: Am liebsten produzierende Unternehmen, die viele Arbeits- und Ausbildungsplätze mitbringen. Bei den Branchen gibt es so gewisse Zielrichtungen: von Autozulieferern bis zum IT-Bereich. Aber grundsätzlich sind wir für fast alles offen!

Interview: Joachim Meyer, Bilder: Finnforest Merk GmbH, Redaktion

myheimat-Team:

Joachim Meyer aus Friedberg

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